Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. II. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

Böhmen begütert ist, während Dem gegenwärtigen Oberstburggrasenamts-
Verweser, dem Herrn Grafen Salm, jene Quqsität mqngelt. Eine
kurze Charakteristik der Stellung dieses Staatsmann.es dürste um so
eher interessant sein, als dieselbe von großer Wichtigkeit für die An¬
gelegenheiten unseres Landes ist; eines Landes, das, eine der Haupt-
brückcn zwischen Oesterreich und Deutschland, in nicht serner Zukunft
eine wichtige Rolle zu spielen berufen ist. Graf Salm ist ein Ab¬
kömmling jenes alten deutschen (elsassischen) Geschlechts, das seinen
Stammbaum bis auf Otto von Wittelsbach zurückleitet. Die^ Bil¬
dung des Grafen Salm ist eine durchaus deutsche; sein Mater, ein
vertrauter Freund des Schriftstellers Meyern (Verfasser der Dpana höre),
derPichler und anderer schöner Geistern jener Zeit, war selbst Schriftsteller
und übertrug seine Vorliebe für Literatur und höhere Geistesbildung auf
seine Söhne. Die Carriere unseres Oberstburggrafcnamts - Verwesers
war eine sehr schnelle. In einem Alter von einigen .dreißig Jahren,
nachdem er kurze Zeit Gubernialrath in Triest gewesen, wurde er, ge¬
rade zur Zeit, wo die Zwistigkeiten der böhmischen Stande mit dem
früheren Oberstburggrafen, Grafen Ehotek, ihrer Lösung entgegengin¬
gen, nach Prag als Vicepräsident des Guberniums berufen und nach
dem Austritte des Grafen Cholet als Verweser an dessen Stelle vom
Kaiser ernannt. Reich, unabhängig, im besten Mannesalter an der
Seite eines jungen, wohlwollenden Prinzen, sah sich der Graf Salm
zu seinem wichtigen Amte in einem Zeitpunkte berufen, wo die An¬
gelegenheiten Böhmens in eine neue lebensvollere Phase ihrer Entwicklung
zu treten schienen. Die Reibungen der czechischen und germanischen
Nationalität, der wiedererwachende Geist der ständischen Versammlun¬
gen, das belebtere Bewußtsein der böhmischen Industriellen mit ih¬
ren Wünschen für oder gegen die vom Staate projectirten Zollvcrord-
nungen, -- welche zahlreiche Elemente, um den Geist eines strebsa¬
men, uneigennützigen und entschiedenen Mannes zu spornen ! -- Aber


Mit Hochachtung
die antwort bringen sol. und wollen Eurgnad.en Selbst am Herrn von Dcla-
cia Schreiben, die Attreße auf der Mclkcrpaßtey Hauß Nro. 94. in Iren
Stok zu senden, Zo.s.eph Kühnel.
Zeuttungstreger
Ich habe bis auf diese Stunde nicht die Ehre, den Herrn Redacteur des
Wanderers, noch den Herrn Redacteur des Sammlers persönlich zu kennen.
Aber dieser Herr Delacia war seines Erfolgs so gewiß, daß er es gar nicht für
nöthig hielt, selbst zu schreiben, sondern -- wahrscheinlich um sich für die frü¬
here Wciger"eng zu rächen -- mir nur die Demüthigung zumuthen zu müssen
Staudte, "ich an ihn zu wenden. --
w " Originale beider Briefe liegen zur beliebigen Ansicht in dem Bureau
der Grenzboten bereit.
zählt hat ""'^'^ d"e Hände waschen, nachdem man derlei Geschichten er-
' ,
7V "

Böhmen begütert ist, während Dem gegenwärtigen Oberstburggrasenamts-
Verweser, dem Herrn Grafen Salm, jene Quqsität mqngelt. Eine
kurze Charakteristik der Stellung dieses Staatsmann.es dürste um so
eher interessant sein, als dieselbe von großer Wichtigkeit für die An¬
gelegenheiten unseres Landes ist; eines Landes, das, eine der Haupt-
brückcn zwischen Oesterreich und Deutschland, in nicht serner Zukunft
eine wichtige Rolle zu spielen berufen ist. Graf Salm ist ein Ab¬
kömmling jenes alten deutschen (elsassischen) Geschlechts, das seinen
Stammbaum bis auf Otto von Wittelsbach zurückleitet. Die^ Bil¬
dung des Grafen Salm ist eine durchaus deutsche; sein Mater, ein
vertrauter Freund des Schriftstellers Meyern (Verfasser der Dpana höre),
derPichler und anderer schöner Geistern jener Zeit, war selbst Schriftsteller
und übertrug seine Vorliebe für Literatur und höhere Geistesbildung auf
seine Söhne. Die Carriere unseres Oberstburggrafcnamts - Verwesers
war eine sehr schnelle. In einem Alter von einigen .dreißig Jahren,
nachdem er kurze Zeit Gubernialrath in Triest gewesen, wurde er, ge¬
rade zur Zeit, wo die Zwistigkeiten der böhmischen Stande mit dem
früheren Oberstburggrafen, Grafen Ehotek, ihrer Lösung entgegengin¬
gen, nach Prag als Vicepräsident des Guberniums berufen und nach
dem Austritte des Grafen Cholet als Verweser an dessen Stelle vom
Kaiser ernannt. Reich, unabhängig, im besten Mannesalter an der
Seite eines jungen, wohlwollenden Prinzen, sah sich der Graf Salm
zu seinem wichtigen Amte in einem Zeitpunkte berufen, wo die An¬
gelegenheiten Böhmens in eine neue lebensvollere Phase ihrer Entwicklung
zu treten schienen. Die Reibungen der czechischen und germanischen
Nationalität, der wiedererwachende Geist der ständischen Versammlun¬
gen, das belebtere Bewußtsein der böhmischen Industriellen mit ih¬
ren Wünschen für oder gegen die vom Staate projectirten Zollvcrord-
nungen, — welche zahlreiche Elemente, um den Geist eines strebsa¬
men, uneigennützigen und entschiedenen Mannes zu spornen ! — Aber


