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Die Grenzboten. Jg. 4, 1845, I. Semester.

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wird, zahlt der Centner in Oesterreich zweihundert Gulden. --
Möchte sich mit dem guten Willen auch die erforderliche Energie
paare", damit die Verhältnisse wenigstens bestens geordnet werden,
die unmittelbar in's unterste Volksleben und in die empfindlichsten
Seiten greifen; möchte man selbst den Zucker mehr und mehr als
Colonialvroduct betrachten, trotz der inländischen Arbeit deS Raffine¬
ments, damit nicht die Wohlfeilheit des Kaffees durch das vermehrte
Bedürfniß des theuer gebliebenen Zuckers dem Publicum wieder ver¬
loren gehe und die populäre Maßregel keinen auffallend fiskalischen
Charakter erhalte.

Allein mehr noch als Alles dies wünschen wir, la hoffen wir,
daß die hohe Staatsverwaltung erkennen werde, wie ein einseitiger,,
industrieller Fortschritt in das Reich der Unmöglichkeiten gehört und
der Ausschwung immer nur ein ungetheilter, ein ganzer und umfassen¬
der Sinn kann. Das Thier kann in speciellen Künsten abgerichtet
und verwendet werden, der Mensch und zumal die menschliche Staats¬
gesellschaft sträubt sich gegen jede hündische Dressur; nur unter der
Fahne politischer Freiheit, nur im Sonnenlichte eines stolzen und be¬
wegten Volkslebens gedeiht die goldene Saat des Fleißes, der reiche
Segen der Industrie; wollt Ihr dieses Golo, diesen Segen, so streut
den Samen der Freiheit, die fruchtbaren Keime politischer Berechti¬
gungen in das Herz der Nation. Sklaven mögen die Felder "ut Plantagen
bestellen, aber in der Halle der Industrie spielen sie eine erbärmliche Rolle,
nur freie Männer können Theil nehmer an dem großen Bau der moder¬
nen Zeit, die auf die Arbeit freier Kräfte gegründet ist. spart
Eure Medaillen, Kreuze und Thaler, damit lockt Ihr keinen Hund
aus dem Ofen, thut lieber gar Nichts für die Männer der Gewerke,
aber auch gar Nichts, das sie stören und hindern könnte; die Auf¬
rechthaltung der Ordnung sei Eure ganze Sorge und alles Uebrige
überlaßt dem lieben Gott und dem fleißigen Volke! Ich kenne einen
Finanzplan, der alle Mißgriffe der Vergangenheit Paralysiren und die
gähnenden Kassen des Staats füllen würde, nicht mit eitlem Papier
oder Schuldverschreibungen, nein, mit glitzerndem Gold, mit dem ech¬
ten Product Golkondas, aber Ihr müßt nur einen Wechsel aus¬
stellen auf Sicht, den die Bank acceptiren und auszahlen muß und
auf dem geschrieben steht: Freiheit!




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wird, zahlt der Centner in Oesterreich zweihundert Gulden. —
Möchte sich mit dem guten Willen auch die erforderliche Energie
paare», damit die Verhältnisse wenigstens bestens geordnet werden,
die unmittelbar in's unterste Volksleben und in die empfindlichsten
Seiten greifen; möchte man selbst den Zucker mehr und mehr als
Colonialvroduct betrachten, trotz der inländischen Arbeit deS Raffine¬
ments, damit nicht die Wohlfeilheit des Kaffees durch das vermehrte
Bedürfniß des theuer gebliebenen Zuckers dem Publicum wieder ver¬
loren gehe und die populäre Maßregel keinen auffallend fiskalischen
Charakter erhalte.

