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Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. II. Band.

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seiner Seele bezog sich auf sie, ward durch ihr reines Bild geläu¬
tert und geheiligt. Mit Widerwillen sah er auf sein bisheriges Trei¬
ben zurück, er wollte umkehren und besser werden, um sich der Ge¬
liebten werth zu machen.
ee Liebe konnte dem Blick der Gräin

Solchetnchtverborgen
bleiben. Sie liebte die Musik mit Begeisterung, Giovanni's theueres
Bild zog auf den Wogen der Töne in ihr Herz , und sie glaubte
den Künstler zu bewundern, während sie mit der Leidenschaft der er¬
sten Liebe an dem Manne hing. Doch nicht lange konnte diese
Täuschung währen. Giovanni gestand ihr seine Liebe, und Nichts
kann das Glück wiedergeben, das er empfand, als die Gräfin wei¬
nend in seine Arme sank. Sie verbarg es nicht, daß sie ihn liebe,
mehr als ihr Leben; aber sie sagte ihm, daß nie eine ähnliche Stunde
wiederkehren dürfe, daß sie, sich besiegend, nur ihrem Gatten und
ihrer Pflicht leben wolle, weil sie sich freiwillig dem Grafen Bastiani
verlobt habe und ihr Wort halten werde und wenn es ihr Leben
koste.undölleLiebeunierc

Hmme,utdurchbebten Giovan¬
ni's Brust. Die Wonne der einen, die Qual der anderen spiegelten
sich in seinen Schöpfungen wieder. Sein Genie schuf Meisterwerke
in jener Zeit, in denen sich die höchste Exaltation einer Menschen¬
seele verrieth. Aber dieser Erregung folgte eine tiefe Abspannung,
bei der wachsenden Ueberzeugung, daß Cornelia trotz ihrer Liebe
standhaft beharre bet dem Vorsatz, ihrem Gatten das Versprechen der
Treue zu halten, das sie ihm am Altare gegeben. Es war, als
hätte der Genius der Töne Giovanni verlassen, seit er die Hoffnung
verloren, die Geliebte sein zu nennen. Seine Phantasie, seine Be¬
geisterung schienen erstorben und belebten sich nur in Cornelia's Nähe,
die ihn zu neuem Schaffen erhob. Hörte die Geliebte ihm zu, dann
fand er die frühere Begeisterung wieder, die ihn verließ, sobald sie
sich seinen Blicken entzog.
ndieer Zeit der tieenVerateit als

zg,Govanniden Glau¬
ben an sich, an sein Genie und jede Hoffnung auf Glück verloren
hatte, näherte sich der Maestro ihm wieder, der sich seit lange in
einer gewissen Entfernung von ihm gehalten.
MitereuelterGüterateerna

gder Ursache von Giovan¬
ni's Leiden, nahm Theil an seinem Schmerz, bot ihm seine treuen


seiner Seele bezog sich auf sie, ward durch ihr reines Bild geläu¬
tert und geheiligt. Mit Widerwillen sah er auf sein bisheriges Trei¬
ben zurück, er wollte umkehren und besser werden, um sich der Ge¬
liebten werth zu machen.
ee Liebe konnte dem Blick der Gräin

Solchetnchtverborgen
bleiben. Sie liebte die Musik mit Begeisterung, Giovanni's theueres
Bild zog auf den Wogen der Töne in ihr Herz , und sie glaubte
den Künstler zu bewundern, während sie mit der Leidenschaft der er¬
sten Liebe an dem Manne hing. Doch nicht lange konnte diese
Täuschung währen. Giovanni gestand ihr seine Liebe, und Nichts
kann das Glück wiedergeben, das er empfand, als die Gräfin wei¬
nend in seine Arme sank. Sie verbarg es nicht, daß sie ihn liebe,
mehr als ihr Leben; aber sie sagte ihm, daß nie eine ähnliche Stunde
wiederkehren dürfe, daß sie, sich besiegend, nur ihrem Gatten und
ihrer Pflicht leben wolle, weil sie sich freiwillig dem Grafen Bastiani
verlobt habe und ihr Wort halten werde und wenn es ihr Leben
koste.undölleLiebeunierc

