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Die Grenzboten. Jg. 4, 1845, I. Semester.

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bedeckt, um die Luft dein Wasser nicht zu entziehen und dieses zu
verderbe".

Eines dieser Bretter hob Rehfer jetzt, da das Haus hoher als
die Cisterne stand und er den oberen Rand derselbe", wenn er sich
über die Galerie bog, gerade mit der Hand erreichen konnte, in die
Hohe, Wolf schlüpfte darunter durch und die Stange, von der sein
Retter gesprochen hatte, mit den Händen ergreifend und daran hin-
unterrutschend, ließ er sich bis an den Hals in das keineswegs kalte
Wasser hinab. Es war aber die höchste'Zeit gewesen, denn kaum
hatte Rehfer wieder die Thüre seiner Stube hinter sich in'ö Schloß
gedrückt, als die Menge hcranstürmte und, ohne erst um Erlaubniß
zu fragen, das ganze Haus von oben bis unten hin, den Entflohe¬
nen oder Versteckten zu finden; durchschwärmte. Kein Kamin, kein
Schornstein wurde vergessen; unter das, auf vier Fuß hohen Back¬
steinsäulen gebaute Haus krochen sie nach allen Richtungen, die
Stätte, die Küche, die VorrathSkanimer, die Ncgerwohnungen, Alles,
Alles ward auf das Genaueste untersucht; selbst die Betten in Neh-
fer's Stube entgingen nicht, wie dieser richtig vorhergesehn hatte, der
allgemeinen Visitation. ES war aber umsonst, der Pedlar blieb ver¬
schwunden, denn an die mit Wasser gefüllte Cisterne dachte Nie¬
mand.

-- Hol's der Henker, Rehfer, meinte endlich ein Sattler von
Se. Franciöville, den die Anderen "Kapitän" nannten, Ihr müßt den
Burschen gut versteckt haben, oder er kann sich unsichtbar machen.
Verdammt will ich sein, wenn ich weiß, auf welche Art er fort ist,
bei Fritz steckt er auch nicht, da leg ich einen Eid drauf ab, jeden
Winkel haben wir durchsucht, selbst die Gefängnisse hat er aufschließen
müssen, aber das ist gewiß, zum Vorschein soll er wieder kommen,
denn wir gehen nicht vom Platze weg, bis er da ist!

-- Nun, sagte Rehfer, dann richten Sie sich nur auf eine lange
Zeit ein; ich glaube nicht, daß Der Luisiana oder wenigstens den
Feliciana- und Pointe-Coup^e-Pansh je wieder mit seiner Gegenwart
beehrt, er hat ein Haar darin gefunden -- aber --

-- Hollah -- was ist das? rief der Kapitän, aufmerksam wer¬
dend, plätscherte nicht etwas in der Cisterne? Der Hund wird doch
nicht --


bedeckt, um die Luft dein Wasser nicht zu entziehen und dieses zu
verderbe».

Eines dieser Bretter hob Rehfer jetzt, da das Haus hoher als
die Cisterne stand und er den oberen Rand derselbe», wenn er sich
über die Galerie bog, gerade mit der Hand erreichen konnte, in die
Hohe, Wolf schlüpfte darunter durch und die Stange, von der sein
Retter gesprochen hatte, mit den Händen ergreifend und daran hin-
unterrutschend, ließ er sich bis an den Hals in das keineswegs kalte
Wasser hinab. Es war aber die höchste'Zeit gewesen, denn kaum
hatte Rehfer wieder die Thüre seiner Stube hinter sich in'ö Schloß
gedrückt, als die Menge hcranstürmte und, ohne erst um Erlaubniß
zu fragen, das ganze Haus von oben bis unten hin, den Entflohe¬
nen oder Versteckten zu finden; durchschwärmte. Kein Kamin, kein
Schornstein wurde vergessen; unter das, auf vier Fuß hohen Back¬
steinsäulen gebaute Haus krochen sie nach allen Richtungen, die
Stätte, die Küche, die VorrathSkanimer, die Ncgerwohnungen, Alles,
Alles ward auf das Genaueste untersucht; selbst die Betten in Neh-
fer's Stube entgingen nicht, wie dieser richtig vorhergesehn hatte, der
allgemeinen Visitation. ES war aber umsonst, der Pedlar blieb ver¬
schwunden, denn an die mit Wasser gefüllte Cisterne dachte Nie¬
mand.

— Hol's der Henker, Rehfer, meinte endlich ein Sattler von
Se. Franciöville, den die Anderen „Kapitän" nannten, Ihr müßt den
Burschen gut versteckt haben, oder er kann sich unsichtbar machen.
Verdammt will ich sein, wenn ich weiß, auf welche Art er fort ist,
bei Fritz steckt er auch nicht, da leg ich einen Eid drauf ab, jeden
Winkel haben wir durchsucht, selbst die Gefängnisse hat er aufschließen
müssen, aber das ist gewiß, zum Vorschein soll er wieder kommen,
denn wir gehen nicht vom Platze weg, bis er da ist!

— Nun, sagte Rehfer, dann richten Sie sich nur auf eine lange
Zeit ein; ich glaube nicht, daß Der Luisiana oder wenigstens den
Feliciana- und Pointe-Coup^e-Pansh je wieder mit seiner Gegenwart
beehrt, er hat ein Haar darin gefunden — aber —

— Hollah — was ist das? rief der Kapitän, aufmerksam wer¬
dend, plätscherte nicht etwas in der Cisterne? Der Hund wird doch
nicht —


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 4, 1845, I. Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341548_269416/566>, abgerufen am 23.07.2024.