Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. II. Band.acht Tage, ich werde vierzehn Tage schweigen, aber am fünfzehnten Grcilzlwtcn IXii. ,,.
acht Tage, ich werde vierzehn Tage schweigen, aber am fünfzehnten Grcilzlwtcn IXii. ,,.
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0509" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/181693"/> <p xml:id="ID_1457" prev="#ID_1456" next="#ID_1458"> acht Tage, ich werde vierzehn Tage schweigen, aber am fünfzehnten<lb/> werde ich herausplatzen und im gelindesten Falle wird mich die Po¬<lb/> lizei über die Grenze schicken. Glauben Sie nicht, daß es in Wien<lb/> so leicht sei, sich ortsgemäß zu betragen. Ueber Politik mich nicht zu<lb/> äußern, das fiele mir wohl leicht, aber dort ist Alles Politik, denn »<lb/> Alles geschieht durch die Negierung. Theater, Straßenpflaster, Be¬<lb/> leuchtung, Brot, Bier. Nichts darf ich kritisiren. Was dort der nied¬<lb/> rigste Staatsdiener verrichtet, geschieht im Namen des Kaisers, und<lb/> wenn ich mich über den Tanzpas eines Unteroffiziers lustig mache,<lb/> habe ich ein Majestätsverbrechen begangen." B. 2. S. 62. u. f.<lb/> „Es wird mir immer sichtlicher und wahrscheinlicher, daß mein Va¬<lb/> ter mit dem Gedanken umgeht, mich in österreichische Dienste zu brin¬<lb/> gen. --Mir ist es so klar wie der Tag, daß ihm eine An¬<lb/> stellung für mich zugesagt worden. Wie ich darüber denke, wissen<lb/> Sie; was ich bei diesem Gedanken fühle, wissen Sie nicht ganz.<lb/> Wenn ich mich verführen ließe, wenn ich aus Liebe zu meinem Va¬<lb/> ter nachgäbe, es könnte mich zum Selbstmorde bringen. Wie stark<lb/> und offen habe ich nicht mündlich und schriftlich meine Ansichten aus¬<lb/> gesprochen! Mit welcher Wuth ziehe ich nicht täglich an öffentlichen<lb/> Orten gegen Oesterreich los! Ich thue es hier (in München) ich<lb/> habe es in Frankfurt und Stuttgart gethan. Wenn ich jetzt zu mei¬<lb/> nen Feinden überträte, würden selbst meine Freunde glauben, ich sei<lb/> immer ein geheimer Spion der österreichischen Regierung gewesen und<lb/> ich hätte immer nur gegen sie gesprochen, um die Leute auszuhorchen.<lb/> Wie ich die Dinge klar erkenne, wäre mich zu gewinnen, für die<lb/> Oesterreicher eine gewonnene Schlacht. Nicht zu gedenken, daß sie<lb/> außer Genz (der jetzt todtkrank, vielleicht schon gestorben ist) keinen<lb/> haben, der so gut schriebe, als ich, ja daß ich in mancher Beziehung<lb/> noch brauchbarer wäre, weil ich die Gabe des Witzes, wodurch man<lb/> auf die Menge wirkt, besitze und ich besser, als selbst die Ultras die<lb/> schwache und lächerliche Seite der deutschen Liberalen kenne — so<lb/> wäre in mir die ganze liberale Partei geschlagen. Es war eine<lb/> solche Redlichkeit, eine solche Unbefangenheit in meinen öffentlichen<lb/> politischen Aeußerungen, daß ich, wie ich von mehreren Seiten er¬<lb/> fahren, selbst den Wiener Ultras Achtung eingeflößt habe, obzwar<lb/> keiner sich so feindlich als ich gezeigt hat. Sie mußten gestehn, daß</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> Grcilzlwtcn IXii. ,,.</fw><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0509]
acht Tage, ich werde vierzehn Tage schweigen, aber am fünfzehnten
werde ich herausplatzen und im gelindesten Falle wird mich die Po¬
lizei über die Grenze schicken. Glauben Sie nicht, daß es in Wien
so leicht sei, sich ortsgemäß zu betragen. Ueber Politik mich nicht zu
äußern, das fiele mir wohl leicht, aber dort ist Alles Politik, denn »
Alles geschieht durch die Negierung. Theater, Straßenpflaster, Be¬
leuchtung, Brot, Bier. Nichts darf ich kritisiren. Was dort der nied¬
rigste Staatsdiener verrichtet, geschieht im Namen des Kaisers, und
wenn ich mich über den Tanzpas eines Unteroffiziers lustig mache,
habe ich ein Majestätsverbrechen begangen." B. 2. S. 62. u. f.
„Es wird mir immer sichtlicher und wahrscheinlicher, daß mein Va¬
ter mit dem Gedanken umgeht, mich in österreichische Dienste zu brin¬
gen. --Mir ist es so klar wie der Tag, daß ihm eine An¬
stellung für mich zugesagt worden. Wie ich darüber denke, wissen
Sie; was ich bei diesem Gedanken fühle, wissen Sie nicht ganz.
Wenn ich mich verführen ließe, wenn ich aus Liebe zu meinem Va¬
ter nachgäbe, es könnte mich zum Selbstmorde bringen. Wie stark
und offen habe ich nicht mündlich und schriftlich meine Ansichten aus¬
gesprochen! Mit welcher Wuth ziehe ich nicht täglich an öffentlichen
Orten gegen Oesterreich los! Ich thue es hier (in München) ich
habe es in Frankfurt und Stuttgart gethan. Wenn ich jetzt zu mei¬
nen Feinden überträte, würden selbst meine Freunde glauben, ich sei
immer ein geheimer Spion der österreichischen Regierung gewesen und
ich hätte immer nur gegen sie gesprochen, um die Leute auszuhorchen.
Wie ich die Dinge klar erkenne, wäre mich zu gewinnen, für die
Oesterreicher eine gewonnene Schlacht. Nicht zu gedenken, daß sie
außer Genz (der jetzt todtkrank, vielleicht schon gestorben ist) keinen
haben, der so gut schriebe, als ich, ja daß ich in mancher Beziehung
noch brauchbarer wäre, weil ich die Gabe des Witzes, wodurch man
auf die Menge wirkt, besitze und ich besser, als selbst die Ultras die
schwache und lächerliche Seite der deutschen Liberalen kenne — so
wäre in mir die ganze liberale Partei geschlagen. Es war eine
solche Redlichkeit, eine solche Unbefangenheit in meinen öffentlichen
politischen Aeußerungen, daß ich, wie ich von mehreren Seiten er¬
fahren, selbst den Wiener Ultras Achtung eingeflößt habe, obzwar
keiner sich so feindlich als ich gezeigt hat. Sie mußten gestehn, daß
Grcilzlwtcn IXii. ,,.
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