Hmme,utdurchbebten Giovan¬
ni's Brust. Die Wonne der einen, die Qual der anderen spiegelten
sich in seinen Schöpfungen wieder. Sein Genie schuf Meisterwerke
in jener Zeit, in denen sich die höchste Exaltation einer Menschen¬
seele verrieth. Aber dieser Erregung folgte eine tiefe Abspannung,
bei der wachsenden Ueberzeugung, daß Cornelia trotz ihrer Liebe
standhaft beharre bet dem Vorsatz, ihrem Gatten das Versprechen der
Treue zu halten, das sie ihm am Altare gegeben. Es war, als
hätte der Genius der Töne Giovanni verlassen, seit er die Hoffnung
verloren, die Geliebte sein zu nennen. Seine Phantasie, seine Be¬
geisterung schienen erstorben und belebten sich nur in Cornelia's Nähe,
die ihn zu neuem Schaffen erhob. Hörte die Geliebte ihm zu, dann
fand er die frühere Begeisterung wieder, die ihn verließ, sobald sie
sich seinen Blicken entzog.
ndieer Zeit der tieenVerateit als

zg,Govanniden Glau¬
ben an sich, an sein Genie und jede Hoffnung auf Glück verloren
hatte, näherte sich der Maestro ihm wieder, der sich seit lange in
einer gewissen Entfernung von ihm gehalten.
MitereuelterGüterateerna

gder Ursache von Giovan¬
ni's Leiden, nahm Theil an seinem Schmerz, bot ihm seine treuen


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[0489] seiner Seele bezog sich auf sie, ward durch ihr reines Bild geläu¬ tert und geheiligt. Mit Widerwillen sah er auf sein bisheriges Trei¬ ben zurück, er wollte umkehren und besser werden, um sich der Ge¬ liebten werth zu machen. ee Liebe konnte dem Blick der Gräin Solchetnchtverborgen bleiben. Sie liebte die Musik mit Begeisterung, Giovanni's theueres Bild zog auf den Wogen der Töne in ihr Herz , und sie glaubte den Künstler zu bewundern, während sie mit der Leidenschaft der er¬ sten Liebe an dem Manne hing. Doch nicht lange konnte diese Täuschung währen. Giovanni gestand ihr seine Liebe, und Nichts kann das Glück wiedergeben, das er empfand, als die Gräfin wei¬ nend in seine Arme sank. Sie verbarg es nicht, daß sie ihn liebe, mehr als ihr Leben; aber sie sagte ihm, daß nie eine ähnliche Stunde wiederkehren dürfe, daß sie, sich besiegend, nur ihrem Gatten und ihrer Pflicht leben wolle, weil sie sich freiwillig dem Grafen Bastiani verlobt habe und ihr Wort halten werde und wenn es ihr Leben koste.undölleLiebeunierc Hmme,utdurchbebten Giovan¬ ni's Brust. Die Wonne der einen, die Qual der anderen spiegelten sich in seinen Schöpfungen wieder. Sein Genie schuf Meisterwerke in jener Zeit, in denen sich die höchste Exaltation einer Menschen¬ seele verrieth. Aber dieser Erregung folgte eine tiefe Abspannung, bei der wachsenden Ueberzeugung, daß Cornelia trotz ihrer Liebe standhaft beharre bet dem Vorsatz, ihrem Gatten das Versprechen der Treue zu halten, das sie ihm am Altare gegeben. Es war, als hätte der Genius der Töne Giovanni verlassen, seit er die Hoffnung verloren, die Geliebte sein zu nennen. Seine Phantasie, seine Be¬ geisterung schienen erstorben und belebten sich nur in Cornelia's Nähe, die ihn zu neuem Schaffen erhob. Hörte die Geliebte ihm zu, dann fand er die frühere Begeisterung wieder, die ihn verließ, sobald sie sich seinen Blicken entzog. ndieer Zeit der tieenVerateit als zg,Govanniden Glau¬ ben an sich, an sein Genie und jede Hoffnung auf Glück verloren hatte, näherte sich der Maestro ihm wieder, der sich seit lange in einer gewissen Entfernung von ihm gehalten. MitereuelterGüterateerna gder Ursache von Giovan¬ ni's Leiden, nahm Theil an seinem Schmerz, bot ihm seine treuen

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341546_341790/489>, abgerufen am 01.09.2024.