Allein mehr noch als Alles dies wünschen wir, la hoffen wir,
daß die hohe Staatsverwaltung erkennen werde, wie ein einseitiger,,
industrieller Fortschritt in das Reich der Unmöglichkeiten gehört und
der Ausschwung immer nur ein ungetheilter, ein ganzer und umfassen¬
der Sinn kann. Das Thier kann in speciellen Künsten abgerichtet
und verwendet werden, der Mensch und zumal die menschliche Staats¬
gesellschaft sträubt sich gegen jede hündische Dressur; nur unter der
Fahne politischer Freiheit, nur im Sonnenlichte eines stolzen und be¬
wegten Volkslebens gedeiht die goldene Saat des Fleißes, der reiche
Segen der Industrie; wollt Ihr dieses Golo, diesen Segen, so streut
den Samen der Freiheit, die fruchtbaren Keime politischer Berechti¬
gungen in das Herz der Nation. Sklaven mögen die Felder »ut Plantagen
bestellen, aber in der Halle der Industrie spielen sie eine erbärmliche Rolle,
nur freie Männer können Theil nehmer an dem großen Bau der moder¬
nen Zeit, die auf die Arbeit freier Kräfte gegründet ist. spart
Eure Medaillen, Kreuze und Thaler, damit lockt Ihr keinen Hund
aus dem Ofen, thut lieber gar Nichts für die Männer der Gewerke,
aber auch gar Nichts, das sie stören und hindern könnte; die Auf¬
rechthaltung der Ordnung sei Eure ganze Sorge und alles Uebrige
überlaßt dem lieben Gott und dem fleißigen Volke! Ich kenne einen
Finanzplan, der alle Mißgriffe der Vergangenheit Paralysiren und die
gähnenden Kassen des Staats füllen würde, nicht mit eitlem Papier
oder Schuldverschreibungen, nein, mit glitzerndem Gold, mit dem ech¬
ten Product Golkondas, aber Ihr müßt nur einen Wechsel aus¬
stellen auf Sicht, den die Bank acceptiren und auszahlen muß und
auf dem geschrieben steht: Freiheit!




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[0033] wird, zahlt der Centner in Oesterreich zweihundert Gulden. — Möchte sich mit dem guten Willen auch die erforderliche Energie paare», damit die Verhältnisse wenigstens bestens geordnet werden, die unmittelbar in's unterste Volksleben und in die empfindlichsten Seiten greifen; möchte man selbst den Zucker mehr und mehr als Colonialvroduct betrachten, trotz der inländischen Arbeit deS Raffine¬ ments, damit nicht die Wohlfeilheit des Kaffees durch das vermehrte Bedürfniß des theuer gebliebenen Zuckers dem Publicum wieder ver¬ loren gehe und die populäre Maßregel keinen auffallend fiskalischen Charakter erhalte. Allein mehr noch als Alles dies wünschen wir, la hoffen wir, daß die hohe Staatsverwaltung erkennen werde, wie ein einseitiger,, industrieller Fortschritt in das Reich der Unmöglichkeiten gehört und der Ausschwung immer nur ein ungetheilter, ein ganzer und umfassen¬ der Sinn kann. Das Thier kann in speciellen Künsten abgerichtet und verwendet werden, der Mensch und zumal die menschliche Staats¬ gesellschaft sträubt sich gegen jede hündische Dressur; nur unter der Fahne politischer Freiheit, nur im Sonnenlichte eines stolzen und be¬ wegten Volkslebens gedeiht die goldene Saat des Fleißes, der reiche Segen der Industrie; wollt Ihr dieses Golo, diesen Segen, so streut den Samen der Freiheit, die fruchtbaren Keime politischer Berechti¬ gungen in das Herz der Nation. Sklaven mögen die Felder »ut Plantagen bestellen, aber in der Halle der Industrie spielen sie eine erbärmliche Rolle, nur freie Männer können Theil nehmer an dem großen Bau der moder¬ nen Zeit, die auf die Arbeit freier Kräfte gegründet ist. spart Eure Medaillen, Kreuze und Thaler, damit lockt Ihr keinen Hund aus dem Ofen, thut lieber gar Nichts für die Männer der Gewerke, aber auch gar Nichts, das sie stören und hindern könnte; die Auf¬ rechthaltung der Ordnung sei Eure ganze Sorge und alles Uebrige überlaßt dem lieben Gott und dem fleißigen Volke! Ich kenne einen Finanzplan, der alle Mißgriffe der Vergangenheit Paralysiren und die gähnenden Kassen des Staats füllen würde, nicht mit eitlem Papier oder Schuldverschreibungen, nein, mit glitzerndem Gold, mit dem ech¬ ten Product Golkondas, aber Ihr müßt nur einen Wechsel aus¬ stellen auf Sicht, den die Bank acceptiren und auszahlen muß und auf dem geschrieben steht: Freiheit! 4 ^

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 4, 1845, I. Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341548_269416/33>, abgerufen am 22.07.2024.