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Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. II. Band.

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weniger olivenfarbig. wie der der Castiliancr und Andalusien Die
Frauen sind von edlem, schlankem Wuchs- bei üppiger Fülle der For¬
men; ihre Haltung voll Anmuth und Stolz, ihr Gang lebhast und
kühn und wegen seiner ausgezeichnet lieblichen Eadenzirung in ganz
Spanien berühmt. Eben so sind die Männer bei der außerordent¬
lichen Muskelkraft ihrer Beine als die besten Fusigänger bekannt.
Zähigkeit ist der Grundcharakter des Basken. Keine Tugend der
übrigen Spanier fehlt aber dabei diesen freie", lebensfroher Berg-
söhnen; zwar sind sie weniger mäßig und werden wie die Nordlän-
der gemüthlich beim Becherklang, aber dafür kennen sie auch nicht
die afrikanische Trägheit des Südspaniers.

Die Kleidung des Basken ist einfach und dem thätigen Beruf
des Volkes angemessen. Eine kurze, braune Tuchjacke, sehr weite,
zuweilen sammtne Beinkleider, eine breite, rothe oder blaue, vielmals
um den Leib geschlungene Binde, bei den Reichen gewöhnlich von
dicker Seide, in deren Enden das Messer, die Börse, die Cigarre
u. dergl. verwahrt werden, und Espargatas (Espadrillas, Hanffan-
dalen) an den bloßen Füßen, deren Stelle im Hochgebirge gewöhnlich
durch die Bareas ersetzt wird, große Stücke gegerbten Schweins- oder
Ziegenfells, die mit starken Riemen an den Füßen befestigt werden,
bilden die gewöhnliche Kleidung, wobei jedoch vor Allem das Haupt¬
stück der baskijchen Nationaltracht, die Boina, nicht fehlen darf. Dies
ist eine große, runde, ganz flache Mütze aus gewebten Wollenzeuge,
eine Art von Barret, gewöhnlich blau, bei den Reicheren aber und
bei Fest- und Feiertagen scharlachroth mit silbernen oder buntseidenen
Quasten (burla) -- eine Kopfbedeckung, die bei den schönen langen
Haaren und der edlen Gesichtsbildung der Basken sehr malerisch sich
ausnimmt. Den Hals, wie die Brust, läßt der Baste frei und schlägt
den Kragen des blendend weißen Hemdes über die Jacke zurück.
Statt des im ganzen übrigen Spanien so gebräuchlichen braunen,
castilianischen Mantels (der ca>"v.^) trägt der gemeine Baste auf
Reisen und bei schlechtem Wetter eine Art von Kapot, von schwerem
wollenen Zeuge, mit einer Caputze, die über den Kopf gezogen wird
ähnlich dem Bournous der Araber. Bei den bemittelten Ständen
und namentlich beim Militär ist die Samarra sehr gangbar, eine
schwarze Pelzjacke, oft vom feinsten Rauchwerk, eine Tracht, die für
das oft rauhe Klima dieser Gegenden eben so zuträglich, wie auch


weniger olivenfarbig. wie der der Castiliancr und Andalusien Die
Frauen sind von edlem, schlankem Wuchs- bei üppiger Fülle der For¬
men; ihre Haltung voll Anmuth und Stolz, ihr Gang lebhast und
kühn und wegen seiner ausgezeichnet lieblichen Eadenzirung in ganz
Spanien berühmt. Eben so sind die Männer bei der außerordent¬
lichen Muskelkraft ihrer Beine als die besten Fusigänger bekannt.
Zähigkeit ist der Grundcharakter des Basken. Keine Tugend der
übrigen Spanier fehlt aber dabei diesen freie», lebensfroher Berg-
söhnen; zwar sind sie weniger mäßig und werden wie die Nordlän-
der gemüthlich beim Becherklang, aber dafür kennen sie auch nicht
die afrikanische Trägheit des Südspaniers.

