Die Grenzboten. Jg. 4, 1845, I. Semester.T a g e b u es. i. Aus Wien. Das Odcon. -- Nachlässigkeit der Polizei und Mcintelemeute. -- Berres und Endlicher. -- Geymüller. -- Eine Wundcrhöhle. -- Thebens und die philoso¬ phische Bildung der Berliner. Man muß die Vergnügungssucht der Wiener kennen, um sich T a g e b u es. i. Aus Wien. Das Odcon. — Nachlässigkeit der Polizei und Mcintelemeute. — Berres und Endlicher. — Geymüller. — Eine Wundcrhöhle. — Thebens und die philoso¬ phische Bildung der Berliner. Man muß die Vergnügungssucht der Wiener kennen, um sich <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0281" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/269698"/> </div> <div n="1"> <head> T a g e b u es.</head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="2"> <head> i.<lb/> Aus Wien.</head><lb/> <note type="argument"> Das Odcon. — Nachlässigkeit der Polizei und Mcintelemeute. — Berres und<lb/> Endlicher. — Geymüller. — Eine Wundcrhöhle. — Thebens und die philoso¬<lb/> phische Bildung der Berliner.</note><lb/> <p xml:id="ID_798" next="#ID_799"> Man muß die Vergnügungssucht der Wiener kennen, um sich<lb/> eine Borstellung zu machen von der Spannung, mit welcher die ge¬<lb/> stimmte Bevölkerung der Eröffnung des seit neun Monaten zum<lb/> Tagsgespräch gewordenen großen Ballsaales in der Jägerzeile ent¬<lb/> gegensah. Die Wiener sind in diesem Punkte sehr ehrgeizig und gra¬<lb/> uen sich nicht wenig, daß Berlin, das knauserige Berlin, wie sie es<lb/> nennen, ihnen hierin einen Vorsprung abgewonnen hat und in dem<lb/> Kroll'sehen Etablissement eine der französischen Hauptstadt würdige<lb/> Festlocalitat besitzt- Auf diesen gekränkten Ehrgeiz speculirend, hat<lb/> es nun ein ehemaliger Blechwaarenfabrikant, Namens Fischer, unter¬<lb/> nommen, mit fremdem Geld, denn sein eigenes Vermögen ist nur<lb/> gering, eine ähnliche Halle zu erbauen und man muß gestehen, der<lb/> Mann hat von seinem früheren Beruf wenigstens die Kunst behalten,<lb/> mit der Trompete der Reclamen vortrefflich umzugehen, so daß die<lb/> willfährigen Journale monatelang eine förmliche Blechmusik organisir-<lb/> ten, deren unverwüstliches Thema das Odeon war. Selbst der Neid<lb/> muß demselben eine prachtvolle Eleganz und eine seltene Großartigkeit<lb/> der räumlichen Verhältnisse lassen, denn der Saal hat eben so viele<lb/> Klafter in der Lange, als der Stephansthurm in der Höhe, nämlich<lb/> 72, die Breite beträgt 32 und die Höhe 8 Klafter. Blumengarten<lb/> und plätschernde Springbrunnen schmücken den großen Saalcaum,<lb/> dessen Boden blos zum Theil mit Parketten zum Tanzen belegt wor¬<lb/> den, indeß der größere Theil mit sogenanntem Gvpsstein gefestet ist.<lb/> Rings um diese weite Halle streift eine Doppelgalerie, in welcher</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0281]
T a g e b u es.
i.
Aus Wien.
Das Odcon. — Nachlässigkeit der Polizei und Mcintelemeute. — Berres und
Endlicher. — Geymüller. — Eine Wundcrhöhle. — Thebens und die philoso¬
phische Bildung der Berliner.
Man muß die Vergnügungssucht der Wiener kennen, um sich
eine Borstellung zu machen von der Spannung, mit welcher die ge¬
stimmte Bevölkerung der Eröffnung des seit neun Monaten zum
Tagsgespräch gewordenen großen Ballsaales in der Jägerzeile ent¬
gegensah. Die Wiener sind in diesem Punkte sehr ehrgeizig und gra¬
uen sich nicht wenig, daß Berlin, das knauserige Berlin, wie sie es
nennen, ihnen hierin einen Vorsprung abgewonnen hat und in dem
Kroll'sehen Etablissement eine der französischen Hauptstadt würdige
Festlocalitat besitzt- Auf diesen gekränkten Ehrgeiz speculirend, hat
es nun ein ehemaliger Blechwaarenfabrikant, Namens Fischer, unter¬
nommen, mit fremdem Geld, denn sein eigenes Vermögen ist nur
gering, eine ähnliche Halle zu erbauen und man muß gestehen, der
Mann hat von seinem früheren Beruf wenigstens die Kunst behalten,
mit der Trompete der Reclamen vortrefflich umzugehen, so daß die
willfährigen Journale monatelang eine förmliche Blechmusik organisir-
ten, deren unverwüstliches Thema das Odeon war. Selbst der Neid
muß demselben eine prachtvolle Eleganz und eine seltene Großartigkeit
der räumlichen Verhältnisse lassen, denn der Saal hat eben so viele
Klafter in der Lange, als der Stephansthurm in der Höhe, nämlich
72, die Breite beträgt 32 und die Höhe 8 Klafter. Blumengarten
und plätschernde Springbrunnen schmücken den großen Saalcaum,
dessen Boden blos zum Theil mit Parketten zum Tanzen belegt wor¬
den, indeß der größere Theil mit sogenanntem Gvpsstein gefestet ist.
Rings um diese weite Halle streift eine Doppelgalerie, in welcher
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