Mit Hochachtung
die antwort bringen sol. und wollen Eurgnad.en Selbst am Herrn von Dcla-
cia Schreiben, die Attreße auf der Mclkcrpaßtey Hauß Nro. 94. in Iren
Stok zu senden, Zo.s.eph Kühnel.
Zeuttungstreger
Ich habe bis auf diese Stunde nicht die Ehre, den Herrn Redacteur des
Wanderers, noch den Herrn Redacteur des Sammlers persönlich zu kennen.
Aber dieser Herr Delacia war seines Erfolgs so gewiß, daß er es gar nicht für
nöthig hielt, selbst zu schreiben, sondern — wahrscheinlich um sich für die frü¬
here Wciger»eng zu rächen — mir nur die Demüthigung zumuthen zu müssen
Staudte, «ich an ihn zu wenden. —
w " Originale beider Briefe liegen zur beliebigen Ansicht in dem Bureau
der Grenzboten bereit.
zählt hat ""'^'^ d»e Hände waschen, nachdem man derlei Geschichten er-
' ,
7V »
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0559" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/181743"/>
            <p xml:id="ID_1613" prev="#ID_1612"> Böhmen begütert ist, während Dem gegenwärtigen Oberstburggrasenamts-<lb/>
Verweser, dem Herrn Grafen Salm, jene Quqsität mqngelt. Eine<lb/>
kurze Charakteristik der Stellung dieses Staatsmann.es dürste um so<lb/>
eher interessant sein, als dieselbe von großer Wichtigkeit für die An¬<lb/>
gelegenheiten unseres Landes ist; eines Landes, das, eine der Haupt-<lb/>
brückcn zwischen Oesterreich und Deutschland, in nicht serner Zukunft<lb/>
eine wichtige Rolle zu spielen berufen ist. Graf Salm ist ein Ab¬<lb/>
kömmling jenes alten deutschen (elsassischen) Geschlechts, das seinen<lb/>
Stammbaum bis auf Otto von Wittelsbach zurückleitet. Die^ Bil¬<lb/>
dung des Grafen Salm ist eine durchaus deutsche; sein Mater, ein<lb/>
vertrauter Freund des Schriftstellers Meyern (Verfasser der Dpana höre),<lb/>
derPichler und anderer schöner Geistern jener Zeit, war selbst Schriftsteller<lb/>
und übertrug seine Vorliebe für Literatur und höhere Geistesbildung auf<lb/>
seine Söhne. Die Carriere unseres Oberstburggrafcnamts - Verwesers<lb/>
war eine sehr schnelle. In einem Alter von einigen .dreißig Jahren,<lb/>
nachdem er kurze Zeit Gubernialrath in Triest gewesen, wurde er, ge¬<lb/>
rade zur Zeit, wo die Zwistigkeiten der böhmischen Stande mit dem<lb/>
früheren Oberstburggrafen, Grafen Ehotek, ihrer Lösung entgegengin¬<lb/>
gen, nach Prag als Vicepräsident des Guberniums berufen und nach<lb/>
dem Austritte des Grafen Cholet als Verweser an dessen Stelle vom<lb/>
Kaiser ernannt. Reich, unabhängig, im besten Mannesalter an der<lb/>
Seite eines jungen, wohlwollenden Prinzen, sah sich der Graf Salm<lb/>
zu seinem wichtigen Amte in einem Zeitpunkte berufen, wo die An¬<lb/>
gelegenheiten Böhmens in eine neue lebensvollere Phase ihrer Entwicklung<lb/>
zu treten schienen. Die Reibungen der czechischen und germanischen<lb/>
Nationalität, der wiedererwachende Geist der ständischen Versammlun¬<lb/>
gen, das belebtere Bewußtsein der böhmischen Industriellen mit ih¬<lb/>
ren Wünschen für oder gegen die vom Staate projectirten Zollvcrord-<lb/>
nungen, &#x2014; welche zahlreiche Elemente, um den Geist eines strebsa¬<lb/>
men, uneigennützigen und entschiedenen Mannes zu spornen ! &#x2014; Aber</p><lb/>
            <note xml:id="FID_61" prev="#FID_60" place="foot"> die antwort bringen sol. und wollen Eurgnad.en Selbst am Herrn von Dcla-<lb/>
cia Schreiben, die Attreße auf der Mclkcrpaßtey Hauß Nro. 94. in Iren<lb/>
Stok zu senden, <note type="byline"> Zo.s.eph Kühnel.<lb/>
Zeuttungstreger</note><lb/><p xml:id="ID_1614"> Ich habe bis auf diese Stunde nicht die Ehre, den Herrn Redacteur des<lb/>
Wanderers, noch den Herrn Redacteur des Sammlers persönlich zu kennen.<lb/>
Aber dieser Herr Delacia war seines Erfolgs so gewiß, daß er es gar nicht für<lb/>
