Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. II. Band.wichtige Betrachtung über die Macht der Gewohnheit, welche mit Was grau für Alter ist, das ist ihm göttlich. Und als auf Göthe's Veranlassung -- im Jahre 1802, nachdem Aber die öffentliche Meinung galt ihm nicht als giltige Richte¬
Der Mensch ist nicht geboren, frei zu sein, *) Schiller's schon verstorbener Sohn, der Appellationsrath in Köln war, sprach gegen Hoffmeister sein Bedauern aus, daß der Vater den Adelsbrief an¬ genommen habe. Schiller schickte ihn aus Rücksicht auf seine Kinder nicht zu¬ rück. Wieder ein Beweis, daß der Mensch keine Rücksichten sich beherrschen lassen, sondern seinem besseren Gefühle folgen soll. **) Göthe und Schiller neben einander. Schiller sagt nach seiner Adlung
im Tell (1804) in der feierlichen Bundesscene: Denn herrenlos ist auch der Frei'ste nicht. wichtige Betrachtung über die Macht der Gewohnheit, welche mit Was grau für Alter ist, das ist ihm göttlich. Und als auf Göthe's Veranlassung — im Jahre 1802, nachdem Aber die öffentliche Meinung galt ihm nicht als giltige Richte¬
Der Mensch ist nicht geboren, frei zu sein, *) Schiller's schon verstorbener Sohn, der Appellationsrath in Köln war, sprach gegen Hoffmeister sein Bedauern aus, daß der Vater den Adelsbrief an¬ genommen habe. Schiller schickte ihn aus Rücksicht auf seine Kinder nicht zu¬ rück. Wieder ein Beweis, daß der Mensch keine Rücksichten sich beherrschen lassen, sondern seinem besseren Gefühle folgen soll. **) Göthe und Schiller neben einander. Schiller sagt nach seiner Adlung
im Tell (1804) in der feierlichen Bundesscene: Denn herrenlos ist auch der Frei'ste nicht. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0400" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/181584"/> <p xml:id="ID_1127" prev="#ID_1126" next="#ID_1128"> wichtige Betrachtung über die Macht der Gewohnheit, welche mit<lb/> den Worten endigt:</p><lb/> <quote> Was grau für Alter ist, das ist ihm göttlich.<lb/> Sei im Besitze, und Du wohnst im Recht,<lb/> Und heilig wird's die Menge Dir bewahren.</quote><lb/> <p xml:id="ID_1128" prev="#ID_1127"> Und als auf Göthe's Veranlassung — im Jahre 1802, nachdem<lb/> Göthe die öffentliche Huldigung, welche unserm Schiller in Weimar<lb/> dargebracht werden sollte, geschickt vereitelt hatte — beim Kaiser<lb/> Schiller's Aufnahme in den Adelstand beantragt wurde, ^) schrieb der<lb/> Bürger der französischen Republik, der dadurch sehr in Verlegenheit<lb/> gebracht war: „Es ist freilich keine kleine Aufgabe, aus meinem Lebens-<lb/> lauf etwas herauszubringen, was sich zu einem Verdienste um Kai¬<lb/> ser und Reich qualificirte."</p><lb/> <p xml:id="ID_1129"> Aber die öffentliche Meinung galt ihm nicht als giltige Richte¬<lb/> rin, wie den Stimmführern unsrer Tage. Der Geschichtschreiber hat<lb/> fortwährend den alten Satz, seutkiitiils esse xollllorallilas, iwo, uu-<lb/> mer.in6.i8, zu beachten und zu prüfen, und wird sich also von der<lb/> Nichtigkeit der Aussprüche in den „Votiv-Tafeln" und im „Deine-</p><lb/> <note xml:id="FID_41" place="foot"> *) Schiller's schon verstorbener Sohn, der Appellationsrath in Köln war,<lb/> sprach gegen Hoffmeister sein Bedauern aus, daß der Vater den Adelsbrief an¬<lb/> genommen habe. Schiller schickte ihn aus Rücksicht auf seine Kinder nicht zu¬<lb/> rück. Wieder ein Beweis, daß der Mensch keine Rücksichten sich beherrschen<lb/> lassen, sondern seinem besseren Gefühle folgen soll.</note><lb/> <note xml:id="FID_42" place="foot"> **) Göthe und Schiller neben einander. Schiller sagt nach seiner Adlung<lb/> im Tell (1804) in der feierlichen Bundesscene:<lb/><quote> Denn herrenlos ist auch der Frei'ste nicht.<lb/> Ein Oberhaupt muß sein, ein höchster Richter,<lb/> Wo man das Recht mag schöpfen in dem Streit.</quote></note> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <quote> <p xml:id="ID_1130"> Denn dieses ist des Freien einzge Pflicht,</p> <p xml:id="ID_1131"> Das Reich zu schirmen, das sie selbst beschirmt.</p> <p xml:id="ID_1132" next="#ID_1133"> Was drüber ist, ist Merkmal eines Knechts,</p> </quote><lb/> <quote> Der Mensch ist nicht geboren, frei zu sein,<lb/> Und für den Edlen ist kein schöner Glück,<lb/> Als einem Fürsten, den er ehrt, zu dienen.</quote><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0400]
wichtige Betrachtung über die Macht der Gewohnheit, welche mit
den Worten endigt:
Was grau für Alter ist, das ist ihm göttlich.
Sei im Besitze, und Du wohnst im Recht,
Und heilig wird's die Menge Dir bewahren.
Und als auf Göthe's Veranlassung — im Jahre 1802, nachdem
Göthe die öffentliche Huldigung, welche unserm Schiller in Weimar
dargebracht werden sollte, geschickt vereitelt hatte — beim Kaiser
Schiller's Aufnahme in den Adelstand beantragt wurde, ^) schrieb der
Bürger der französischen Republik, der dadurch sehr in Verlegenheit
gebracht war: „Es ist freilich keine kleine Aufgabe, aus meinem Lebens-
lauf etwas herauszubringen, was sich zu einem Verdienste um Kai¬
ser und Reich qualificirte."
Aber die öffentliche Meinung galt ihm nicht als giltige Richte¬
rin, wie den Stimmführern unsrer Tage. Der Geschichtschreiber hat
fortwährend den alten Satz, seutkiitiils esse xollllorallilas, iwo, uu-
mer.in6.i8, zu beachten und zu prüfen, und wird sich also von der
Nichtigkeit der Aussprüche in den „Votiv-Tafeln" und im „Deine-
Denn dieses ist des Freien einzge Pflicht,
Das Reich zu schirmen, das sie selbst beschirmt.
Was drüber ist, ist Merkmal eines Knechts,
Der Mensch ist nicht geboren, frei zu sein,
Und für den Edlen ist kein schöner Glück,
Als einem Fürsten, den er ehrt, zu dienen.
*) Schiller's schon verstorbener Sohn, der Appellationsrath in Köln war,
sprach gegen Hoffmeister sein Bedauern aus, daß der Vater den Adelsbrief an¬
genommen habe. Schiller schickte ihn aus Rücksicht auf seine Kinder nicht zu¬
rück. Wieder ein Beweis, daß der Mensch keine Rücksichten sich beherrschen
lassen, sondern seinem besseren Gefühle folgen soll.
**) Göthe und Schiller neben einander. Schiller sagt nach seiner Adlung
im Tell (1804) in der feierlichen Bundesscene:
Denn herrenlos ist auch der Frei'ste nicht.
Ein Oberhaupt muß sein, ein höchster Richter,
Wo man das Recht mag schöpfen in dem Streit.
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