Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. II. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

räthselhaftesten Frauengestalten noch einmal hervor. Man kann in
jedem dieser Charaktere ihre Schicksale lesen und vermißt nicht den
Roman. -- Diese Schilderungen kommen mir vor, wie gute Mi-
niaturcopien nach großen Fresken. -- Sie imponiren nicht wie die
Originale, aber kein Zug ist verloren und mit etwas Phantasie kann
man sich sie leicht als Altarblätter in gothischen Domen, als Decken¬
gemälde in großen Palästen denken. -- Der schönste Vorzug dieses
Buches aber ist es, daß Lands überall die Weiblichkeit der lang ver¬
kannten, großen Frau geltend zu machen weiß, daß er überall fein
fühlend die zarten Seiten dieses unendlich tiefen Gemüthes heraus¬
zukehren und die Gewaltsamkeiten der großen Kämpferin mit Tact zu
verhüllen weiß.

So spricht Alfred Meißner über Georges Sand, und so ist der Ton,
der durch Laube's ganzes Buch geht. Für diejenigen, die Georges Sand
kennen und lieben, ist dieses Buch die schönste Erinnerung an Sand;
für die, die sie nicht ganz fassen, der beste Commentar, und für die,
welche sie gar nicht kennen, der beredtste Apostel, der Einen zwingt,
sie kennen zu lernen und an sie zu glauben. Unter den Schilderun¬
gen glauben wir als die vorzüglichsten hervorheben zu können: Valen¬
tine, Louise, Geneviovc, Jseult, die beiden Marquisen, Lavinia, Noun,
Jndiana, Martha, Consuelo. -- Unter den Stichen sind wohl die
charakteristischsten: Louise, Akazia (etwas zu theatralisch), La Marquise,
La Savinienne, Metella, Lavinia, die zweite Marquise, Noun. --
Interessante Beigaben sind noch: die Schilderung eines Besuches bei
Georges Sand, das mild blickende Porträt dieser heldenmüthigen Frau
und viele kleine Zeichnungen und Vignetten zur Erleuchtung des
v. G. Textes.




räthselhaftesten Frauengestalten noch einmal hervor. Man kann in
jedem dieser Charaktere ihre Schicksale lesen und vermißt nicht den
Roman. — Diese Schilderungen kommen mir vor, wie gute Mi-
niaturcopien nach großen Fresken. — Sie imponiren nicht wie die
Originale, aber kein Zug ist verloren und mit etwas Phantasie kann
man sich sie leicht als Altarblätter in gothischen Domen, als Decken¬
gemälde in großen Palästen denken. — Der schönste Vorzug dieses
Buches aber ist es, daß Lands überall die Weiblichkeit der lang ver¬
kannten, großen Frau geltend zu machen weiß, daß er überall fein
fühlend die zarten Seiten dieses unendlich tiefen Gemüthes heraus¬
zukehren und die Gewaltsamkeiten der großen Kämpferin mit Tact zu
verhüllen weiß.

So spricht Alfred Meißner über Georges Sand, und so ist der Ton,
der durch Laube's ganzes Buch geht. Für diejenigen, die Georges Sand
kennen und lieben, ist dieses Buch die schönste Erinnerung an Sand;
für die, die sie nicht ganz fassen, der beste Commentar, und für die,
welche sie gar nicht kennen, der beredtste Apostel, der Einen zwingt,
sie kennen zu lernen und an sie zu glauben. Unter den Schilderun¬
gen glauben wir als die vorzüglichsten hervorheben zu können: Valen¬
tine, Louise, Geneviovc, Jseult, die beiden Marquisen, Lavinia, Noun,
Jndiana, Martha, Consuelo. — Unter den Stichen sind wohl die
charakteristischsten: Louise, Akazia (etwas zu theatralisch), La Marquise,
La Savinienne, Metella, Lavinia, die zweite Marquise, Noun. —
Interessante Beigaben sind noch: die Schilderung eines Besuches bei
Georges Sand, das mild blickende Porträt dieser heldenmüthigen Frau
und viele kleine Zeichnungen und Vignetten zur Erleuchtung des
v. G. Textes.




