Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. II. Band.Giovanni's gräßlicher Liebe, die ihr in ihrer jetzigen Gestalt Ent¬ Auf seine Einladung erschien Giovanni. Mit der Nachsicht ei¬ z Giovanni's gräßlicher Liebe, die ihr in ihrer jetzigen Gestalt Ent¬ Auf seine Einladung erschien Giovanni. Mit der Nachsicht ei¬ z <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0491" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/181675"/> <p xml:id="ID_1402" prev="#ID_1401"> Giovanni's gräßlicher Liebe, die ihr in ihrer jetzigen Gestalt Ent¬<lb/> setzen einflößte. Sie läugnete es nicht, daß sie diese Liebe getheilt;<lb/> aber sie beschwor den Grafen, sie vor der Bewerbung Giovanni's,<lb/> vor dem Spott der Menge zu retten und mit ihr die Stadt zu ver¬<lb/> lassen. Der milde, edle Basticmi hatte Mitleid mit der Unglücklichen<lb/> und er wäre gern bereit gewesen, ihre Wünsche zu erfüllen, wenn<lb/> die Aufträge seines Monarchen ihn nicht an Paris gefesselt hätten.<lb/> Cornelia's Borschlag, sie allein reisen und zu ihrem Vater gehen zu<lb/> lassen, setzte der Graf den Einwand entgegen, daß Giovanni ihr<lb/> auch dorthin folgen werde, wo der Schutz ihres Gatten ihr fehle.<lb/> Er verwies sie auf ihre eigene Kraft, auf sein Vertrauen in ihre<lb/> Treue und beschloß, Giovanni zur Rede zu stellen und wo möglich<lb/> ihn in die Grenzen der Sitte und der Vernunft zurückzuführen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1403"> Auf seine Einladung erschien Giovanni. Mit der Nachsicht ei¬<lb/> nes Vaters, mit dem edlen Vertrauen eines Ehrenmannes nahte der<lb/> Graf dem jungen Künstler, der ihn so schwer beleidigte. Er hatte<lb/> mit allen Andern das Genie Giovanni's bewundert, er hatte Wohl¬<lb/> gefallen an ihm gefunden, seit er ihn kannte und er wollte die Kran-,<lb/> kung, die ihm widerfahren, gern der Jugend und der lebhaften Phan¬<lb/> tasie des Künstlers verzeihen. Er stellte ihm das Leiden Cornelia's<lb/> vor, er verwies ihn an seine Ehre und beschwor ihn, Paris für ei¬<lb/> nige Zeit zu verlassen, um sich zu beruhigen und um die Ehre einer<lb/> rauu schonen, die er zu lieben behauptete.</p><lb/> <p xml:id="ID_1404"> z<lb/> Aber bei diesem Vorschlag des Grafen brach der lang verhal¬<lb/> tene Haß Giovanni's wie ein Flammenstrom sich Bahn. Auch den<lb/> Grafen verließ die Mäßigung, die er anfangs gezeigt. Giovanni<lb/> der ihm heftig entgegentrat, war in seinen Augen nicht mehr der<lb/> Jüngling, dem er verzeihen wollte um seiner Jugend willen; es war<lb/> der Mann, der ihm seine höchsten Güter zu rauben strebte die<lb/> Liebe seiner Gattin und seine Ehre. Der Streit ward' leb¬<lb/> haft. Cornelia, die sich zufällig in das Zimmer des Grafen verfü¬<lb/> gen wollte, hört die bekannten Stimmen in heftigem Wortwechsel<lb/> Sie erbebt, stürzt in das Zimmer und sieht einen Dolch blinken in<lb/> der Hand Giovanni's. Mit Todesangst wirft sie sich an die Brust<lb/> ihres Gatten — und der Dolchstoß, der den Grafen treffen sollte<lb/> trifft sie. Lautlos sinkt sie zu Giovanni's Füßen, um nie zu er¬<lb/> wachen. —</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0491]
Giovanni's gräßlicher Liebe, die ihr in ihrer jetzigen Gestalt Ent¬
setzen einflößte. Sie läugnete es nicht, daß sie diese Liebe getheilt;
aber sie beschwor den Grafen, sie vor der Bewerbung Giovanni's,
vor dem Spott der Menge zu retten und mit ihr die Stadt zu ver¬
lassen. Der milde, edle Basticmi hatte Mitleid mit der Unglücklichen
und er wäre gern bereit gewesen, ihre Wünsche zu erfüllen, wenn
die Aufträge seines Monarchen ihn nicht an Paris gefesselt hätten.
Cornelia's Borschlag, sie allein reisen und zu ihrem Vater gehen zu
lassen, setzte der Graf den Einwand entgegen, daß Giovanni ihr
auch dorthin folgen werde, wo der Schutz ihres Gatten ihr fehle.
Er verwies sie auf ihre eigene Kraft, auf sein Vertrauen in ihre
Treue und beschloß, Giovanni zur Rede zu stellen und wo möglich
ihn in die Grenzen der Sitte und der Vernunft zurückzuführen.
Auf seine Einladung erschien Giovanni. Mit der Nachsicht ei¬
nes Vaters, mit dem edlen Vertrauen eines Ehrenmannes nahte der
Graf dem jungen Künstler, der ihn so schwer beleidigte. Er hatte
mit allen Andern das Genie Giovanni's bewundert, er hatte Wohl¬
gefallen an ihm gefunden, seit er ihn kannte und er wollte die Kran-,
kung, die ihm widerfahren, gern der Jugend und der lebhaften Phan¬
tasie des Künstlers verzeihen. Er stellte ihm das Leiden Cornelia's
vor, er verwies ihn an seine Ehre und beschwor ihn, Paris für ei¬
nige Zeit zu verlassen, um sich zu beruhigen und um die Ehre einer
rauu schonen, die er zu lieben behauptete.
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Aber bei diesem Vorschlag des Grafen brach der lang verhal¬
tene Haß Giovanni's wie ein Flammenstrom sich Bahn. Auch den
Grafen verließ die Mäßigung, die er anfangs gezeigt. Giovanni
der ihm heftig entgegentrat, war in seinen Augen nicht mehr der
Jüngling, dem er verzeihen wollte um seiner Jugend willen; es war
der Mann, der ihm seine höchsten Güter zu rauben strebte die
Liebe seiner Gattin und seine Ehre. Der Streit ward' leb¬
haft. Cornelia, die sich zufällig in das Zimmer des Grafen verfü¬
gen wollte, hört die bekannten Stimmen in heftigem Wortwechsel
Sie erbebt, stürzt in das Zimmer und sieht einen Dolch blinken in
der Hand Giovanni's. Mit Todesangst wirft sie sich an die Brust
ihres Gatten — und der Dolchstoß, der den Grafen treffen sollte
trifft sie. Lautlos sinkt sie zu Giovanni's Füßen, um nie zu er¬
wachen. —
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