Die Grenzboten. Jg. 4, 1845, I. Semester.geboten haben, und die allgemeinen Literaturzeitungen, so wird man An Handbüchern der Geschichte für Schulen fehlt es nicht, im geboten haben, und die allgemeinen Literaturzeitungen, so wird man An Handbüchern der Geschichte für Schulen fehlt es nicht, im <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0384" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/269799"/> <p xml:id="ID_1124" prev="#ID_1123"> geboten haben, und die allgemeinen Literaturzeitungen, so wird man<lb/> finden, daß es weder an Sinn für historische Forschungen, noch an<lb/> Gelegenheit zu deren Niederlegung fehlt, wohl aber an einem Haupt¬<lb/> organ für Geschichte selbst.</p><lb/> <p xml:id="ID_1125" next="#ID_1126"> An Handbüchern der Geschichte für Schulen fehlt es nicht, im<lb/> Gegentheil gibt es deren so viele und brauchbare, daß es unbegreif¬<lb/> lich ist, wie jährlich eine Menge neuer noch zum Vorschein kommen,<lb/> ohne irgendwo Besseres als die bereits vorhandenen zu bringen. An<lb/> kleineren Weltgeschichten für's Volk ist auch kein Mangel. Au¬<lb/> ßer der von Steg er erscheint auch eine von Held und<lb/> Corvin, welche sich durch ihre Illustrationen Bahn brechen wird.<lb/> An einer guten Weltgeschichte in größerem Maßstabe für das Volk<lb/> fehlte es bislang. Die von Becker und Rotteck füllten einstweilen<lb/> die Lücke aus. Aber die erstere, ursprünglich für die Jugend geschrie¬<lb/> ben, ist in ihren Ueberarbeitungen eine regellose Masse geworden,<lb/> welche nur gute einzelne Partien enthält. Letztere, für ein hochge¬<lb/> bildetes Publicum berechnet, wird durch ihre Freisinnigkeit, Gedrun¬<lb/> genheit und Kraft der Sprache, durch ihre Begeisterung und ihren<lb/> Adel stets eine Zierde unserer Literatur bleiben; aber es läßt sich nicht<lb/> läugnen, daß sie viele Einseitigkeiten und dabei oft dürftige wissen¬<lb/> schaftliche Grundlagen hat, und daß insbesondere die alte und selbst<lb/> die mittlere Geschichte an Gehalt den letzten Bänden sehr nachsteht.<lb/> Mit großer Freude ward demnach die Weltgeschichte von Schlosser<lb/> begrüßt. Doch ist nicht er, sondern einer seiner wackern Schüler,<lb/> Kriegk, an die Ausführung gegangen. Die bereits erschiene¬<lb/> nen Hefte zeigen von großem Fleiß, von Gewissenhaftigkeit und<lb/> Klarheit. Es läßt sich daraus bereits schließen, daß sie die beste<lb/> Weltgeschichte für's deutsche Volk werden wird; doch ich vermisse da¬<lb/> rin Wärme und Begeisterung; dies mag seinen Grund darin haben,<lb/> daß Kriegk mit aller Gewissenhaftigkeit die Quintessenz der Schlosserschen<lb/> Forschungen zu geben bemüht ist, und in diesem Streben mehr im<lb/> Stoffe, als über dem Stoffe steht. Die ausziehende und zusammen¬<lb/> fügende Hand sollte weniger sichtbar sein! Mit dem sechsten Bande<lb/> ist auch Leo's Weltgeschichte beendigt, ein Werk voll Geist und Ge¬<lb/> lehrsamkeit, aber unsystematisch geordnet und voller Sonderbarkeiten<lb/> und Verkehrtheiten. Es ist Schade, Schade für die Wissenschaft und<lb/> Jugend, daß ein so mächtiger Kopf, wie Leo von Haus aus war,</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0384]
geboten haben, und die allgemeinen Literaturzeitungen, so wird man
finden, daß es weder an Sinn für historische Forschungen, noch an
Gelegenheit zu deren Niederlegung fehlt, wohl aber an einem Haupt¬
organ für Geschichte selbst.
An Handbüchern der Geschichte für Schulen fehlt es nicht, im
Gegentheil gibt es deren so viele und brauchbare, daß es unbegreif¬
lich ist, wie jährlich eine Menge neuer noch zum Vorschein kommen,
ohne irgendwo Besseres als die bereits vorhandenen zu bringen. An
kleineren Weltgeschichten für's Volk ist auch kein Mangel. Au¬
ßer der von Steg er erscheint auch eine von Held und
Corvin, welche sich durch ihre Illustrationen Bahn brechen wird.
An einer guten Weltgeschichte in größerem Maßstabe für das Volk
fehlte es bislang. Die von Becker und Rotteck füllten einstweilen
die Lücke aus. Aber die erstere, ursprünglich für die Jugend geschrie¬
ben, ist in ihren Ueberarbeitungen eine regellose Masse geworden,
welche nur gute einzelne Partien enthält. Letztere, für ein hochge¬
bildetes Publicum berechnet, wird durch ihre Freisinnigkeit, Gedrun¬
genheit und Kraft der Sprache, durch ihre Begeisterung und ihren
Adel stets eine Zierde unserer Literatur bleiben; aber es läßt sich nicht
läugnen, daß sie viele Einseitigkeiten und dabei oft dürftige wissen¬
schaftliche Grundlagen hat, und daß insbesondere die alte und selbst
die mittlere Geschichte an Gehalt den letzten Bänden sehr nachsteht.
Mit großer Freude ward demnach die Weltgeschichte von Schlosser
begrüßt. Doch ist nicht er, sondern einer seiner wackern Schüler,
Kriegk, an die Ausführung gegangen. Die bereits erschiene¬
nen Hefte zeigen von großem Fleiß, von Gewissenhaftigkeit und
Klarheit. Es läßt sich daraus bereits schließen, daß sie die beste
Weltgeschichte für's deutsche Volk werden wird; doch ich vermisse da¬
rin Wärme und Begeisterung; dies mag seinen Grund darin haben,
daß Kriegk mit aller Gewissenhaftigkeit die Quintessenz der Schlosserschen
Forschungen zu geben bemüht ist, und in diesem Streben mehr im
Stoffe, als über dem Stoffe steht. Die ausziehende und zusammen¬
fügende Hand sollte weniger sichtbar sein! Mit dem sechsten Bande
ist auch Leo's Weltgeschichte beendigt, ein Werk voll Geist und Ge¬
lehrsamkeit, aber unsystematisch geordnet und voller Sonderbarkeiten
und Verkehrtheiten. Es ist Schade, Schade für die Wissenschaft und
Jugend, daß ein so mächtiger Kopf, wie Leo von Haus aus war,
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