Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. II. Band.

Bild:
<< vorherige Seite
u p f a l a.'K
Von
Eduard Boas.



Der Mälar. -- Odin; Mythe und Historie. -- Das Märchen von den Spie¬
geln und die Censur. -- Srokloster- -- Der Gott Niort. -- Upsala's Schloß.
-- Bauart der Stadt. -- Die Bibliothek, der Dom, der botanische Garten.
_ Linn6. -- Studentenleben, die "Rationen", skandinavische Burschenschaft.
-- Atterbom, Afzclius. -- Die Morawiese. -- Schwerter und Ketten.

Per! hatte ich Abends zu meinem Lohnbedienten gesagt. Per!
Morgen früh um acht will ich mit dem Dampfboot nach Upsala,
und Du kannst mich eine Stunde vorher wecken. -- Es schrie auch
an meinem Bette, als ob das Haus in Flammen stände. Ist es
schon sieben? fragte ich, indem ich erschreckt aus dem Schlafe fuhr
und mir die Augen rieb. --Nein, Herr! erwiederte er kaltblütig. Es
hat eben erst vier geschlagen, doch hatte ich Furcht, daß ich später dran
vergessen könnte. Ich murmelte einen gelinden deutschen Fluch zwischen
den Zähnen, bedeutete ihm, in drei Stunden wieder zu kommen,
drehte mich um und schlief weiter. -- Per'ö Besorgniß war übrigens
vollkommen begründet, denn als ich aufwachte, schlug die Uhr drei¬
viertel auf acht, und von ihm war noch Nichts zu sehen. Schnell
sprang ich aus dem Bette, riß an der Klingelschnur und warf mich
stürmisch in die Kleider. Dann ging es im rasenden Lauf die Stra¬
ßen entlang, während mir Per, mit Mantel, Regenschirm, Nachtsack
und zehn anderen Dingen bepackt, stöhnend folgte. Beim Glocken¬
schlage acht war ich auf dem Rittcrholm, und das Dampfschiff ver¬
zögerte seine Abfahrt noch einige Momente, um mich mitzunehmen.

Dämpfe zischten, die Räder fingen an zu arbeiten, und das Boot
bog in den Mälarsee hinaus. Derselbe bildet hier eine lange und



Aus einem neuen, höchst interessanten und anmuthig geschriebenen Buch
über Skandinavien, welches nächstens (bei Herbig in Leipzig) erscheinen wird
und aus welchem der Verfasser bereits mehrere Kapitel in d oten
enGrenzb
Die Red. mitgetheilt hat.
GrcnMm 1"4i. II. ZI
u p f a l a.'K
Von
Eduard Boas.



Der Mälar. — Odin; Mythe und Historie. — Das Märchen von den Spie¬
geln und die Censur. — Srokloster- — Der Gott Niort. — Upsala's Schloß.
— Bauart der Stadt. — Die Bibliothek, der Dom, der botanische Garten.
_ Linn6. — Studentenleben, die „Rationen", skandinavische Burschenschaft.
— Atterbom, Afzclius. — Die Morawiese. — Schwerter und Ketten.

Per! hatte ich Abends zu meinem Lohnbedienten gesagt. Per!
Morgen früh um acht will ich mit dem Dampfboot nach Upsala,
und Du kannst mich eine Stunde vorher wecken. — Es schrie auch
an meinem Bette, als ob das Haus in Flammen stände. Ist es
schon sieben? fragte ich, indem ich erschreckt aus dem Schlafe fuhr
und mir die Augen rieb. —Nein, Herr! erwiederte er kaltblütig. Es
hat eben erst vier geschlagen, doch hatte ich Furcht, daß ich später dran
vergessen könnte. Ich murmelte einen gelinden deutschen Fluch zwischen
den Zähnen, bedeutete ihm, in drei Stunden wieder zu kommen,
drehte mich um und schlief weiter. — Per'ö Besorgniß war übrigens
vollkommen begründet, denn als ich aufwachte, schlug die Uhr drei¬
viertel auf acht, und von ihm war noch Nichts zu sehen. Schnell
sprang ich aus dem Bette, riß an der Klingelschnur und warf mich
stürmisch in die Kleider. Dann ging es im rasenden Lauf die Stra¬
ßen entlang, während mir Per, mit Mantel, Regenschirm, Nachtsack
und zehn anderen Dingen bepackt, stöhnend folgte. Beim Glocken¬
schlage acht war ich auf dem Rittcrholm, und das Dampfschiff ver¬
zögerte seine Abfahrt noch einige Momente, um mich mitzunehmen.

Dämpfe zischten, die Räder fingen an zu arbeiten, und das Boot
bog in den Mälarsee hinaus. Derselbe bildet hier eine lange und



