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Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. II. Band.

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O Seligkeit, sich lebend zu begraben,
Wo Fciedensgeister ihre Stätte haben!
Wo vor Natur und ihrer Ewigkeit
Zum schnell verblichenen Traume wird das Leid,
Wo mälig sinkt die irdische Umhüllung
Von Wahn und Weh, bis wünsch- und schmerzcnlos
Der Gott hervorbricht aus der Seele Schooß, ,
Der aller Sehnsucht endliche Erfüllung!
Wonach er rang in Qual und Sehnsuchtspein,
'
Erst da ers aufgegeben, ward es sein!
Ein wcltumschli-ßend Glück, ans All gebunden,
Es wird von seiner Seele tief empfunden.
Erst da er jeden Hoffnungsstrahl verlor
Und sprengte des Besitzes Fesselbande,
'
Stieg aus des Irdischen verglommmein Brande
Das Glück, mit dem in Eins er schmolz, empor.
Sein ist die Welt! die flüchtigen Gestalten,
Die als Geschick, als Schmerz und Freude walten
Und wechselnd herrschen in des Lebens Nacht,
Er riß sich los von ihrer eitlen Macht;
Doch hat er Unvergängliches gewonnen,
Zum Schicksal ward ihm Qlume, .Stern und Flur,
Sein Herz umspannt die ewige Natur,
Sein Geist ist mit dem Geist des Alls zerronnen.
Und ihn durchdrang's als zündend Heller Blitz:
Natur ist allumschließender Besitz!
Als Sehnsucht einst in Gottes Brust verschlossen,
Und als erfüllte Sehnsucht ihm entsprossen.
Drum was der Mensch, der Gottcstheil, erteilte.
Das Glück, wonach sich seine Wünsche regen,
Es sprießet als Erfüllung ihm entgegen,
Wenn er sich einzig in Natur versenkt.
Zur Freiheit Gottes sich erhöht zu wissen,
Von aller Sorge Fessel losgerissen,
'
Zu hören seiner eigman Seele Schall
Im Stromgeräusch, im Lied der Nachtigall,
Und als ein Theil vom Schöpfungsgeist zu schweben
In jedem Dust, in jedem Sonnenstrahl,
''
Ist Abduls Loos in diesem selgen Thal, --
'
Er fand das einzge Glück und nennt es: leb

O Seligkeit, sich lebend zu begraben,
Wo Fciedensgeister ihre Stätte haben!
Wo vor Natur und ihrer Ewigkeit
Zum schnell verblichenen Traume wird das Leid,
Wo mälig sinkt die irdische Umhüllung
Von Wahn und Weh, bis wünsch- und schmerzcnlos
Der Gott hervorbricht aus der Seele Schooß, ,
Der aller Sehnsucht endliche Erfüllung!
Wonach er rang in Qual und Sehnsuchtspein,
'
Erst da ers aufgegeben, ward es sein!
Ein wcltumschli-ßend Glück, ans All gebunden,
Es wird von seiner Seele tief empfunden.
Erst da er jeden Hoffnungsstrahl verlor
Und sprengte des Besitzes Fesselbande,
'
Stieg aus des Irdischen verglommmein Brande
Das Glück, mit dem in Eins er schmolz, empor.
Sein ist die Welt! die flüchtigen Gestalten,
Die als Geschick, als Schmerz und Freude walten
Und wechselnd herrschen in des Lebens Nacht,
Er riß sich los von ihrer eitlen Macht;
Doch hat er Unvergängliches gewonnen,
Zum Schicksal ward ihm Qlume, .Stern und Flur,
Sein Herz umspannt die ewige Natur,
Sein Geist ist mit dem Geist des Alls zerronnen.
Und ihn durchdrang's als zündend Heller Blitz:
Natur ist allumschließender Besitz!
Als Sehnsucht einst in Gottes Brust verschlossen,
Und als erfüllte Sehnsucht ihm entsprossen.
Drum was der Mensch, der Gottcstheil, erteilte.
Das Glück, wonach sich seine Wünsche regen,
Es sprießet als Erfüllung ihm entgegen,
Wenn er sich einzig in Natur versenkt.
Zur Freiheit Gottes sich erhöht zu wissen,
Von aller Sorge Fessel losgerissen,
'
Zu hören seiner eigman Seele Schall
Im Stromgeräusch, im Lied der Nachtigall,
Und als ein Theil vom Schöpfungsgeist zu schweben
In jedem Dust, in jedem Sonnenstrahl,
''
Ist Abduls Loos in diesem selgen Thal, —
'
Er fand das einzge Glück und nennt es: leb

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[0595] O Seligkeit, sich lebend zu begraben, Wo Fciedensgeister ihre Stätte haben! Wo vor Natur und ihrer Ewigkeit Zum schnell verblichenen Traume wird das Leid, Wo mälig sinkt die irdische Umhüllung Von Wahn und Weh, bis wünsch- und schmerzcnlos Der Gott hervorbricht aus der Seele Schooß, , Der aller Sehnsucht endliche Erfüllung! Wonach er rang in Qual und Sehnsuchtspein, ' Erst da ers aufgegeben, ward es sein! Ein wcltumschli-ßend Glück, ans All gebunden, Es wird von seiner Seele tief empfunden. Erst da er jeden Hoffnungsstrahl verlor Und sprengte des Besitzes Fesselbande, ' Stieg aus des Irdischen verglommmein Brande Das Glück, mit dem in Eins er schmolz, empor. Sein ist die Welt! die flüchtigen Gestalten, Die als Geschick, als Schmerz und Freude walten Und wechselnd herrschen in des Lebens Nacht, Er riß sich los von ihrer eitlen Macht; Doch hat er Unvergängliches gewonnen, Zum Schicksal ward ihm Qlume, .Stern und Flur, Sein Herz umspannt die ewige Natur, Sein Geist ist mit dem Geist des Alls zerronnen. Und ihn durchdrang's als zündend Heller Blitz: Natur ist allumschließender Besitz! Als Sehnsucht einst in Gottes Brust verschlossen, Und als erfüllte Sehnsucht ihm entsprossen. Drum was der Mensch, der Gottcstheil, erteilte. Das Glück, wonach sich seine Wünsche regen, Es sprießet als Erfüllung ihm entgegen, Wenn er sich einzig in Natur versenkt. Zur Freiheit Gottes sich erhöht zu wissen, Von aller Sorge Fessel losgerissen, ' Zu hören seiner eigman Seele Schall Im Stromgeräusch, im Lied der Nachtigall, Und als ein Theil vom Schöpfungsgeist zu schweben In jedem Dust, in jedem Sonnenstrahl, '' Ist Abduls Loos in diesem selgen Thal, — ' Er fand das einzge Glück und nennt es: leb

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341546_341790/595>, abgerufen am 28.07.2024.