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Die Grenzboten. Jg. 4, 1845, I. Semester.

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fleißes ihnen als scheinbares Argument für die Gefahrlosigkeit eines
Jollanschlusses der Monarchie an den großen Mauthverband Deutsch¬
lands dienen dürfte. Die Regierung hat die Grundsätze veröffentlicht,
nach welchen sie bei der angekündigten Exposition des einheimischen
Kunstfleißes zu verfahren gedenkt, und da muß man denn allerdings
bekennen, daß sich dieselbe die preußischen Erfahrungen redlich zu Her¬
zen genommen und manchen Mißgriff vermieden hat, der in Berlin
aus Unkenntniß der Dinge begangen und erst nachträglich verbessert
wurde. Die Portosreiheit aller Einsendungen ist gleich von vornherein
zugestanden, und der Staat übernimmt vom Augenblicke der Uebergabe
auch die Haftung für das ihm anvertraute Gut, was nicht mehr als
billig scheint. Die Anmeldungssrist erstreckt sich vom 1. März bis
30. April, und die Zeit der Ausstellung beginnt mit dem ,15. Mai
und schließt mit dem 15,. Juli 1845. Als Preise sollen Medaillen
von Gold, Silber und Bronze vertheilt werden, das projectirte silberne
Ehrenkreuz, welches für bürgerliches Verdienst bestimmt war und auch
Schriftstellern u. f. w. verliehen werden sollte, scheint also nicht zu
Stande gekommen zu sein.

In Betreff der Verpflichtung, die Zahl der beschäftigten Arbeiter,
den Bezug der Rohstoffe, die Ziffer des Absatzes, mit einem Worte,
den Umfang des Geschäftsbetriebes anzugeben, scheint man es hier
eben nicht strenge nehmen zu wollen, doch würde man es ohne Zwei¬
fel sehr gerne sehen, wenn nicht hinter dem Berge gehalten wird; allein in die¬
ser Sache wird die patriotische Prunksucht und die Lockstimme der
persönlichen Eitelkeit gar sehr im Zaume gehalten von der nicht unbe¬
gründeten Besorgniß, diese freundschaftlichen Offenbarungen dürften
von Seite der Steuerbehörde zu ihren Zwecken benutzt werden, was
denn auch schon mehrere Male vorgekommen ist und die Harmlosig¬
keit der Industriellen sehr herabgestimmt hat.

Der vom Hofbaurath Sprenger entworfene Plan zu einer Indu-
striehalle ist bereits genehmigt worden, weil die eigentlich zu diesem
Zwecke hergestellten Säle, etwelche dreißig an der Zahl im Gebäude
des polytechnischen Instituts, kaum ausreichen dürften und die Beleuch¬
tung so spärlich ausgefallen ist, daß eine genaue Besichtigung, beson¬
ders der minutiösen Gegenstände bei Regenhimmel zumal ganz un¬
möglich und somit die Absicht der Exposition nur höchst unvollkommen
erreicht wäre. Die Industriehalle kommt nun auf den Rasenplatz
vor dem polytechnischen Institut zu stehen und wird mittelst Galerien
mit den zu gleichem Zwecke verwendeten Sälen des erwähnten Gebäu¬
des in Verbindung gesetzt werden; das Licht fällt von oben herein
und an Eleganz wird Nichts gespart werden, um die Halle, deren
Kosten auf fünfundfünfzigtaufend Gulden angeschlagen sind, als eine
würdige Behausung Merkurs erscheinen zu lassen. Man hofft auf el
nen solchen Andrang von Einsendungen, daß schon die Rede davo


fleißes ihnen als scheinbares Argument für die Gefahrlosigkeit eines
Jollanschlusses der Monarchie an den großen Mauthverband Deutsch¬
lands dienen dürfte. Die Regierung hat die Grundsätze veröffentlicht,
nach welchen sie bei der angekündigten Exposition des einheimischen
Kunstfleißes zu verfahren gedenkt, und da muß man denn allerdings
bekennen, daß sich dieselbe die preußischen Erfahrungen redlich zu Her¬
zen genommen und manchen Mißgriff vermieden hat, der in Berlin
aus Unkenntniß der Dinge begangen und erst nachträglich verbessert
wurde. Die Portosreiheit aller Einsendungen ist gleich von vornherein
zugestanden, und der Staat übernimmt vom Augenblicke der Uebergabe
auch die Haftung für das ihm anvertraute Gut, was nicht mehr als
billig scheint. Die Anmeldungssrist erstreckt sich vom 1. März bis
30. April, und die Zeit der Ausstellung beginnt mit dem ,15. Mai
und schließt mit dem 15,. Juli 1845. Als Preise sollen Medaillen
von Gold, Silber und Bronze vertheilt werden, das projectirte silberne
Ehrenkreuz, welches für bürgerliches Verdienst bestimmt war und auch
Schriftstellern u. f. w. verliehen werden sollte, scheint also nicht zu
Stande gekommen zu sein.

In Betreff der Verpflichtung, die Zahl der beschäftigten Arbeiter,
den Bezug der Rohstoffe, die Ziffer des Absatzes, mit einem Worte,
den Umfang des Geschäftsbetriebes anzugeben, scheint man es hier
eben nicht strenge nehmen zu wollen, doch würde man es ohne Zwei¬
fel sehr gerne sehen, wenn nicht hinter dem Berge gehalten wird; allein in die¬
ser Sache wird die patriotische Prunksucht und die Lockstimme der
persönlichen Eitelkeit gar sehr im Zaume gehalten von der nicht unbe¬
gründeten Besorgniß, diese freundschaftlichen Offenbarungen dürften
von Seite der Steuerbehörde zu ihren Zwecken benutzt werden, was
denn auch schon mehrere Male vorgekommen ist und die Harmlosig¬
keit der Industriellen sehr herabgestimmt hat.

Der vom Hofbaurath Sprenger entworfene Plan zu einer Indu-
striehalle ist bereits genehmigt worden, weil die eigentlich zu diesem
Zwecke hergestellten Säle, etwelche dreißig an der Zahl im Gebäude
des polytechnischen Instituts, kaum ausreichen dürften und die Beleuch¬
tung so spärlich ausgefallen ist, daß eine genaue Besichtigung, beson¬
ders der minutiösen Gegenstände bei Regenhimmel zumal ganz un¬
möglich und somit die Absicht der Exposition nur höchst unvollkommen
erreicht wäre. Die Industriehalle kommt nun auf den Rasenplatz
vor dem polytechnischen Institut zu stehen und wird mittelst Galerien
mit den zu gleichem Zwecke verwendeten Sälen des erwähnten Gebäu¬
des in Verbindung gesetzt werden; das Licht fällt von oben herein
und an Eleganz wird Nichts gespart werden, um die Halle, deren
Kosten auf fünfundfünfzigtaufend Gulden angeschlagen sind, als eine
würdige Behausung Merkurs erscheinen zu lassen. Man hofft auf el
nen solchen Andrang von Einsendungen, daß schon die Rede davo


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 4, 1845, I. Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341548_269416/52>, abgerufen am 22.07.2024.