<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0385" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/181569"/>
            <p xml:id="ID_1075" prev="#ID_1074"> räthselhaftesten Frauengestalten noch einmal hervor. Man kann in<lb/>
jedem dieser Charaktere ihre Schicksale lesen und vermißt nicht den<lb/>
Roman. &#x2014; Diese Schilderungen kommen mir vor, wie gute Mi-<lb/>
niaturcopien nach großen Fresken. &#x2014; Sie imponiren nicht wie die<lb/>
Originale, aber kein Zug ist verloren und mit etwas Phantasie kann<lb/>
man sich sie leicht als Altarblätter in gothischen Domen, als Decken¬<lb/>
gemälde in großen Palästen denken. &#x2014; Der schönste Vorzug dieses<lb/>
Buches aber ist es, daß Lands überall die Weiblichkeit der lang ver¬<lb/>
kannten, großen Frau geltend zu machen weiß, daß er überall fein<lb/>
fühlend die zarten Seiten dieses unendlich tiefen Gemüthes heraus¬<lb/>
zukehren und die Gewaltsamkeiten der großen Kämpferin mit Tact zu<lb/>
verhüllen weiß.</p><lb/>
            <lg xml:id="POEMID_20" type="poem">
              <l/>
            </lg><lb/>
            <p xml:id="ID_1076"> So spricht Alfred Meißner über Georges Sand, und so ist der Ton,<lb/>
der durch Laube's ganzes Buch geht. Für diejenigen, die Georges Sand<lb/>
kennen und lieben, ist dieses Buch die schönste Erinnerung an Sand;<lb/>
für die, die sie nicht ganz fassen, der beste Commentar, und für die,<lb/>
welche sie gar nicht kennen, der beredtste Apostel, der Einen zwingt,<lb/>
sie kennen zu lernen und an sie zu glauben. Unter den Schilderun¬<lb/>
gen glauben wir als die vorzüglichsten hervorheben zu können: Valen¬<lb/>
tine, Louise, Geneviovc, Jseult, die beiden Marquisen, Lavinia, Noun,<lb/>
Jndiana, Martha, Consuelo. &#x2014; Unter den Stichen sind wohl die<lb/>
charakteristischsten: Louise, Akazia (etwas zu theatralisch), La Marquise,<lb/>
La Savinienne, Metella, Lavinia, die zweite Marquise, Noun. &#x2014;<lb/>
Interessante Beigaben sind noch: die Schilderung eines Besuches bei<lb/>
Georges Sand, das mild blickende Porträt dieser heldenmüthigen Frau<lb/>
und viele kleine Zeichnungen und Vignetten zur Erleuchtung des<lb/><note type="byline"> v. G.</note> Textes. </p><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0385] räthselhaftesten Frauengestalten noch einmal hervor. Man kann in jedem dieser Charaktere ihre Schicksale lesen und vermißt nicht den Roman. — Diese Schilderungen kommen mir vor, wie gute Mi- niaturcopien nach großen Fresken. — Sie imponiren nicht wie die Originale, aber kein Zug ist verloren und mit etwas Phantasie kann man sich sie leicht als Altarblätter in gothischen Domen, als Decken¬ gemälde in großen Palästen denken. — Der schönste Vorzug dieses Buches aber ist es, daß Lands überall die Weiblichkeit der lang ver¬ kannten, großen Frau geltend zu machen weiß, daß er überall fein fühlend die zarten Seiten dieses unendlich tiefen Gemüthes heraus¬ zukehren und die Gewaltsamkeiten der großen Kämpferin mit Tact zu verhüllen weiß. So spricht Alfred Meißner über Georges Sand, und so ist der Ton, der durch Laube's ganzes Buch geht. Für diejenigen, die Georges Sand kennen und lieben, ist dieses Buch die schönste Erinnerung an Sand; für die, die sie nicht ganz fassen, der beste Commentar, und für die, welche sie gar nicht kennen, der beredtste Apostel, der Einen zwingt, sie kennen zu lernen und an sie zu glauben. Unter den Schilderun¬ gen glauben wir als die vorzüglichsten hervorheben zu können: Valen¬ tine, Louise, Geneviovc, Jseult, die beiden Marquisen, Lavinia, Noun, Jndiana, Martha, Consuelo. — Unter den Stichen sind wohl die charakteristischsten: Louise, Akazia (etwas zu theatralisch), La Marquise, La Savinienne, Metella, Lavinia, die zweite Marquise, Noun. — Interessante Beigaben sind noch: die Schilderung eines Besuches bei Georges Sand, das mild blickende Porträt dieser heldenmüthigen Frau und viele kleine Zeichnungen und Vignetten zur Erleuchtung des v. G. Textes.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341546_341790
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341546_341790/385
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341546_341790/385>, abgerufen am 01.09.2024.