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Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. II. Band.

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welche Männer zur Rettung eines gescheiterten Schiffes herbeiholen.
Alles stürzt "herbei, um seine Pflicht zu thun; die Weiber führen
selbst ihre Männer eilenden Schrittes in die Gefahr, die sie vielleicht
zu Wittwen macht. Weniger glücklich ist Jordan in komischen Ele¬
menten, wie er sie in dem Brautzuge aus Nordholland zu geben
sucht. -- Emil Ebers verfolgt die Richtung, welche Jordan zu¬
erst einschlug, mit großem Talent und eben so viel Fleiß. Von sei¬
nen drei angezeigten Bildern kam bis jetzt nur das Rettungsfloß
zur Ausstellung, auf dem wir die Verzweiflung der Passagiere neben
der männlichen Kraft der Matrosen und ihrer Kapitäns in reichen,
lebendigen Gruppen sehen. Auch Beruhigung bietet das Bild, in¬
dem man eben ein Segel am Horizonte auftauchen sieht und den
Befehl des Kapitäns, das Floß dorthin zu wenden, in seiner Miene
und den Bewegungen der Matrosen vernimmt. -- Der geistreiche
Schrödter hat es versucht, unserm Schalksnarren Till Eulenspiegel
Form und Figur zu geben. Till Eulenspiegel betrügt den Keller¬
meister zu Lübeck um eine Kanne Wein. Er nahm zwei Krüge, den
einen unter dein Mantel, voll Wasser, den andern offen und leer.
Diesen läßt er voll Wein füllen, der ihm nachher zu theuer ist. Als
nun der Kellermeister zu schimpfen anfängt, vertauscht er die Krüge
und das Wasser wird in das Weinfaß gegossen, während Eulen¬
spiegel den Preis seiner List davonträgt. So erzählt die Sage;
nicht so das Bild. Da sehen wir wohl einen keifenden Kellermeister,
aber keinen betrogenen. Das Bild selbst ist mit der bekannten Vir¬
tuosität Schrödter'ö gemalt und die Figur Eulenspiegels genial ko¬
misch. -- Leopold Bender: Eine reisende Schauspielergesellschaft
in einem österreichischen Grenzstädtchen, Die komische Situation ist
ziemlich deutlich ausgeprägt. Der Thespiskarren hat sich diesmal in
zu weltliche Dinge eingelassen, in Schmuggelei nämlich, und die ko¬
mische Verzweiflung der Schauspieler ist treffend geschildert. --
Eduard Meier heim gibt wieder einige kleine Scenen aus dem
Kinderleben, die in ihrer Einfachheit des Gedankens, in der delica-
ten Durchführung der Malerei den Niederländern Nichts nachgeben.
Dieses kleine Mädchen im Hemde, das trippelnd die Henne mit ihren
Küchlein vor sich hertreibt, entzückt Jedermann. -- ost in Stet¬
tin gibt ebenfalls ein Paar glückliche Kinderscenen in dem kleinen
Pferdemaler und dem kleinen Schulmeister. -- Hosemann, der be-


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welche Männer zur Rettung eines gescheiterten Schiffes herbeiholen.
Alles stürzt "herbei, um seine Pflicht zu thun; die Weiber führen
selbst ihre Männer eilenden Schrittes in die Gefahr, die sie vielleicht
zu Wittwen macht. Weniger glücklich ist Jordan in komischen Ele¬
menten, wie er sie in dem Brautzuge aus Nordholland zu geben
sucht. — Emil Ebers verfolgt die Richtung, welche Jordan zu¬
erst einschlug, mit großem Talent und eben so viel Fleiß. Von sei¬
nen drei angezeigten Bildern kam bis jetzt nur das Rettungsfloß
zur Ausstellung, auf dem wir die Verzweiflung der Passagiere neben
der männlichen Kraft der Matrosen und ihrer Kapitäns in reichen,
lebendigen Gruppen sehen. Auch Beruhigung bietet das Bild, in¬
dem man eben ein Segel am Horizonte auftauchen sieht und den
Befehl des Kapitäns, das Floß dorthin zu wenden, in seiner Miene
und den Bewegungen der Matrosen vernimmt. — Der geistreiche
Schrödter hat es versucht, unserm Schalksnarren Till Eulenspiegel
Form und Figur zu geben. Till Eulenspiegel betrügt den Keller¬
meister zu Lübeck um eine Kanne Wein. Er nahm zwei Krüge, den
einen unter dein Mantel, voll Wasser, den andern offen und leer.
Diesen läßt er voll Wein füllen, der ihm nachher zu theuer ist. Als
nun der Kellermeister zu schimpfen anfängt, vertauscht er die Krüge
und das Wasser wird in das Weinfaß gegossen, während Eulen¬
spiegel den Preis seiner List davonträgt. So erzählt die Sage;
nicht so das Bild. Da sehen wir wohl einen keifenden Kellermeister,
aber keinen betrogenen. Das Bild selbst ist mit der bekannten Vir¬
tuosität Schrödter'ö gemalt und die Figur Eulenspiegels genial ko¬
misch. — Leopold Bender: Eine reisende Schauspielergesellschaft
in einem österreichischen Grenzstädtchen, Die komische Situation ist
ziemlich deutlich ausgeprägt. Der Thespiskarren hat sich diesmal in
zu weltliche Dinge eingelassen, in Schmuggelei nämlich, und die ko¬
mische Verzweiflung der Schauspieler ist treffend geschildert. —
Eduard Meier heim gibt wieder einige kleine Scenen aus dem
Kinderleben, die in ihrer Einfachheit des Gedankens, in der delica-
ten Durchführung der Malerei den Niederländern Nichts nachgeben.
Dieses kleine Mädchen im Hemde, das trippelnd die Henne mit ihren
Küchlein vor sich hertreibt, entzückt Jedermann. — ost in Stet¬
tin gibt ebenfalls ein Paar glückliche Kinderscenen in dem kleinen
Pferdemaler und dem kleinen Schulmeister. — Hosemann, der be-


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341546_341790/373>, abgerufen am 01.09.2024.