Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. II. Band.atsomit kein Recht, uns in der Bewunderung dieser schönen For- atsomit kein Recht, uns in der Bewunderung dieser schönen For- <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0361" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/181545"/> <p xml:id="ID_1033" prev="#ID_1032" next="#ID_1034"> atsomit kein Recht, uns in der Bewunderung dieser schönen For-<lb/> men zu stören. Aber die Folgen, welche oft die Eitelkeit (so ist<lb/> das Bild benannt) hat, die Mittel, deren sie sich zu ihrer Befriedi-<lb/> gung bedient, können Sünde werden. Wer kann wissen, ob sie es<lb/> hier nicht schon sind, . . , ob der Teufel nicht doch schon ein Recht<lb/> hat, zu lächeln? In dieser Unruhe und Bangigkeit um das schöne<lb/> Wesen mag der unangenehme Eindruck liegen, den das Bild macht.<lb/> ußerdem muß ich das rothe Gewand tadeln, das sich viel zu be¬<lb/> erkbar macht, um schön zu sein. Da ist nicht das schöne Roth,<lb/> elches die Alten hatten. — Ein großes Bild von Hildebrandt<lb/> n Düsseldorf würde seinem wahren Werthe nach unter die Gen¬<lb/> ebilder gestellt werden, wenn es möglich wäre, ein Genrebild mit<lb/> ebensgroßen Figuren zu denken. Ein Doge, der sich durch<lb/> en Gesang seiner Tochter aufheitern lassen will, scheint<lb/> ie Aufgabe des Malers gewesen zu sein. Im Halbdunkel sitzt der<lb/> lte, das Haupt in die Hand gestützt; die Stirne ist gefurcht, ob<lb/> on Kummer oder politischen Sorgen, das bleibt zu errathen. Vor<lb/> hm steht seine Tochter, die Zither in der Hand und mit halboffenem<lb/> unde, dem natürlichen Zustande des Singens, dessen Darstellungedoch immer etwas Unangenehmes, Dummmachendes haben wird.<lb/> in zweites Bild von Hildebrandt: Judith mit dem Haupt<lb/> es Holofernes ist des Malers der Söhne Eduard's schon eher<lb/> ürdig. Der Gegenstand, einer von den hundertmal gemalten, muß<lb/> r die Maler einen eigenthümlichen Reiz haben, da sie ihn immer<lb/> ieder von Neuem hervorsuchen. Der Reiz des Schauerlichen kann<lb/> ildebrandt nicht verführt haben, denn er ist ihm absichtlich aus dem<lb/> eg gegangen, was der gute Geschmack dankbar anerkennen wird. Wir<lb/> hen keine Blutspuren am Schwerte der Judith, und das in der<lb/> egel scheußliche Haupt des Holofernes wird größtentheils verhüllt,<lb/> dem das Bild dicht unter dessen Stirne abschneidet. Es war dem<lb/> aler nicht darum zu thun, uns durch einen gräulichen Anblick zu<lb/> recken, er wollte den Seelenzustand eines Weibes schildern, das<lb/> h zu einer so entsetzlichen That entschloß. Aber die Lösung dieser<lb/> ufgabe liegt auch wieder nicht ganz im Bereich der Malerei. We¬<lb/> gstens findet der Kenner an diesem Bilde andere Vorzüge, ein<lb/> ahekommen der Antike und vor Allem eine schöne weiche Farbe.—<lb/> wei historisch sein sollende Bilder von Frau Steinhäuser in</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0361]
atsomit kein Recht, uns in der Bewunderung dieser schönen For-
men zu stören. Aber die Folgen, welche oft die Eitelkeit (so ist
das Bild benannt) hat, die Mittel, deren sie sich zu ihrer Befriedi-
gung bedient, können Sünde werden. Wer kann wissen, ob sie es
hier nicht schon sind, . . , ob der Teufel nicht doch schon ein Recht
hat, zu lächeln? In dieser Unruhe und Bangigkeit um das schöne
Wesen mag der unangenehme Eindruck liegen, den das Bild macht.
ußerdem muß ich das rothe Gewand tadeln, das sich viel zu be¬
erkbar macht, um schön zu sein. Da ist nicht das schöne Roth,
elches die Alten hatten. — Ein großes Bild von Hildebrandt
n Düsseldorf würde seinem wahren Werthe nach unter die Gen¬
ebilder gestellt werden, wenn es möglich wäre, ein Genrebild mit
ebensgroßen Figuren zu denken. Ein Doge, der sich durch
en Gesang seiner Tochter aufheitern lassen will, scheint
ie Aufgabe des Malers gewesen zu sein. Im Halbdunkel sitzt der
lte, das Haupt in die Hand gestützt; die Stirne ist gefurcht, ob
on Kummer oder politischen Sorgen, das bleibt zu errathen. Vor
hm steht seine Tochter, die Zither in der Hand und mit halboffenem
unde, dem natürlichen Zustande des Singens, dessen Darstellungedoch immer etwas Unangenehmes, Dummmachendes haben wird.
in zweites Bild von Hildebrandt: Judith mit dem Haupt
es Holofernes ist des Malers der Söhne Eduard's schon eher
ürdig. Der Gegenstand, einer von den hundertmal gemalten, muß
r die Maler einen eigenthümlichen Reiz haben, da sie ihn immer
ieder von Neuem hervorsuchen. Der Reiz des Schauerlichen kann
ildebrandt nicht verführt haben, denn er ist ihm absichtlich aus dem
eg gegangen, was der gute Geschmack dankbar anerkennen wird. Wir
hen keine Blutspuren am Schwerte der Judith, und das in der
egel scheußliche Haupt des Holofernes wird größtentheils verhüllt,
dem das Bild dicht unter dessen Stirne abschneidet. Es war dem
aler nicht darum zu thun, uns durch einen gräulichen Anblick zu
recken, er wollte den Seelenzustand eines Weibes schildern, das
h zu einer so entsetzlichen That entschloß. Aber die Lösung dieser
ufgabe liegt auch wieder nicht ganz im Bereich der Malerei. We¬
gstens findet der Kenner an diesem Bilde andere Vorzüge, ein
ahekommen der Antike und vor Allem eine schöne weiche Farbe.—
wei historisch sein sollende Bilder von Frau Steinhäuser in
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