Aus einem neuen, höchst interessanten und anmuthig geschriebenen Buch
über Skandinavien, welches nächstens (bei Herbig in Leipzig) erscheinen wird
und aus welchem der Verfasser bereits mehrere Kapitel in d oten
enGrenzb
Die Red. mitgetheilt hat.
GrcnMm 1»4i. II. ZI
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0245" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/181429"/>
          </div>
        </div>
        <div n="1">
          <head> u p f a l a.'K<lb/><note type="byline"> Von<lb/>
Eduard Boas.</note></head><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <note type="argument"> Der Mälar. &#x2014; Odin; Mythe und Historie. &#x2014; Das Märchen von den Spie¬<lb/>
geln und die Censur. &#x2014; Srokloster- &#x2014; Der Gott Niort. &#x2014; Upsala's Schloß.<lb/>
&#x2014; Bauart der Stadt. &#x2014; Die Bibliothek, der Dom, der botanische Garten.<lb/>
_ Linn6. &#x2014; Studentenleben, die &#x201E;Rationen", skandinavische Burschenschaft.<lb/>
&#x2014; Atterbom, Afzclius. &#x2014; Die Morawiese. &#x2014; Schwerter und Ketten.</note><lb/>
          <p xml:id="ID_670"> Per! hatte ich Abends zu meinem Lohnbedienten gesagt. Per!<lb/>
Morgen früh um acht will ich mit dem Dampfboot nach Upsala,<lb/>
und Du kannst mich eine Stunde vorher wecken. &#x2014; Es schrie auch<lb/>
an meinem Bette, als ob das Haus in Flammen stände. Ist es<lb/>
schon sieben? fragte ich, indem ich erschreckt aus dem Schlafe fuhr<lb/>
und mir die Augen rieb. &#x2014;Nein, Herr! erwiederte er kaltblütig. Es<lb/>
hat eben erst vier geschlagen, doch hatte ich Furcht, daß ich später dran<lb/>
vergessen könnte. Ich murmelte einen gelinden deutschen Fluch zwischen<lb/>
den Zähnen, bedeutete ihm, in drei Stunden wieder zu kommen,<lb/>
drehte mich um und schlief weiter. &#x2014; Per'ö Besorgniß war übrigens<lb/>
vollkommen begründet, denn als ich aufwachte, schlug die Uhr drei¬<lb/>
viertel auf acht, und von ihm war noch Nichts zu sehen. Schnell<lb/>
sprang ich aus dem Bette, riß an der Klingelschnur und warf mich<lb/>
stürmisch in die Kleider. Dann ging es im rasenden Lauf die Stra¬<lb/>
ßen entlang, während mir Per, mit Mantel, Regenschirm, Nachtsack<lb/>
und zehn anderen Dingen bepackt, stöhnend folgte. Beim Glocken¬<lb/>
schlage acht war ich auf dem Rittcrholm, und das Dampfschiff ver¬<lb/>
zögerte seine Abfahrt noch einige Momente, um mich mitzunehmen.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_671" next="#ID_672"> Dämpfe zischten, die Räder fingen an zu arbeiten, und das Boot<lb/>
bog in den Mälarsee hinaus. Derselbe bildet hier eine lange und</p><lb/>
          <note xml:id="FID_15" place="foot"> Aus einem neuen, höchst interessanten und anmuthig geschriebenen Buch<lb/>
über Skandinavien, welches nächstens (bei Herbig in Leipzig) erscheinen wird<lb/>
und aus welchem der Verfasser bereits mehrere Kapitel in d oten<lb/><note type="byline"> enGrenzb<lb/>
Die Red.</note> mitgetheilt hat. </note><lb/>
          <fw type="sig" place="bottom"> GrcnMm 1»4i. II. ZI</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0245] u p f a l a.'K Von Eduard Boas. Der Mälar. — Odin; Mythe und Historie. — Das Märchen von den Spie¬ geln und die Censur. — Srokloster- — Der Gott Niort. — Upsala's Schloß. — Bauart der Stadt. — Die Bibliothek, der Dom, der botanische Garten. _ Linn6. — Studentenleben, die „Rationen", skandinavische Burschenschaft. — Atterbom, Afzclius. — Die Morawiese. — Schwerter und Ketten. Per! hatte ich Abends zu meinem Lohnbedienten gesagt. Per! Morgen früh um acht will ich mit dem Dampfboot nach Upsala, und Du kannst mich eine Stunde vorher wecken. — Es schrie auch an meinem Bette, als ob das Haus in Flammen stände. Ist es schon sieben? fragte ich, indem ich erschreckt aus dem Schlafe fuhr und mir die Augen rieb. —Nein, Herr! erwiederte er kaltblütig. Es hat eben erst vier geschlagen, doch hatte ich Furcht, daß ich später dran vergessen könnte. Ich murmelte einen gelinden deutschen Fluch zwischen den Zähnen, bedeutete ihm, in drei Stunden wieder zu kommen, drehte mich um und schlief weiter. — Per'ö Besorgniß war übrigens vollkommen begründet, denn als ich aufwachte, schlug die Uhr drei¬ viertel auf acht, und von ihm war noch Nichts zu sehen. Schnell sprang ich aus dem Bette, riß an der Klingelschnur und warf mich stürmisch in die Kleider. Dann ging es im rasenden Lauf die Stra¬ ßen entlang, während mir Per, mit Mantel, Regenschirm, Nachtsack und zehn anderen Dingen bepackt, stöhnend folgte. Beim Glocken¬ schlage acht war ich auf dem Rittcrholm, und das Dampfschiff ver¬ zögerte seine Abfahrt noch einige Momente, um mich mitzunehmen. Dämpfe zischten, die Räder fingen an zu arbeiten, und das Boot bog in den Mälarsee hinaus. Derselbe bildet hier eine lange und Aus einem neuen, höchst interessanten und anmuthig geschriebenen Buch über Skandinavien, welches nächstens (bei Herbig in Leipzig) erscheinen wird und aus welchem der Verfasser bereits mehrere Kapitel in d oten enGrenzb Die Red. mitgetheilt hat. GrcnMm 1»4i. II. ZI

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341546_341790
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341546_341790/245
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341546_341790/245>, abgerufen am 05.12.2024.