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Die Grenzboten. Jg. 4, 1845, I. Semester.

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Nur selten ein Gedankelchen auf wüstem Meere,
Ein Floh, der über einen Waschtrog hüpft;
Salongeschwätz und Dekorationen
Und auf den Reden Schminke fingerdick,
Wie auf dem Angesicht der Histrionen,
Der Held ein preisgegebner Galgenstrick.
Beim Herkules! ich bombardirte Fürsten --
Verzeih, anachronistisch brauch' ich Bombardon;
Ich sagte ihnen frei, wornach wir dürsten,
Ich schalt das Volk im derbsten Redeten,
Feldherren fühlten meine blut'ge Geißel,
Tragöden, Philosophen hab ich oft gerupft,
Frivole Herrn vom Pinsel und vom Meißel
Mit Lapis infernalis scharf getupft.
Was durch die Adern rann dem Volkcsherzen,
Durch lust'ge Masken stellt ich's heiter vor,
Und seine Freiheit, Lust und seine Schmerzen
Sah mir der Bürger, einzeln bald, und bald im Chor.
Er kam nicht in's Theater, um zu gaffen,
Er spielte mit und schuf den Ernst, den Spaß,
Was treibt denn Ihr für Spiel, Ihr Musenlaffcn!
Zum Teufel! seid Ihr denn kein Volk? he? was?
L. A Volk? Ma ficht's, of Seite's schon nit von heut.
A Volk? Wir sind a Haufen gute Leut.
Zwa Haufen, muß ich eigentlicher sagen,
Do G'ringen und do d'Nasen höher tragen,
An jädcr Haufen sein Kunsti e,rtra hat,
Die VoMomodie die is draußen vor der Stadt
Und in der Stadt ist d'Nationalkomödie,
Da darf kein Spaß drin seyn und lauter Prädi
Ih mondes kein'ut rathen, daß er so was macht,
Worüber man so recht von Herzen lacht.
Da rufen gleich die gstcchten Herrn aus,
Wan's glande hab'n gnug: das ghört in d'Vorstadt draus;
Kurz wann für's Volk bei uns was Alter macht
So wird er nur en Bagatcl betracht.
A. Ihr seid kein Volk? El, das ist ja das Nächste!

Nur selten ein Gedankelchen auf wüstem Meere,
Ein Floh, der über einen Waschtrog hüpft;
Salongeschwätz und Dekorationen
Und auf den Reden Schminke fingerdick,
Wie auf dem Angesicht der Histrionen,
Der Held ein preisgegebner Galgenstrick.
Beim Herkules! ich bombardirte Fürsten —
Verzeih, anachronistisch brauch' ich Bombardon;
Ich sagte ihnen frei, wornach wir dürsten,
Ich schalt das Volk im derbsten Redeten,
Feldherren fühlten meine blut'ge Geißel,
Tragöden, Philosophen hab ich oft gerupft,
Frivole Herrn vom Pinsel und vom Meißel
Mit Lapis infernalis scharf getupft.
Was durch die Adern rann dem Volkcsherzen,
Durch lust'ge Masken stellt ich's heiter vor,
Und seine Freiheit, Lust und seine Schmerzen
Sah mir der Bürger, einzeln bald, und bald im Chor.
Er kam nicht in's Theater, um zu gaffen,
Er spielte mit und schuf den Ernst, den Spaß,
Was treibt denn Ihr für Spiel, Ihr Musenlaffcn!
Zum Teufel! seid Ihr denn kein Volk? he? was?
L. A Volk? Ma ficht's, of Seite's schon nit von heut.
A Volk? Wir sind a Haufen gute Leut.
Zwa Haufen, muß ich eigentlicher sagen,
Do G'ringen und do d'Nasen höher tragen,
An jädcr Haufen sein Kunsti e,rtra hat,
Die VoMomodie die is draußen vor der Stadt
Und in der Stadt ist d'Nationalkomödie,
Da darf kein Spaß drin seyn und lauter Prädi
Ih mondes kein'ut rathen, daß er so was macht,
Worüber man so recht von Herzen lacht.
Da rufen gleich die gstcchten Herrn aus,
Wan's glande hab'n gnug: das ghört in d'Vorstadt draus;
Kurz wann für's Volk bei uns was Alter macht
So wird er nur en Bagatcl betracht.
A. Ihr seid kein Volk? El, das ist ja das Nächste!

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[0300] Nur selten ein Gedankelchen auf wüstem Meere, Ein Floh, der über einen Waschtrog hüpft; Salongeschwätz und Dekorationen Und auf den Reden Schminke fingerdick, Wie auf dem Angesicht der Histrionen, Der Held ein preisgegebner Galgenstrick. Beim Herkules! ich bombardirte Fürsten — Verzeih, anachronistisch brauch' ich Bombardon; Ich sagte ihnen frei, wornach wir dürsten, Ich schalt das Volk im derbsten Redeten, Feldherren fühlten meine blut'ge Geißel, Tragöden, Philosophen hab ich oft gerupft, Frivole Herrn vom Pinsel und vom Meißel Mit Lapis infernalis scharf getupft. Was durch die Adern rann dem Volkcsherzen, Durch lust'ge Masken stellt ich's heiter vor, Und seine Freiheit, Lust und seine Schmerzen Sah mir der Bürger, einzeln bald, und bald im Chor. Er kam nicht in's Theater, um zu gaffen, Er spielte mit und schuf den Ernst, den Spaß, Was treibt denn Ihr für Spiel, Ihr Musenlaffcn! Zum Teufel! seid Ihr denn kein Volk? he? was? L. A Volk? Ma ficht's, of Seite's schon nit von heut. A Volk? Wir sind a Haufen gute Leut. Zwa Haufen, muß ich eigentlicher sagen, Do G'ringen und do d'Nasen höher tragen, An jädcr Haufen sein Kunsti e,rtra hat, Die VoMomodie die is draußen vor der Stadt Und in der Stadt ist d'Nationalkomödie, Da darf kein Spaß drin seyn und lauter Prädi Ih mondes kein'ut rathen, daß er so was macht, Worüber man so recht von Herzen lacht. Da rufen gleich die gstcchten Herrn aus, Wan's glande hab'n gnug: das ghört in d'Vorstadt draus; Kurz wann für's Volk bei uns was Alter macht So wird er nur en Bagatcl betracht. A. Ihr seid kein Volk? El, das ist ja das Nächste!

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 4, 1845, I. Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341548_269416/300>, abgerufen am 23.07.2024.