Die Grenzboten. Jg. 4, 1845, I. Semester.die Sympathien der deutschen und magyarischen Bevölkerungen des Verlassen wir nun den Salon dieser ausländischen Diplomaten -- "Und Sie glauben, es sei Alles so buchstäblich wahr?" -- "Aber der heutige Bericht an die Staatskanzlei?" -- "Sie vergessen die Berichte aus der Zeit der Kölner-Dom¬ -- "Aber wie kömmt es, daß alle Journale, deutsche, französische, --"Was das Schlimmste für uns ist, daß alle diese Blätter Der militärische alte Herr hat indessen seine Partie beendigt und -- "Wollen Sie meine unmaßgebliche Meinung hören?" -- fragt die Sympathien der deutschen und magyarischen Bevölkerungen des Verlassen wir nun den Salon dieser ausländischen Diplomaten — „Und Sie glauben, es sei Alles so buchstäblich wahr?" — „Aber der heutige Bericht an die Staatskanzlei?" — „Sie vergessen die Berichte aus der Zeit der Kölner-Dom¬ — „Aber wie kömmt es, daß alle Journale, deutsche, französische, --„Was das Schlimmste für uns ist, daß alle diese Blätter Der militärische alte Herr hat indessen seine Partie beendigt und — „Wollen Sie meine unmaßgebliche Meinung hören?" — fragt <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0431" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/269846"/> <p xml:id="ID_1221" prev="#ID_1220"> die Sympathien der deutschen und magyarischen Bevölkerungen des<lb/> Kaiserstaats Nichts? Ihr Herz wendet sich offenbar zu Deutschland<lb/> und nicht zu Nußland. Auf keinen Fall also hat Deutschland zu<lb/> fürchten, Oesterreich gegen sich zu sehen."---</p><lb/> <p xml:id="ID_1222"> Verlassen wir nun den Salon dieser ausländischen Diplomaten<lb/> und begeben wir uns, sobald das Theater zu Ende ist, in einen<lb/> jener Paläste, welche in oder hinter der Herrngasse sich befinden.<lb/> Es ist Theezeit. Mehrere Damen sitzen neben einem alten Herrn am<lb/> Whisttische. Drei andere Herrn stehen in einer Gruppe und sprechen<lb/> fast flüsternd. Der alte Herr am Spieltische ist in militärischer Uni¬<lb/> form, die einen hohen Nang andeutet, und trotz seines Spiels scheint<lb/> er dem Gespräch in der Ecke ein aufmerksames Ohr zu leihen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1223"> — „Und Sie glauben, es sei Alles so buchstäblich wahr?"</p><lb/> <p xml:id="ID_1224"> — „Aber der heutige Bericht an die Staatskanzlei?"</p><lb/> <p xml:id="ID_1225"> — „Sie vergessen die Berichte aus der Zeit der Kölner-Dom¬<lb/> reden! Was hat man nicht alles erwartet und was erfolgte? Ihr<lb/> Herrn allarmirt Euch gleich. Verlassen Sie sich darauf, der König<lb/> wird weder die französische, noch die englische Konstitution in Preu¬<lb/> ßen einführen. Oder glauben Sie, daß der zukünftige Thronerbe,<lb/> der dann den Staat nach einem Muster zu regieren haben wird, wie<lb/> keiner seiner Vorfahren, dazu schweigen kann? Glauben Sie, daß<lb/> Kaiser Nikolaus, dessen Einfluß aus seinen Schwager bekannt ist,<lb/> ruhig mit ansehen kann, daß die constitutionelle Rede- und Druckfrei¬<lb/> heit an den Thoren Polens, in Schlesien und Posen Feuer in's<lb/> Pulverfaß wirft?"</p><lb/> <p xml:id="ID_1226"> — „Aber wie kömmt es, daß alle Journale, deutsche, französische,<lb/> wie englische, gleichzeitig von diesen constitutionellen Plänen des Kö¬<lb/> nigs sprechen? Daß unsere Privatbriefe aus Berlin Aehnliches mel¬<lb/> den?"</p><lb/> <p xml:id="ID_1227"> --„Was das Schlimmste für uns ist, daß alle diese Blätter<lb/> Oesterreich als das einzige Hinderniß schildern, das den König von<lb/> seinem Plane abzubringen scheint. Man nährt dieses Gerücht offen¬<lb/> bar auf Kosten unsers Rufs."</p><lb/> <p xml:id="ID_1228"> Der militärische alte Herr hat indessen seine Partie beendigt und<lb/> sich der Gruppe genähert.</p><lb/> <p xml:id="ID_1229" next="#ID_1230"> — „Wollen Sie meine unmaßgebliche Meinung hören?" — fragt<lb/> er mit etwas leidenschaftlicher Stimme, während die andern Drei sich</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0431]
die Sympathien der deutschen und magyarischen Bevölkerungen des
Kaiserstaats Nichts? Ihr Herz wendet sich offenbar zu Deutschland
und nicht zu Nußland. Auf keinen Fall also hat Deutschland zu
fürchten, Oesterreich gegen sich zu sehen."---
Verlassen wir nun den Salon dieser ausländischen Diplomaten
und begeben wir uns, sobald das Theater zu Ende ist, in einen
jener Paläste, welche in oder hinter der Herrngasse sich befinden.
Es ist Theezeit. Mehrere Damen sitzen neben einem alten Herrn am
Whisttische. Drei andere Herrn stehen in einer Gruppe und sprechen
fast flüsternd. Der alte Herr am Spieltische ist in militärischer Uni¬
form, die einen hohen Nang andeutet, und trotz seines Spiels scheint
er dem Gespräch in der Ecke ein aufmerksames Ohr zu leihen.
— „Und Sie glauben, es sei Alles so buchstäblich wahr?"
— „Aber der heutige Bericht an die Staatskanzlei?"
— „Sie vergessen die Berichte aus der Zeit der Kölner-Dom¬
reden! Was hat man nicht alles erwartet und was erfolgte? Ihr
Herrn allarmirt Euch gleich. Verlassen Sie sich darauf, der König
wird weder die französische, noch die englische Konstitution in Preu¬
ßen einführen. Oder glauben Sie, daß der zukünftige Thronerbe,
der dann den Staat nach einem Muster zu regieren haben wird, wie
keiner seiner Vorfahren, dazu schweigen kann? Glauben Sie, daß
Kaiser Nikolaus, dessen Einfluß aus seinen Schwager bekannt ist,
ruhig mit ansehen kann, daß die constitutionelle Rede- und Druckfrei¬
heit an den Thoren Polens, in Schlesien und Posen Feuer in's
Pulverfaß wirft?"
— „Aber wie kömmt es, daß alle Journale, deutsche, französische,
wie englische, gleichzeitig von diesen constitutionellen Plänen des Kö¬
nigs sprechen? Daß unsere Privatbriefe aus Berlin Aehnliches mel¬
den?"
--„Was das Schlimmste für uns ist, daß alle diese Blätter
Oesterreich als das einzige Hinderniß schildern, das den König von
seinem Plane abzubringen scheint. Man nährt dieses Gerücht offen¬
bar auf Kosten unsers Rufs."
Der militärische alte Herr hat indessen seine Partie beendigt und
sich der Gruppe genähert.
— „Wollen Sie meine unmaßgebliche Meinung hören?" — fragt
er mit etwas leidenschaftlicher Stimme, während die andern Drei sich
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