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Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. II. Band.

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zurückdrängen, einen Hautausschlag auf die innern edlem Theile des
Organismus treiben; aber es fragt sich, ob auf diese Art der Zu¬
stand des Kranken verbessert oder verschlimmert wird; ob es wohl¬
gethan ist, einen Organismus zu zwingen, das Gift in sich zu ver¬
schließen, welches er auszuwerfen im Begriffe war. Ain wenigsten
aber wird ein Kranker gesund, wenn man ihm verbietet, eine Klage
nuszusprechen; und der politische Hypochonder, der sich in einer Na¬
tion zeigt, kann nicht dadurch beseitigt werden, daß man ihm die
freie Bewegung in der frischen Luft der Oeffentlichkeit verbietet und
dafür ruhiges Stillsitzen in der dumpfen Stubenluft egoistischer Theil-
nahmlostgkeit empfiehlt.

Die Gewalt kann einen unzufriedenen, unruhigen Menschen leicht
niederwerfen und ihn zwingen, im Staube zu kriechen wie die
Schlangen; aber dann muß man auch gewärtig sein, daß er das
Gift der Schlangen annehme und seine Gelegenheit absehe, seinen
Dränger in die Ferse zu stechen. -- Daß die Liebhaber fortgesetzter
Beschränkungen für das Volksleben diese Wahrheiten im 19. Jahr¬
hundert nicht eingesehen haben sollten, ist kaum glaublich."

Das waren indeß nicht die einzigen Jnkonsequenzen, die zu je¬
ner Zeit vorkamen.--

Doch, um nicht meine Leser zu ermüden, sei die Fortsetzung,
^ die unglaublichen Dinge, die sich in der Kirche, im theologischen
und philosophischen Gebiete zugetragen haben, einem späteren Artikel
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zurückdrängen, einen Hautausschlag auf die innern edlem Theile des
Organismus treiben; aber es fragt sich, ob auf diese Art der Zu¬
stand des Kranken verbessert oder verschlimmert wird; ob es wohl¬
gethan ist, einen Organismus zu zwingen, das Gift in sich zu ver¬
schließen, welches er auszuwerfen im Begriffe war. Ain wenigsten
aber wird ein Kranker gesund, wenn man ihm verbietet, eine Klage
nuszusprechen; und der politische Hypochonder, der sich in einer Na¬
tion zeigt, kann nicht dadurch beseitigt werden, daß man ihm die
freie Bewegung in der frischen Luft der Oeffentlichkeit verbietet und
dafür ruhiges Stillsitzen in der dumpfen Stubenluft egoistischer Theil-
nahmlostgkeit empfiehlt.

Die Gewalt kann einen unzufriedenen, unruhigen Menschen leicht
niederwerfen und ihn zwingen, im Staube zu kriechen wie die
Schlangen; aber dann muß man auch gewärtig sein, daß er das
Gift der Schlangen annehme und seine Gelegenheit absehe, seinen
Dränger in die Ferse zu stechen. — Daß die Liebhaber fortgesetzter
Beschränkungen für das Volksleben diese Wahrheiten im 19. Jahr¬
hundert nicht eingesehen haben sollten, ist kaum glaublich."

Das waren indeß nicht die einzigen Jnkonsequenzen, die zu je¬
ner Zeit vorkamen.--

Doch, um nicht meine Leser zu ermüden, sei die Fortsetzung,
^ die unglaublichen Dinge, die sich in der Kirche, im theologischen
und philosophischen Gebiete zugetragen haben, einem späteren Artikel
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[0535] zurückdrängen, einen Hautausschlag auf die innern edlem Theile des Organismus treiben; aber es fragt sich, ob auf diese Art der Zu¬ stand des Kranken verbessert oder verschlimmert wird; ob es wohl¬ gethan ist, einen Organismus zu zwingen, das Gift in sich zu ver¬ schließen, welches er auszuwerfen im Begriffe war. Ain wenigsten aber wird ein Kranker gesund, wenn man ihm verbietet, eine Klage nuszusprechen; und der politische Hypochonder, der sich in einer Na¬ tion zeigt, kann nicht dadurch beseitigt werden, daß man ihm die freie Bewegung in der frischen Luft der Oeffentlichkeit verbietet und dafür ruhiges Stillsitzen in der dumpfen Stubenluft egoistischer Theil- nahmlostgkeit empfiehlt. Die Gewalt kann einen unzufriedenen, unruhigen Menschen leicht niederwerfen und ihn zwingen, im Staube zu kriechen wie die Schlangen; aber dann muß man auch gewärtig sein, daß er das Gift der Schlangen annehme und seine Gelegenheit absehe, seinen Dränger in die Ferse zu stechen. — Daß die Liebhaber fortgesetzter Beschränkungen für das Volksleben diese Wahrheiten im 19. Jahr¬ hundert nicht eingesehen haben sollten, ist kaum glaublich." Das waren indeß nicht die einzigen Jnkonsequenzen, die zu je¬ ner Zeit vorkamen.-- Doch, um nicht meine Leser zu ermüden, sei die Fortsetzung, ^ die unglaublichen Dinge, die sich in der Kirche, im theologischen und philosophischen Gebiete zugetragen haben, einem späteren Artikel ,>».„,. 67-i-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341546_341790/535>, abgerufen am 01.09.2024.