nöthig hielt, selbst zu schreiben, sondern &#x2014; wahrscheinlich um sich für die frü¬<lb/>
here Wciger»eng zu rächen &#x2014; mir nur die Demüthigung zumuthen zu müssen<lb/>
Staudte, «ich an ihn zu wenden. &#x2014;</p><lb/><p xml:id="ID_1615"> w " Originale beider Briefe liegen zur beliebigen Ansicht in dem Bureau<lb/>
der Grenzboten bereit.</p><lb/><p xml:id="ID_1616" next="#ID_1617"> zählt hat ""'^'^ d»e Hände waschen, nachdem man derlei Geschichten er-<lb/><note type="byline"/> ' ,</p></note>
            <note type="closer"> Mit Hochachtung</note><lb/>
            <fw type="sig" place="bottom"> 7V »</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0559] Böhmen begütert ist, während Dem gegenwärtigen Oberstburggrasenamts- Verweser, dem Herrn Grafen Salm, jene Quqsität mqngelt. Eine kurze Charakteristik der Stellung dieses Staatsmann.es dürste um so eher interessant sein, als dieselbe von großer Wichtigkeit für die An¬ gelegenheiten unseres Landes ist; eines Landes, das, eine der Haupt- brückcn zwischen Oesterreich und Deutschland, in nicht serner Zukunft eine wichtige Rolle zu spielen berufen ist. Graf Salm ist ein Ab¬ kömmling jenes alten deutschen (elsassischen) Geschlechts, das seinen Stammbaum bis auf Otto von Wittelsbach zurückleitet. Die^ Bil¬ dung des Grafen Salm ist eine durchaus deutsche; sein Mater, ein vertrauter Freund des Schriftstellers Meyern (Verfasser der Dpana höre), derPichler und anderer schöner Geistern jener Zeit, war selbst Schriftsteller und übertrug seine Vorliebe für Literatur und höhere Geistesbildung auf seine Söhne. Die Carriere unseres Oberstburggrafcnamts - Verwesers war eine sehr schnelle. In einem Alter von einigen .dreißig Jahren, nachdem er kurze Zeit Gubernialrath in Triest gewesen, wurde er, ge¬ rade zur Zeit, wo die Zwistigkeiten der böhmischen Stande mit dem früheren Oberstburggrafen, Grafen Ehotek, ihrer Lösung entgegengin¬ gen, nach Prag als Vicepräsident des Guberniums berufen und nach dem Austritte des Grafen Cholet als Verweser an dessen Stelle vom Kaiser ernannt. Reich, unabhängig, im besten Mannesalter an der Seite eines jungen, wohlwollenden Prinzen, sah sich der Graf Salm zu seinem wichtigen Amte in einem Zeitpunkte berufen, wo die An¬ gelegenheiten Böhmens in eine neue lebensvollere Phase ihrer Entwicklung zu treten schienen. Die Reibungen der czechischen und germanischen Nationalität, der wiedererwachende Geist der ständischen Versammlun¬ gen, das belebtere Bewußtsein der böhmischen Industriellen mit ih¬ ren Wünschen für oder gegen die vom Staate projectirten Zollvcrord- nungen, — welche zahlreiche Elemente, um den Geist eines strebsa¬ men, uneigennützigen und entschiedenen Mannes zu spornen ! — Aber Mit Hochachtung die antwort bringen sol. und wollen Eurgnad.en Selbst am Herrn von Dcla- cia Schreiben, die Attreße auf der Mclkcrpaßtey Hauß Nro. 94. in Iren Stok zu senden, Zo.s.eph Kühnel. Zeuttungstreger Ich habe bis auf diese Stunde nicht die Ehre, den Herrn Redacteur des Wanderers, noch den Herrn Redacteur des Sammlers persönlich zu kennen. Aber dieser Herr Delacia war seines Erfolgs so gewiß, daß er es gar nicht für nöthig hielt, selbst zu schreiben, sondern — wahrscheinlich um sich für die frü¬ here Wciger»eng zu rächen — mir nur die Demüthigung zumuthen zu müssen Staudte, «ich an ihn zu wenden. — w " Originale beider Briefe liegen zur beliebigen Ansicht in dem Bureau der Grenzboten bereit. zählt hat ""'^'^ d»e Hände waschen, nachdem man derlei Geschichten er- ' , 7V »

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341546_341790
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341546_341790/559
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341546_341790/559>, abgerufen am 27.07.2024.