Die Grenzboten. Jg. 4, 1845, I. Semester.Kurze Uebersicht der neuesten Erscheinungen der historischen Literatur. Wir leben in einer Zeit der Vielschreiberei. Wie viel von dem, Wir haben seit Thun's Trennung von Hinrichs jetzt zwei halb¬ Das Feld der Geschichte ist auch dieses Mal reich angebaut. An einer Zeitschrift für die Geschichtswissenschaft in großem Kurze Uebersicht der neuesten Erscheinungen der historischen Literatur. Wir leben in einer Zeit der Vielschreiberei. Wie viel von dem, Wir haben seit Thun's Trennung von Hinrichs jetzt zwei halb¬ Das Feld der Geschichte ist auch dieses Mal reich angebaut. An einer Zeitschrift für die Geschichtswissenschaft in großem <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0382" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/269797"/> </div> </div> <div n="1"> <head> Kurze Uebersicht der neuesten Erscheinungen der<lb/> historischen Literatur.</head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p xml:id="ID_1118"> Wir leben in einer Zeit der Vielschreiberei. Wie viel von dem,<lb/> was im verflossenen Halbjahr die Presse verlassen hat, wird schon<lb/> im nächsten Decennium der Vergessenheit anheimgefallen sein! Und<lb/> nach einem Säculum? Welche von den vielen tausend Büchern die¬<lb/> ses einen Halbjahres mögen dann wohl noch genannt werden?</p><lb/> <p xml:id="ID_1119"> Wir haben seit Thun's Trennung von Hinrichs jetzt zwei halb¬<lb/> jährige Bücherverzeichnisse. Es ist schwer zu bestimmen, welchem von<lb/> beiden man den Vorzug geben soll. Beide gewähren durch die vor¬<lb/> ausgeschickten einzelnen Rubriken einen nützlichen Ueberblick in jede<lb/> einzelne Wissenschaft. Bleiben wir bei der Rubrik der Geschichte ste¬<lb/> hen, was gibt es da für interessante Neuigkeiten?</p><lb/> <p xml:id="ID_1120"> Das Feld der Geschichte ist auch dieses Mal reich angebaut.<lb/> Im Betreff der Quantität ist keine Klage möglich, im Betreff der<lb/> Qualität könnte die Ernte reicher ausgefallen sein. Ausgezeichnete<lb/> Originalwerke sind dünn emporgesproßt. Das nimmt in sofern kein<lb/> Wunder, als Quellenstudium mühsam ist und nicht blos Jahre, son¬<lb/> dern oft ein Menschenleben zur Vollendung eines tüchtigen historischen<lb/> Werkes erforderlich ist. Wundern muß man sich aber, wie die sonst<lb/> so ängstlichen Buchhändler eine Menge historischer Schriften in Ver¬<lb/> lag nehmen, die Nichts anders als Compilationen sind und selbst sür<lb/> das Volk kaum ein augenblickliches Interesse haben. Deren haben<lb/> wir bereits, wie Sand am Meer, und doch häuft sich die Masse<lb/> mit jeder Woche zum Nachtheil von mühevollen Quellenschriften und<lb/> Originalwerken unabsehbar an.</p><lb/> <p xml:id="ID_1121" next="#ID_1122"> An einer Zeitschrift für die Geschichtswissenschaft in großem</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0382]
Kurze Uebersicht der neuesten Erscheinungen der
historischen Literatur.
Wir leben in einer Zeit der Vielschreiberei. Wie viel von dem,
was im verflossenen Halbjahr die Presse verlassen hat, wird schon
im nächsten Decennium der Vergessenheit anheimgefallen sein! Und
nach einem Säculum? Welche von den vielen tausend Büchern die¬
ses einen Halbjahres mögen dann wohl noch genannt werden?
Wir haben seit Thun's Trennung von Hinrichs jetzt zwei halb¬
jährige Bücherverzeichnisse. Es ist schwer zu bestimmen, welchem von
beiden man den Vorzug geben soll. Beide gewähren durch die vor¬
ausgeschickten einzelnen Rubriken einen nützlichen Ueberblick in jede
einzelne Wissenschaft. Bleiben wir bei der Rubrik der Geschichte ste¬
hen, was gibt es da für interessante Neuigkeiten?
Das Feld der Geschichte ist auch dieses Mal reich angebaut.
Im Betreff der Quantität ist keine Klage möglich, im Betreff der
Qualität könnte die Ernte reicher ausgefallen sein. Ausgezeichnete
Originalwerke sind dünn emporgesproßt. Das nimmt in sofern kein
Wunder, als Quellenstudium mühsam ist und nicht blos Jahre, son¬
dern oft ein Menschenleben zur Vollendung eines tüchtigen historischen
Werkes erforderlich ist. Wundern muß man sich aber, wie die sonst
so ängstlichen Buchhändler eine Menge historischer Schriften in Ver¬
lag nehmen, die Nichts anders als Compilationen sind und selbst sür
das Volk kaum ein augenblickliches Interesse haben. Deren haben
wir bereits, wie Sand am Meer, und doch häuft sich die Masse
mit jeder Woche zum Nachtheil von mühevollen Quellenschriften und
Originalwerken unabsehbar an.
An einer Zeitschrift für die Geschichtswissenschaft in großem
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |