Die Grenzboten. Jg. 4, 1845, I. Semester.jetzt erhob und sein Uebmvurf von den Schultern zurückfiel, erkannt' Er setzte sich nieder, daß der Stuhl unter ihm krachte. Auf eine jetzt erhob und sein Uebmvurf von den Schultern zurückfiel, erkannt' Er setzte sich nieder, daß der Stuhl unter ihm krachte. Auf eine <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0377" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/269792"/> <p xml:id="ID_1105" prev="#ID_1104"> jetzt erhob und sein Uebmvurf von den Schultern zurückfiel, erkannt'<lb/> ich in ihm den Reichsgrafen Walther Friedrich, den körnigen Mann<lb/> der gesunden Vernunft, wie er sich selbst gern nannte. Seine Züge<lb/> waren heute drohend, die große blaue Zvrnesader funkelte auf der<lb/> hohen breiten Stirn; sein Auge verkroch sich bald hinter den dunkeln<lb/> struppigen Brauen, bald sah es schräg zur Seite nieder, wie unwillig,<lb/> hier im Jncognito als bloßer Abgeordneter seiner Loge Rede stehen<lb/> und an sich halten zu müssen. Dieser deutsche Jupiter eines kleinen<lb/> Landes hätte gern mit Blitz und Donner zwischengefahren und der<lb/> Sache ein Ende gemacht. Er nahm nur als Bevollmächtigter von<lb/> V»i>< das Wort und behielt, wie es schien, den Reichsgrafen<lb/> in der Tasche. Bei All dem war jedes seiner Worte ein kräftiger<lb/> Faustschlag im Namen der gesunden Vernunft. Er wollte nicht, da¬<lb/> hin ging sein Gutachten, daß einem Mitglied von Kose et t>oix<lb/> der Eintritt in die alten Maurerlogen erschwert werde; wie es denn<lb/> auch umgekehrt billig wäre, daß jeder Maurer in ttose et On>ix<lb/> als Gast oder Mitglied Aufnahme finden dürfe. Allein diese ganze<lb/> neue Verbrüderung, die sich auf alte Rosenkrcuzerei stütze, als förm¬<lb/> liche Maurerei anzuerkennen, laufe gegen den Entschluß der Consti-<lb/> tution von York, die sich noch vor vierzehn Jahren von allen Neue¬<lb/> rungen losgesagt habe, da es ihr Zweck sei, die Gesetze und Gebräuche<lb/> in alter ursprünglicher Reinheit zu bewahren. Nun höre er gar viel<lb/> von den Plänen zur Verbreitung einer reinen Lehre in religiöser Hin¬<lb/> sicht, aber dies Werk werde so sehr im Trüben und Dunkeln betrie¬<lb/> ben, daß er vielmehr geneigt sei, die ehrenwerthen Herrn zu fragen,<lb/> ob hinter ihrer gereinigten Rosenkreuzerlehre nicht alte Finsterniß<lb/> lauere, gleichsam wie man einen alten Pelz mehrmals überziehen könne<lb/> und altes unverwüstliches Unterfutter sich doch immer wieder durchfresse.<lb/> Er wolle hier nicht spotten, schloß er seine Rede, aber er lasse sich<lb/> nie ein X für ein U machen, weder als Mensch, noch als Maurer,<lb/> noch als sonst was in der Welt! Basta!</p><lb/> <p xml:id="ID_1106" next="#ID_1107"> Er setzte sich nieder, daß der Stuhl unter ihm krachte. Auf eine<lb/> stürmische Bewegung in der Versammlung folgte alsbald eine laut¬<lb/> lose Stille. Der Prinz wiegte den Hammer unschlüssig in der Hand;<lb/> er schien nicht das rechte Wort zu finden, um die Verhandlung vom<lb/> Schiffbruch zu retten. Einer aus der Masse der Rosenkreuzer erhob<lb/> sich rasch und nahm das Wort. Er sprach nicht ohne Bewegung,</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0377]
jetzt erhob und sein Uebmvurf von den Schultern zurückfiel, erkannt'
ich in ihm den Reichsgrafen Walther Friedrich, den körnigen Mann
der gesunden Vernunft, wie er sich selbst gern nannte. Seine Züge
waren heute drohend, die große blaue Zvrnesader funkelte auf der
hohen breiten Stirn; sein Auge verkroch sich bald hinter den dunkeln
struppigen Brauen, bald sah es schräg zur Seite nieder, wie unwillig,
hier im Jncognito als bloßer Abgeordneter seiner Loge Rede stehen
und an sich halten zu müssen. Dieser deutsche Jupiter eines kleinen
Landes hätte gern mit Blitz und Donner zwischengefahren und der
Sache ein Ende gemacht. Er nahm nur als Bevollmächtigter von
V»i>< das Wort und behielt, wie es schien, den Reichsgrafen
in der Tasche. Bei All dem war jedes seiner Worte ein kräftiger
Faustschlag im Namen der gesunden Vernunft. Er wollte nicht, da¬
hin ging sein Gutachten, daß einem Mitglied von Kose et t>oix
der Eintritt in die alten Maurerlogen erschwert werde; wie es denn
auch umgekehrt billig wäre, daß jeder Maurer in ttose et On>ix
als Gast oder Mitglied Aufnahme finden dürfe. Allein diese ganze
neue Verbrüderung, die sich auf alte Rosenkrcuzerei stütze, als förm¬
liche Maurerei anzuerkennen, laufe gegen den Entschluß der Consti-
tution von York, die sich noch vor vierzehn Jahren von allen Neue¬
rungen losgesagt habe, da es ihr Zweck sei, die Gesetze und Gebräuche
in alter ursprünglicher Reinheit zu bewahren. Nun höre er gar viel
von den Plänen zur Verbreitung einer reinen Lehre in religiöser Hin¬
sicht, aber dies Werk werde so sehr im Trüben und Dunkeln betrie¬
ben, daß er vielmehr geneigt sei, die ehrenwerthen Herrn zu fragen,
ob hinter ihrer gereinigten Rosenkreuzerlehre nicht alte Finsterniß
lauere, gleichsam wie man einen alten Pelz mehrmals überziehen könne
und altes unverwüstliches Unterfutter sich doch immer wieder durchfresse.
Er wolle hier nicht spotten, schloß er seine Rede, aber er lasse sich
nie ein X für ein U machen, weder als Mensch, noch als Maurer,
noch als sonst was in der Welt! Basta!
Er setzte sich nieder, daß der Stuhl unter ihm krachte. Auf eine
stürmische Bewegung in der Versammlung folgte alsbald eine laut¬
lose Stille. Der Prinz wiegte den Hammer unschlüssig in der Hand;
er schien nicht das rechte Wort zu finden, um die Verhandlung vom
Schiffbruch zu retten. Einer aus der Masse der Rosenkreuzer erhob
sich rasch und nahm das Wort. Er sprach nicht ohne Bewegung,
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