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Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. II. Band.

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für das Vieh, die Waldungen sind voll Wildprets jeder Art; die
Weinberge Navarraö liefern jährlich über drei Millionen Kcmtharaö
Wein, meist von vortrefflicher Qualität, wie die von Puente la
Neyna, Mendigorria und TaMa, die Niederungen von Biscaya die
schönsten Früchte, die einen bedeutenden Handelsartikel ausmachen;
die Flüsse, wie die Küsten sind fischreich, ein den letzten wird Perlen-
fischeret betrieben; in den Städten blühen Fabriken, und die Seehäfen
an der Bai von Biscaya, namentlich Se. Sebastian und Bilbao,
sind vortrefflich. Diese Blüthe des Landes, neben dem ehernen Charakter
der Bewohner, machen es begreiflich, wie eine Provinz von so ge¬
ringer geographischer Ausdehnung beinahe sieben Jahre lang die
Wechsel eines blutigen Bürgerkriegs aushalten konnte.

In den Cantabrischen Provinzen waren von jeher Substitutionen und
Fideicommisse beschränkter, als im übrigen Spanien, aber indem die Sit¬
ten das Gesetz ergänzten, vererbte sich das Eigenthum darum doch
mit eben so großer Pietät vom Vater auf den Sohn; viele Häuser,
zumal auf dem Lande, werden seit undenklichen Zeilen von denselben
Familien bewohnt; wie die Geschlechter, die darin Hausen, scheinen
die Häuser selbst durch Stoff und Bauart unzerstörbar, sie sind ge¬
wöhnlich mit einer Art von Umschcmzung versehen und mit dem Fa¬
milienwappen geziert. Fast alle Basken leiten ihren Adel direct von
Cantabriern und Gothen her und nennen sich die ältesten wahren
Spanier; wirklich hat ihre Erscheinung etwas Primitives. Vergeb¬
lich umflutheten dieses Land mit immer erneuten Stürmen Kelten,
Römer, Gothen, Mauren, Neuspanier und Franzosen. Die Baski¬
sche Urnatur war unüberwindlich. Und wo liegt der Kern dieser
trotzigen Kraft? -- In dem Geist, der das Gesetz schuf, keinem
Basken jemals Freiheit, Pferd, Sporen oder Waffen zu nehmen, >in
der Achtung vor den Sitten des Landes, in der alten Ehrhastigkoit,
in der moralischen Schwungkraft, welche die Frische und die Hoheit
der Gebirge, die Einsamkeit der Thäler nährt.

Das Aeußere der Basko-Navarreseu ist der treueste Spiegel ih¬
rer Tugenden. Ihr Wuchs ist kräftig ^ut gesetzt, dennoch -ge¬
schmeidig und biegsam, ihre Gesichtsbildung regelmäßig, oft schö",
ihre schwarzen Augen blicken frei und offen, ihr schönes schwarzes
Haar hängt in langen Locken über Nacken und Schulter". M
Fleisch ist fest, feiste Körper aber sind selten , ihr Teint frisch und


für das Vieh, die Waldungen sind voll Wildprets jeder Art; die
Weinberge Navarraö liefern jährlich über drei Millionen Kcmtharaö
Wein, meist von vortrefflicher Qualität, wie die von Puente la
Neyna, Mendigorria und TaMa, die Niederungen von Biscaya die
schönsten Früchte, die einen bedeutenden Handelsartikel ausmachen;
die Flüsse, wie die Küsten sind fischreich, ein den letzten wird Perlen-
fischeret betrieben; in den Städten blühen Fabriken, und die Seehäfen
an der Bai von Biscaya, namentlich Se. Sebastian und Bilbao,
sind vortrefflich. Diese Blüthe des Landes, neben dem ehernen Charakter
der Bewohner, machen es begreiflich, wie eine Provinz von so ge¬
ringer geographischer Ausdehnung beinahe sieben Jahre lang die
Wechsel eines blutigen Bürgerkriegs aushalten konnte.

