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Die Grenzboten. Jg. 4, 1845, I. Semester.

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i.
Aus F r arts u r t a. M.

Beleuchtung und Erleuchtung. -- Neue Vorstädte. -- Erinnerung an Ad¬
ders. -- Der Logenstrcit. -- Ronge. -- Der Kölner Dom und das Pariser
Opernhaus. -- Das Theater und Göthe. -- Ebbe im Virruosenthum. -- Li¬
terarische Salons. -- Das Städel'sche Kuiistinstitut.

Wir gehen im gewohnten Gleise gemächlich und langsam den
Verbesserungen entgegen. Wir lassen zwar viele Städte uns weit überflü¬
geln mit rascher Einführung des Wünschenswerten, aber zuletzt kom¬
men wir doch immer nach -- sei es auch nur gehinkt. -- So leivet
die Stadt seit Jahren mit Bewußtsein an einer wirklich unerlaubt
schlechten Beleuchtung, -- die Laternen der Aelt können mit ihren
glimmenden Dochten höchstens einen den Leuchtthürmen ähnlichen
Dienst verrichten, indem man nach ihnen seinen Gang regelt, von
einer Erleuchtung ist längst keine Rede mehr; -- auch hatte man seit
Jahren versuchsweise einige Gaslaternen angebracht und sich von der
herrlichen Wirkung dieses Lichtes überzeugt -- aber erst im Laufe
dieses Jahres wurden die mannichfachen Gegenwirkungen überwunden,
so daß eine Uebereinkunft mit einer englischen Gesellschaft abgeschlossen
werden konnte, wodurch wir nach Verlauf eines Jahres uns einer
besseren Erleuchtung erfreuen können.

Aehnlich geht es mit der Ausdehnung der Stadt außerhalb der
Thore. Schon seit mehreren Decennien sing man an, längs der Pro¬
menaden und weiter hinaus in's Feld, die niedlichsten Landhäuser zu
bauen. Aber, wie natürlich, jeder baute nach seiner Phantasie. Erst
vor Kurzem aber, nachdem diese Gebäude ansingen, sich in der voll¬
kommensten Unordnung zu drangen, dachte man daran, einen Plan
entwerfen zur Regulirung dieser Bauten, aber die Anordnung ist
da und ein Jahrhundert kann vergehen, bis die Ordnung für die ent¬
ferntesten Vorstädte wieder einigermaßen hergestellt sein wird. Neue


Grenzboten , 18
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Aus F r arts u r t a. M.

Beleuchtung und Erleuchtung. — Neue Vorstädte. — Erinnerung an Ad¬
ders. — Der Logenstrcit. — Ronge. — Der Kölner Dom und das Pariser
Opernhaus. — Das Theater und Göthe. — Ebbe im Virruosenthum. — Li¬
terarische Salons. — Das Städel'sche Kuiistinstitut.

Wir gehen im gewohnten Gleise gemächlich und langsam den
Verbesserungen entgegen. Wir lassen zwar viele Städte uns weit überflü¬
geln mit rascher Einführung des Wünschenswerten, aber zuletzt kom¬
men wir doch immer nach — sei es auch nur gehinkt. — So leivet
die Stadt seit Jahren mit Bewußtsein an einer wirklich unerlaubt
schlechten Beleuchtung, — die Laternen der Aelt können mit ihren
glimmenden Dochten höchstens einen den Leuchtthürmen ähnlichen
Dienst verrichten, indem man nach ihnen seinen Gang regelt, von
einer Erleuchtung ist längst keine Rede mehr; — auch hatte man seit
Jahren versuchsweise einige Gaslaternen angebracht und sich von der
herrlichen Wirkung dieses Lichtes überzeugt — aber erst im Laufe
dieses Jahres wurden die mannichfachen Gegenwirkungen überwunden,
so daß eine Uebereinkunft mit einer englischen Gesellschaft abgeschlossen
werden konnte, wodurch wir nach Verlauf eines Jahres uns einer
besseren Erleuchtung erfreuen können.

Aehnlich geht es mit der Ausdehnung der Stadt außerhalb der
Thore. Schon seit mehreren Decennien sing man an, längs der Pro¬
menaden und weiter hinaus in's Feld, die niedlichsten Landhäuser zu
bauen. Aber, wie natürlich, jeder baute nach seiner Phantasie. Erst
vor Kurzem aber, nachdem diese Gebäude ansingen, sich in der voll¬
kommensten Unordnung zu drangen, dachte man daran, einen Plan
entwerfen zur Regulirung dieser Bauten, aber die Anordnung ist
da und ein Jahrhundert kann vergehen, bis die Ordnung für die ent¬
ferntesten Vorstädte wieder einigermaßen hergestellt sein wird. Neue


Grenzboten , 18
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[0139] T a g e b u et,. i. Aus F r arts u r t a. M. Beleuchtung und Erleuchtung. — Neue Vorstädte. — Erinnerung an Ad¬ ders. — Der Logenstrcit. — Ronge. — Der Kölner Dom und das Pariser Opernhaus. — Das Theater und Göthe. — Ebbe im Virruosenthum. — Li¬ terarische Salons. — Das Städel'sche Kuiistinstitut. Wir gehen im gewohnten Gleise gemächlich und langsam den Verbesserungen entgegen. Wir lassen zwar viele Städte uns weit überflü¬ geln mit rascher Einführung des Wünschenswerten, aber zuletzt kom¬ men wir doch immer nach — sei es auch nur gehinkt. — So leivet die Stadt seit Jahren mit Bewußtsein an einer wirklich unerlaubt schlechten Beleuchtung, — die Laternen der Aelt können mit ihren glimmenden Dochten höchstens einen den Leuchtthürmen ähnlichen Dienst verrichten, indem man nach ihnen seinen Gang regelt, von einer Erleuchtung ist längst keine Rede mehr; — auch hatte man seit Jahren versuchsweise einige Gaslaternen angebracht und sich von der herrlichen Wirkung dieses Lichtes überzeugt — aber erst im Laufe dieses Jahres wurden die mannichfachen Gegenwirkungen überwunden, so daß eine Uebereinkunft mit einer englischen Gesellschaft abgeschlossen werden konnte, wodurch wir nach Verlauf eines Jahres uns einer besseren Erleuchtung erfreuen können. Aehnlich geht es mit der Ausdehnung der Stadt außerhalb der Thore. Schon seit mehreren Decennien sing man an, längs der Pro¬ menaden und weiter hinaus in's Feld, die niedlichsten Landhäuser zu bauen. Aber, wie natürlich, jeder baute nach seiner Phantasie. Erst vor Kurzem aber, nachdem diese Gebäude ansingen, sich in der voll¬ kommensten Unordnung zu drangen, dachte man daran, einen Plan entwerfen zur Regulirung dieser Bauten, aber die Anordnung ist da und ein Jahrhundert kann vergehen, bis die Ordnung für die ent¬ ferntesten Vorstädte wieder einigermaßen hergestellt sein wird. Neue Grenzboten , 18

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 4, 1845, I. Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341548_269416/139>, abgerufen am 22.07.2024.