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Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. II. Band.

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cember bei der Eröffnung des neuen Opernhauses gegeben werden
wird.

Das Engagement des Herrn Hopp6 für die hiesige Hofbühne hat
dem letzteren, dessen Contract in Braunschweig noch nicht abgelaufen
war, einen Prozeß zugezogen, der ihm, allem Anscheine nach, theuer
zu stehen kommen wird, da die Braunschweiger Hofbühne, die ihren
Rechtsanwalt hierher gesandt, Nichts unversucht lassen will, um zu
ihrem Rechte zu gelangen. Es ist in der That zu verwundern, daß
eine Bühne, wie die königliche, es nicht verschmäht, Künstler zu en-
gagiren, die noch anderweitig gebunden sind. Es wird uns sogar
versichert, daß, bevor hier das Engagement abgeschlossen wurde, eine
Protestation dagegen von Seite der Braunschweiger Hofbühne einge¬
gangen war, die hiesige jedoch keine Notiz davon nahm, weil sie glaubte,
Herr Hopp" würde ebenso in Braunschweig, wie kürzlich Herr Hen-
drichs in Hamburg, durch Zahlung einer Strassumme sich völlig frei
machen können, was jedoch keineswegs rechtlich begründet ist, indem
die betreffende Bestimmung zwar dem anderseitigen Contrahenten einen
Anspruch auf baare Entschädigung gewahrt, den diesseitigen jedoch kei¬
neswegs von seinen sonstigen Verpflichtungen entbindet. -- Herr Joel
Jacoby ist seiner Hast wieder entlassen, und die bekannten Correspon-
denzartikel der Deutschen Allgemeinen Zeitung werden nun wohl wie¬
Justus. der aufgenommen werden.


IV.
Aus Hamburg.

Schwindel. -- Neue Aufführungen von Gutzkow's Pugatsckcff. -- Die Ham¬
burger Kritik; Gutzkow's Feinde und Freunde.

, Gibt es in Hamburg auch keinen patriotischen Schwindel mehr,
wie die Feier oder vielmehr Nichtfeier des 15. October gezeigt hat, so ist
Schwindel überhaupt hier leider überall zu finden, namentlich auf dem
Handelsgcbiete. Der Kleinhandel, und hier wieder der in Manufactur-
waaren, zeichnet sich besonders aus. Schwerlich wird er eine noch ge¬
fährlichere Höhe erreichen können, als es jetzt der Fall. Keine Num¬
mer unserer täglich erscheinenden "Nachrichten" kann man lesen, ohne
auf Verkaufsanzeigen zu stoßen, die hinsichtlich der Billigkeit des Auf¬
gebotenen das Erfreulichste darbieten. Ein niedriger Preis jagt förm¬
lich den andern. Die Detailhändler selbst scheinen wie in einem Wett¬
rennen begriffen, bei dem es nur darauf ankommt, das Ziel des Los¬
werdens ihrer Waaren zu erreichen. Oft bleibt es selbst für die Kauf¬
leute ein Räthsel, wie Gegenstände zu einem Spottpreise verkauft
werden können, welcher doch auch den Ausbictenden noch einigen
Gewinn abwerfen soll. In den Fabrikstädten selbst würden diese nie¬
dern Preise noch immer unbegreiflich bleiben, und nur wenn wir das


cember bei der Eröffnung des neuen Opernhauses gegeben werden
wird.

Das Engagement des Herrn Hopp6 für die hiesige Hofbühne hat
dem letzteren, dessen Contract in Braunschweig noch nicht abgelaufen
war, einen Prozeß zugezogen, der ihm, allem Anscheine nach, theuer
zu stehen kommen wird, da die Braunschweiger Hofbühne, die ihren
Rechtsanwalt hierher gesandt, Nichts unversucht lassen will, um zu
ihrem Rechte zu gelangen. Es ist in der That zu verwundern, daß
eine Bühne, wie die königliche, es nicht verschmäht, Künstler zu en-
gagiren, die noch anderweitig gebunden sind. Es wird uns sogar
versichert, daß, bevor hier das Engagement abgeschlossen wurde, eine
Protestation dagegen von Seite der Braunschweiger Hofbühne einge¬
gangen war, die hiesige jedoch keine Notiz davon nahm, weil sie glaubte,
Herr Hopp« würde ebenso in Braunschweig, wie kürzlich Herr Hen-
drichs in Hamburg, durch Zahlung einer Strassumme sich völlig frei
machen können, was jedoch keineswegs rechtlich begründet ist, indem
die betreffende Bestimmung zwar dem anderseitigen Contrahenten einen
Anspruch auf baare Entschädigung gewahrt, den diesseitigen jedoch kei¬
neswegs von seinen sonstigen Verpflichtungen entbindet. — Herr Joel
Jacoby ist seiner Hast wieder entlassen, und die bekannten Correspon-
denzartikel der Deutschen Allgemeinen Zeitung werden nun wohl wie¬
Justus. der aufgenommen werden.


IV.
Aus Hamburg.

Schwindel. — Neue Aufführungen von Gutzkow's Pugatsckcff. — Die Ham¬
burger Kritik; Gutzkow's Feinde und Freunde.

, Gibt es in Hamburg auch keinen patriotischen Schwindel mehr,
wie die Feier oder vielmehr Nichtfeier des 15. October gezeigt hat, so ist
Schwindel überhaupt hier leider überall zu finden, namentlich auf dem
Handelsgcbiete. Der Kleinhandel, und hier wieder der in Manufactur-
waaren, zeichnet sich besonders aus. Schwerlich wird er eine noch ge¬
fährlichere Höhe erreichen können, als es jetzt der Fall. Keine Num¬
mer unserer täglich erscheinenden „Nachrichten" kann man lesen, ohne
auf Verkaufsanzeigen zu stoßen, die hinsichtlich der Billigkeit des Auf¬
gebotenen das Erfreulichste darbieten. Ein niedriger Preis jagt förm¬
lich den andern. Die Detailhändler selbst scheinen wie in einem Wett¬
rennen begriffen, bei dem es nur darauf ankommt, das Ziel des Los¬
werdens ihrer Waaren zu erreichen. Oft bleibt es selbst für die Kauf¬
leute ein Räthsel, wie Gegenstände zu einem Spottpreise verkauft
werden können, welcher doch auch den Ausbictenden noch einigen
Gewinn abwerfen soll. In den Fabrikstädten selbst würden diese nie¬
dern Preise noch immer unbegreiflich bleiben, und nur wenn wir das


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341546_341790/382>, abgerufen am 05.12.2024.