Die Grenzboten. Jg. 4, 1845, I. Semester.-- Bis jetzt ist nicht viel zu sehen. Doch ich verspreche Ew. -- Also ist gegenwärtig nirgends Aufruhr? -- Nirgends, außer in den constitutionellen Staaten, wo kleine -- Indessen bin ich überzeugt, mein lieber Astarot, daß es dir -- Ich thue alles Mögliche, Ew. Finsterniß, aber die Zeiten -- Schweige, du Narr! schrie Satanas zornentflammt, wie Wuthentbrannt sprang Satanas von seinem Throne, wollte den Satanas fing indessen seinen Minister beim Schwänze, hob ihn -- Ach, du Schurke, sprichst mir noch von der Weisheit der Und im Feuer der klassischen Drohungen drehte er ihn einige — Bis jetzt ist nicht viel zu sehen. Doch ich verspreche Ew. — Also ist gegenwärtig nirgends Aufruhr? — Nirgends, außer in den constitutionellen Staaten, wo kleine — Indessen bin ich überzeugt, mein lieber Astarot, daß es dir — Ich thue alles Mögliche, Ew. Finsterniß, aber die Zeiten — Schweige, du Narr! schrie Satanas zornentflammt, wie Wuthentbrannt sprang Satanas von seinem Throne, wollte den Satanas fing indessen seinen Minister beim Schwänze, hob ihn — Ach, du Schurke, sprichst mir noch von der Weisheit der Und im Feuer der klassischen Drohungen drehte er ihn einige <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0231" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/269648"/> <p xml:id="ID_654"> — Bis jetzt ist nicht viel zu sehen. Doch ich verspreche Ew.<lb/> Finsterniß, daß sich in wenigen Jahren in diesem Lande ein herr¬<lb/> licher Sturm erhebt.</p><lb/> <p xml:id="ID_655"> — Also ist gegenwärtig nirgends Aufruhr?</p><lb/> <p xml:id="ID_656"> — Nirgends, außer in den constitutionellen Staaten, wo kleine<lb/> Emeuten zur Tagesordnung gehören und unumgänglich nothwendig<lb/> sind, damit die Leute sich überzeugen, daß sie wirklich frei, d. h.<lb/> daß sie ungehindert sich die Kopfe zerschlagen können.</p><lb/> <p xml:id="ID_657"> — Indessen bin ich überzeugt, mein lieber Astarot, daß es dir<lb/> ein Leichtes ist, mehr zu wirken, wenn du nur mit rechter Lust an'ö<lb/> Werk gehst; gib dir Mühe, sei eifrig.</p><lb/> <p xml:id="ID_658"> — Ich thue alles Mögliche, Ew. Finsterniß, aber die Zeiten<lb/> haben sich geändert, die Menschen wollen mir keinen Glauben mehr<lb/> schenken. Ich täuschte sie gar zu lange mit Versprechungen einer<lb/> glänzenden Zukunft, Reichthum, Wohlstand, Freiheit, Ruhe und Ord¬<lb/> nung, und meine Revolutionen, Constitutionen, Kammern und Bud¬<lb/> gets haben nur Verfolgungen, Armuth, Zerstörung zu Folgen gehabt.<lb/> Jetzt sind sie gescheidter und lassen sich nicht mehr betrügen.</p><lb/> <p xml:id="ID_659"> — Schweige, du Narr! schrie Satanas zornentflammt, wie<lb/> wagst du es, mir vorzulügen, daß die Menschen gescheidt werden,<lb/> das wird nie der Fall sein.</p><lb/> <p xml:id="ID_660"> Wuthentbrannt sprang Satanas von seinem Throne, wollte den<lb/> Oberpräsidenten greifen, dieser flieht, Satan verfolgt ihn, die Ver¬<lb/> dammten verstecken sich angstvoll, — der Wirrwarr wurde allgemein,<lb/> wie in der französischen Kammer bei der Discussion der auswärtigen<lb/> Angelegenheiten.</p><lb/> <p xml:id="ID_661"> Satanas fing indessen seinen Minister beim Schwänze, hob ihn<lb/> in die Höhe und sprach mit satanischem Hohngelächter:</p><lb/> <p xml:id="ID_662"> — Ach, du Schurke, sprichst mir noch von der Weisheit der<lb/> Menschen. Stifte alsogleich eine Revolution, unter welchem Vorwand<lb/> es sei, sonst will ich dir zeigen! .... qu»8 exo! . . . wie Virgil<lb/> sagt.</p><lb/> <p xml:id="ID_663" next="#ID_664"> Und im Feuer der klassischen Drohungen drehte er ihn einige<lb/> Mal um den Kopf herum und schleuderte ihn mit einer solchen<lb/> Kraft fort, daß er wie eine Bombe davon flog, sich einige Mal um<lb/> die Sonne drehte und mit furchtbarem Gekrache im Centrum von<lb/> Paris zur Erde fiel. Astarot erhob sich sogleich und schrie: „fort</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0231]
— Bis jetzt ist nicht viel zu sehen. Doch ich verspreche Ew.
Finsterniß, daß sich in wenigen Jahren in diesem Lande ein herr¬
licher Sturm erhebt.
— Also ist gegenwärtig nirgends Aufruhr?
— Nirgends, außer in den constitutionellen Staaten, wo kleine
Emeuten zur Tagesordnung gehören und unumgänglich nothwendig
sind, damit die Leute sich überzeugen, daß sie wirklich frei, d. h.
daß sie ungehindert sich die Kopfe zerschlagen können.
— Indessen bin ich überzeugt, mein lieber Astarot, daß es dir
ein Leichtes ist, mehr zu wirken, wenn du nur mit rechter Lust an'ö
Werk gehst; gib dir Mühe, sei eifrig.
— Ich thue alles Mögliche, Ew. Finsterniß, aber die Zeiten
haben sich geändert, die Menschen wollen mir keinen Glauben mehr
schenken. Ich täuschte sie gar zu lange mit Versprechungen einer
glänzenden Zukunft, Reichthum, Wohlstand, Freiheit, Ruhe und Ord¬
nung, und meine Revolutionen, Constitutionen, Kammern und Bud¬
gets haben nur Verfolgungen, Armuth, Zerstörung zu Folgen gehabt.
Jetzt sind sie gescheidter und lassen sich nicht mehr betrügen.
— Schweige, du Narr! schrie Satanas zornentflammt, wie
wagst du es, mir vorzulügen, daß die Menschen gescheidt werden,
das wird nie der Fall sein.
Wuthentbrannt sprang Satanas von seinem Throne, wollte den
Oberpräsidenten greifen, dieser flieht, Satan verfolgt ihn, die Ver¬
dammten verstecken sich angstvoll, — der Wirrwarr wurde allgemein,
wie in der französischen Kammer bei der Discussion der auswärtigen
Angelegenheiten.
Satanas fing indessen seinen Minister beim Schwänze, hob ihn
in die Höhe und sprach mit satanischem Hohngelächter:
— Ach, du Schurke, sprichst mir noch von der Weisheit der
Menschen. Stifte alsogleich eine Revolution, unter welchem Vorwand
es sei, sonst will ich dir zeigen! .... qu»8 exo! . . . wie Virgil
sagt.
Und im Feuer der klassischen Drohungen drehte er ihn einige
Mal um den Kopf herum und schleuderte ihn mit einer solchen
Kraft fort, daß er wie eine Bombe davon flog, sich einige Mal um
die Sonne drehte und mit furchtbarem Gekrache im Centrum von
Paris zur Erde fiel. Astarot erhob sich sogleich und schrie: „fort
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