Die Grenzboten. Jg. 4, 1845, I. Semester. Kein Diplomat, kein Söldnerheer Wird Euch die Größe erringen; Die eig'ne Flagge, das freie Meer -- Das ist's, worauf wir dringen. Der Brite, der Franke, der Russe sogar, Sie haben sich's errungen; Der Deutsche nur wartet von Jahr zu Jahr, Von seinem Werth durchdrungen. Des Deutschen Werth bleibt immer zurück, Er ruht in seinem Busen; Er heißt: das stille Familienglück Und die süße Gunst der Musen. Doch wär' es Zeit, und wär' mein Rath, Damit nicht länger zu prahlen, Und endlich mit eigner deutscher That Die fremden Thaten zu zahlen. D'rum Zoll-Verein, dich preis' ich hoch, Du bist doch ein Beginnen, Und wer den Einsatz leistet, kann doch Einmal den Trumpf gewinnen. D'rum Zollverein, du knospend Kind, Magst bald zur Blum' aufbrechen, Und wann die Gedanken erst zollfrei sind, Dann wollen wir weiter sprechen. Der stürmische Beifall, der diesem Gedichte folgte und kein Ende Ein komisch rührender Toast war der des ungarischen Hofagen- Kein Diplomat, kein Söldnerheer Wird Euch die Größe erringen; Die eig'ne Flagge, das freie Meer — Das ist's, worauf wir dringen. Der Brite, der Franke, der Russe sogar, Sie haben sich's errungen; Der Deutsche nur wartet von Jahr zu Jahr, Von seinem Werth durchdrungen. Des Deutschen Werth bleibt immer zurück, Er ruht in seinem Busen; Er heißt: das stille Familienglück Und die süße Gunst der Musen. Doch wär' es Zeit, und wär' mein Rath, Damit nicht länger zu prahlen, Und endlich mit eigner deutscher That Die fremden Thaten zu zahlen. D'rum Zoll-Verein, dich preis' ich hoch, Du bist doch ein Beginnen, Und wer den Einsatz leistet, kann doch Einmal den Trumpf gewinnen. D'rum Zollverein, du knospend Kind, Magst bald zur Blum' aufbrechen, Und wann die Gedanken erst zollfrei sind, Dann wollen wir weiter sprechen. Der stürmische Beifall, der diesem Gedichte folgte und kein Ende Ein komisch rührender Toast war der des ungarischen Hofagen- <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0074" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/269491"/> <lg xml:id="POEMID_3" type="poem"> <l> Kein Diplomat, kein Söldnerheer<lb/> Wird Euch die Größe erringen;<lb/> Die eig'ne Flagge, das freie Meer —<lb/> Das ist's, worauf wir dringen.</l> <l> Der Brite, der Franke, der Russe sogar,<lb/> Sie haben sich's errungen;<lb/> Der Deutsche nur wartet von Jahr zu Jahr,<lb/> Von seinem Werth durchdrungen.</l> <l> Des Deutschen Werth bleibt immer zurück,<lb/> Er ruht in seinem Busen;<lb/> Er heißt: das stille Familienglück<lb/> Und die süße Gunst der Musen.<lb/></l> <l> Doch wär' es Zeit, und wär' mein Rath,<lb/> Damit nicht länger zu prahlen,<lb/> Und endlich mit eigner deutscher That<lb/> Die fremden Thaten zu zahlen.</l> <l> D'rum Zoll-Verein, dich preis' ich hoch,<lb/> Du bist doch ein Beginnen,<lb/> Und wer den Einsatz leistet, kann doch<lb/> Einmal den Trumpf gewinnen.</l> <l> D'rum Zollverein, du knospend Kind,<lb/> Magst bald zur Blum' aufbrechen,<lb/> Und wann die Gedanken erst zollfrei sind,<lb/> Dann wollen wir weiter sprechen.</l> </lg><lb/> <p xml:id="ID_183"> Der stürmische Beifall, der diesem Gedichte folgte und kein Ende<lb/> nehmen zu wollen schien, zeigte die eigentliche Gesinnung der<lb/> ganzen Versammlung. Die Verse sind kein Meisterstück, aber der<lb/> Inhalt spricht so ziemlich die innersten Gedanken aus, den alle Klas¬<lb/> sen der österreichischen Bevölkerung theilen, die unter den 15,0 Gästen<lb/> ihre Repräsentanten hatte. Die darauf folgenden Toaste auf ein eini¬<lb/> ges Deutschland :e. wurden mit Begeisterung aufgenommen. Der<lb/> amerikanische Consul Schwarz brachte, mir Anspielung auf List's frü¬<lb/> here Wirksamkeit, einen dahinzielenden Toast; das freie Nordamerika<lb/> bei einem österreichischen Meeting, zu Ehren eines ehemals politischen<lb/> Verbannten!</p><lb/> <p xml:id="ID_184" next="#ID_185"> Ein komisch rührender Toast war der des ungarischen Hofagen-<lb/> ten Kieß, der mit dem seinen Landsleuten eigenthümlichen ungarisch-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0074]
Kein Diplomat, kein Söldnerheer
Wird Euch die Größe erringen;
Die eig'ne Flagge, das freie Meer —
Das ist's, worauf wir dringen. Der Brite, der Franke, der Russe sogar,
Sie haben sich's errungen;
Der Deutsche nur wartet von Jahr zu Jahr,
Von seinem Werth durchdrungen. Des Deutschen Werth bleibt immer zurück,
Er ruht in seinem Busen;
Er heißt: das stille Familienglück
Und die süße Gunst der Musen.
Doch wär' es Zeit, und wär' mein Rath,
Damit nicht länger zu prahlen,
Und endlich mit eigner deutscher That
Die fremden Thaten zu zahlen. D'rum Zoll-Verein, dich preis' ich hoch,
Du bist doch ein Beginnen,
Und wer den Einsatz leistet, kann doch
Einmal den Trumpf gewinnen. D'rum Zollverein, du knospend Kind,
Magst bald zur Blum' aufbrechen,
Und wann die Gedanken erst zollfrei sind,
Dann wollen wir weiter sprechen.
Der stürmische Beifall, der diesem Gedichte folgte und kein Ende
nehmen zu wollen schien, zeigte die eigentliche Gesinnung der
ganzen Versammlung. Die Verse sind kein Meisterstück, aber der
Inhalt spricht so ziemlich die innersten Gedanken aus, den alle Klas¬
sen der österreichischen Bevölkerung theilen, die unter den 15,0 Gästen
ihre Repräsentanten hatte. Die darauf folgenden Toaste auf ein eini¬
ges Deutschland :e. wurden mit Begeisterung aufgenommen. Der
amerikanische Consul Schwarz brachte, mir Anspielung auf List's frü¬
here Wirksamkeit, einen dahinzielenden Toast; das freie Nordamerika
bei einem österreichischen Meeting, zu Ehren eines ehemals politischen
Verbannten!
Ein komisch rührender Toast war der des ungarischen Hofagen-
ten Kieß, der mit dem seinen Landsleuten eigenthümlichen ungarisch-
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