In den Cantabrischen Provinzen waren von jeher Substitutionen und
Fideicommisse beschränkter, als im übrigen Spanien, aber indem die Sit¬
ten das Gesetz ergänzten, vererbte sich das Eigenthum darum doch
mit eben so großer Pietät vom Vater auf den Sohn; viele Häuser,
zumal auf dem Lande, werden seit undenklichen Zeilen von denselben
Familien bewohnt; wie die Geschlechter, die darin Hausen, scheinen
die Häuser selbst durch Stoff und Bauart unzerstörbar, sie sind ge¬
wöhnlich mit einer Art von Umschcmzung versehen und mit dem Fa¬
milienwappen geziert. Fast alle Basken leiten ihren Adel direct von
Cantabriern und Gothen her und nennen sich die ältesten wahren
Spanier; wirklich hat ihre Erscheinung etwas Primitives. Vergeb¬
lich umflutheten dieses Land mit immer erneuten Stürmen Kelten,
Römer, Gothen, Mauren, Neuspanier und Franzosen. Die Baski¬
sche Urnatur war unüberwindlich. Und wo liegt der Kern dieser
trotzigen Kraft? — In dem Geist, der das Gesetz schuf, keinem
Basken jemals Freiheit, Pferd, Sporen oder Waffen zu nehmen, >in
der Achtung vor den Sitten des Landes, in der alten Ehrhastigkoit,
in der moralischen Schwungkraft, welche die Frische und die Hoheit
der Gebirge, die Einsamkeit der Thäler nährt.

Das Aeußere der Basko-Navarreseu ist der treueste Spiegel ih¬
rer Tugenden. Ihr Wuchs ist kräftig ^ut gesetzt, dennoch -ge¬
schmeidig und biegsam, ihre Gesichtsbildung regelmäßig, oft schö",
ihre schwarzen Augen blicken frei und offen, ihr schönes schwarzes
Haar hängt in langen Locken über Nacken und Schulter». M
Fleisch ist fest, feiste Körper aber sind selten , ihr Teint frisch und


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[0218] für das Vieh, die Waldungen sind voll Wildprets jeder Art; die Weinberge Navarraö liefern jährlich über drei Millionen Kcmtharaö Wein, meist von vortrefflicher Qualität, wie die von Puente la Neyna, Mendigorria und TaMa, die Niederungen von Biscaya die schönsten Früchte, die einen bedeutenden Handelsartikel ausmachen; die Flüsse, wie die Küsten sind fischreich, ein den letzten wird Perlen- fischeret betrieben; in den Städten blühen Fabriken, und die Seehäfen an der Bai von Biscaya, namentlich Se. Sebastian und Bilbao, sind vortrefflich. Diese Blüthe des Landes, neben dem ehernen Charakter der Bewohner, machen es begreiflich, wie eine Provinz von so ge¬ ringer geographischer Ausdehnung beinahe sieben Jahre lang die Wechsel eines blutigen Bürgerkriegs aushalten konnte. In den Cantabrischen Provinzen waren von jeher Substitutionen und Fideicommisse beschränkter, als im übrigen Spanien, aber indem die Sit¬ ten das Gesetz ergänzten, vererbte sich das Eigenthum darum doch mit eben so großer Pietät vom Vater auf den Sohn; viele Häuser, zumal auf dem Lande, werden seit undenklichen Zeilen von denselben Familien bewohnt; wie die Geschlechter, die darin Hausen, scheinen die Häuser selbst durch Stoff und Bauart unzerstörbar, sie sind ge¬ wöhnlich mit einer Art von Umschcmzung versehen und mit dem Fa¬ milienwappen geziert. Fast alle Basken leiten ihren Adel direct von Cantabriern und Gothen her und nennen sich die ältesten wahren Spanier; wirklich hat ihre Erscheinung etwas Primitives. Vergeb¬ lich umflutheten dieses Land mit immer erneuten Stürmen Kelten, Römer, Gothen, Mauren, Neuspanier und Franzosen. Die Baski¬ sche Urnatur war unüberwindlich. Und wo liegt der Kern dieser trotzigen Kraft? — In dem Geist, der das Gesetz schuf, keinem Basken jemals Freiheit, Pferd, Sporen oder Waffen zu nehmen, >in der Achtung vor den Sitten des Landes, in der alten Ehrhastigkoit, in der moralischen Schwungkraft, welche die Frische und die Hoheit der Gebirge, die Einsamkeit der Thäler nährt. Das Aeußere der Basko-Navarreseu ist der treueste Spiegel ih¬ rer Tugenden. Ihr Wuchs ist kräftig ^ut gesetzt, dennoch -ge¬ schmeidig und biegsam, ihre Gesichtsbildung regelmäßig, oft schö", ihre schwarzen Augen blicken frei und offen, ihr schönes schwarzes Haar hängt in langen Locken über Nacken und Schulter». M Fleisch ist fest, feiste Körper aber sind selten , ihr Teint frisch und

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341546_341790/218>, abgerufen am 09.11.2024.