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Die Grenzboten. Jg. 4, 1845, I. Semester.

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wie wir in Deutschland sie selten, am häusigsten noch im Böhmer-
walde in derselben Nacht erblicken. -- Wir stiegen auf den Thurm
des Jnspectorhauses. Der Himmel war wieder blau; in klarster
Schönheit strahlte der Vollmond auf Land und See hernieder. In
einem silbernen Lichtdufte schimmerten die Waldwipfel und wie ein
Krystallgürtel glitzerte ringsum das Meer. Zwischen beiden aber lief
ein glutrothcs Duftbaud, der Abglanz der Johannisfeuer des Stran¬
des; hier und da strahlte solcher Schein selbst aus den Lücken des
Waldes empor; ja wie einzelne Funken hüpften die Flammen am
meilcnfernen User des Meerbusens. Dazu tönte es bald lauter, bald
leiser ^"Ku I^ixKo! LixKo ^t>>n! und das Meeresrauschen und das
Waldrauschen klangen unscheinbar in einander. Aber jdraußm in
der stillen Krystallfluth zog ein Schiff ruhig und leicht, mit wallenden
Segeln durch die Mondscheiimacht.

So endete dieser Vorabend des Festes Johannes Baptista.




wie wir in Deutschland sie selten, am häusigsten noch im Böhmer-
walde in derselben Nacht erblicken. — Wir stiegen auf den Thurm
des Jnspectorhauses. Der Himmel war wieder blau; in klarster
Schönheit strahlte der Vollmond auf Land und See hernieder. In
einem silbernen Lichtdufte schimmerten die Waldwipfel und wie ein
Krystallgürtel glitzerte ringsum das Meer. Zwischen beiden aber lief
ein glutrothcs Duftbaud, der Abglanz der Johannisfeuer des Stran¬
des; hier und da strahlte solcher Schein selbst aus den Lücken des
Waldes empor; ja wie einzelne Funken hüpften die Flammen am
meilcnfernen User des Meerbusens. Dazu tönte es bald lauter, bald
leiser ^»Ku I^ixKo! LixKo ^t>>n! und das Meeresrauschen und das
Waldrauschen klangen unscheinbar in einander. Aber jdraußm in
der stillen Krystallfluth zog ein Schiff ruhig und leicht, mit wallenden
Segeln durch die Mondscheiimacht.

So endete dieser Vorabend des Festes Johannes Baptista.




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[0478] wie wir in Deutschland sie selten, am häusigsten noch im Böhmer- walde in derselben Nacht erblicken. — Wir stiegen auf den Thurm des Jnspectorhauses. Der Himmel war wieder blau; in klarster Schönheit strahlte der Vollmond auf Land und See hernieder. In einem silbernen Lichtdufte schimmerten die Waldwipfel und wie ein Krystallgürtel glitzerte ringsum das Meer. Zwischen beiden aber lief ein glutrothcs Duftbaud, der Abglanz der Johannisfeuer des Stran¬ des; hier und da strahlte solcher Schein selbst aus den Lücken des Waldes empor; ja wie einzelne Funken hüpften die Flammen am meilcnfernen User des Meerbusens. Dazu tönte es bald lauter, bald leiser ^»Ku I^ixKo! LixKo ^t>>n! und das Meeresrauschen und das Waldrauschen klangen unscheinbar in einander. Aber jdraußm in der stillen Krystallfluth zog ein Schiff ruhig und leicht, mit wallenden Segeln durch die Mondscheiimacht. So endete dieser Vorabend des Festes Johannes Baptista.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 4, 1845, I. Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341548_269416/478>, abgerufen am 22.07.2024.