Die Kleidung des Basken ist einfach und dem thätigen Beruf
des Volkes angemessen. Eine kurze, braune Tuchjacke, sehr weite,
zuweilen sammtne Beinkleider, eine breite, rothe oder blaue, vielmals
um den Leib geschlungene Binde, bei den Reichen gewöhnlich von
dicker Seide, in deren Enden das Messer, die Börse, die Cigarre
u. dergl. verwahrt werden, und Espargatas (Espadrillas, Hanffan-
dalen) an den bloßen Füßen, deren Stelle im Hochgebirge gewöhnlich
durch die Bareas ersetzt wird, große Stücke gegerbten Schweins- oder
Ziegenfells, die mit starken Riemen an den Füßen befestigt werden,
bilden die gewöhnliche Kleidung, wobei jedoch vor Allem das Haupt¬
stück der baskijchen Nationaltracht, die Boina, nicht fehlen darf. Dies
ist eine große, runde, ganz flache Mütze aus gewebten Wollenzeuge,
eine Art von Barret, gewöhnlich blau, bei den Reicheren aber und
bei Fest- und Feiertagen scharlachroth mit silbernen oder buntseidenen
Quasten (burla) — eine Kopfbedeckung, die bei den schönen langen
Haaren und der edlen Gesichtsbildung der Basken sehr malerisch sich
ausnimmt. Den Hals, wie die Brust, läßt der Baste frei und schlägt
den Kragen des blendend weißen Hemdes über die Jacke zurück.
Statt des im ganzen übrigen Spanien so gebräuchlichen braunen,
castilianischen Mantels (der ca>»v.^) trägt der gemeine Baste auf
Reisen und bei schlechtem Wetter eine Art von Kapot, von schwerem
wollenen Zeuge, mit einer Caputze, die über den Kopf gezogen wird
ähnlich dem Bournous der Araber. Bei den bemittelten Ständen
und namentlich beim Militär ist die Samarra sehr gangbar, eine
schwarze Pelzjacke, oft vom feinsten Rauchwerk, eine Tracht, die für
das oft rauhe Klima dieser Gegenden eben so zuträglich, wie auch


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[0219] weniger olivenfarbig. wie der der Castiliancr und Andalusien Die Frauen sind von edlem, schlankem Wuchs- bei üppiger Fülle der For¬ men; ihre Haltung voll Anmuth und Stolz, ihr Gang lebhast und kühn und wegen seiner ausgezeichnet lieblichen Eadenzirung in ganz Spanien berühmt. Eben so sind die Männer bei der außerordent¬ lichen Muskelkraft ihrer Beine als die besten Fusigänger bekannt. Zähigkeit ist der Grundcharakter des Basken. Keine Tugend der übrigen Spanier fehlt aber dabei diesen freie», lebensfroher Berg- söhnen; zwar sind sie weniger mäßig und werden wie die Nordlän- der gemüthlich beim Becherklang, aber dafür kennen sie auch nicht die afrikanische Trägheit des Südspaniers. Die Kleidung des Basken ist einfach und dem thätigen Beruf des Volkes angemessen. Eine kurze, braune Tuchjacke, sehr weite, zuweilen sammtne Beinkleider, eine breite, rothe oder blaue, vielmals um den Leib geschlungene Binde, bei den Reichen gewöhnlich von dicker Seide, in deren Enden das Messer, die Börse, die Cigarre u. dergl. verwahrt werden, und Espargatas (Espadrillas, Hanffan- dalen) an den bloßen Füßen, deren Stelle im Hochgebirge gewöhnlich durch die Bareas ersetzt wird, große Stücke gegerbten Schweins- oder Ziegenfells, die mit starken Riemen an den Füßen befestigt werden, bilden die gewöhnliche Kleidung, wobei jedoch vor Allem das Haupt¬ stück der baskijchen Nationaltracht, die Boina, nicht fehlen darf. Dies ist eine große, runde, ganz flache Mütze aus gewebten Wollenzeuge, eine Art von Barret, gewöhnlich blau, bei den Reicheren aber und bei Fest- und Feiertagen scharlachroth mit silbernen oder buntseidenen Quasten (burla) — eine Kopfbedeckung, die bei den schönen langen Haaren und der edlen Gesichtsbildung der Basken sehr malerisch sich ausnimmt. Den Hals, wie die Brust, läßt der Baste frei und schlägt den Kragen des blendend weißen Hemdes über die Jacke zurück. Statt des im ganzen übrigen Spanien so gebräuchlichen braunen, castilianischen Mantels (der ca>»v.^) trägt der gemeine Baste auf Reisen und bei schlechtem Wetter eine Art von Kapot, von schwerem wollenen Zeuge, mit einer Caputze, die über den Kopf gezogen wird ähnlich dem Bournous der Araber. Bei den bemittelten Ständen und namentlich beim Militär ist die Samarra sehr gangbar, eine schwarze Pelzjacke, oft vom feinsten Rauchwerk, eine Tracht, die für das oft rauhe Klima dieser Gegenden eben so zuträglich, wie auch

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341546_341790/219>, abgerufen am 01.09.2024.