Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. II. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

tigung .iller Prohibitivmaßrcgeln, denn auf eine Flasche Rheinwein
sind immer zwei Flaschen Champagner - - und zwar echter -- ge¬
kommen, so daß von Epernay und Rheims die Bitte hierher gelangt
ist, es möchte doch in jedem Jahr eine deutsche Gewerbeausstellunq
stattfinden.

Auch von dem großen Feste des Gewerbevereins weiß ich Ihnen
nicht viel mehr zu berichten, als daß dort für zweitausend zweihun¬
dert Thaler Wein getrunken worden, und daß nächst der Tischmusik
die englischen Weingläser den besten Klang hatten. Denn das, was
etwa an Worten vorkam, an gesprochenen sowohl als an gesungenen,
war wirklich kaum der Mühe werth, es drucken zu lassen, wie es gesche¬
hen ist, wechalb ich auch die Mühe sparen kann, Ihnen davon et¬
was mitzutheilen. Es ist Alles haarklein in unseren drei Zeitungen
zu lesen, und nur auf einige wahrhaft deutsche, zur Einigkeit und
Festigkeit ernährende Worte des Freiherrn von Bodelschwingh erlaube
ich mir, Sie hinzuweisen. Dagegen habe ich mit Vergnügen einer
am folgenden Tage stattgefundenen Versammlung beigewohnt, welche
den Zweck hatte, einen Verein für das Wohl der Hand- und Fabrik¬
arbeiter zu stiften. Kommt dieser Verein zu Stande, Notabene unter
praktischen Statuten, wodurch die betheiligten Arbeiter selbst mit und
nicht blos die reichen Fabrikherren an die Spitze der Sache gestellt
werden, dann hat die GeWerbeausstellung wirklich" ein
Resultat gehabt, das denjenigen zu Gute kommt, die die meiste
Arbeit und den geringsten Lohn auf dem Felde der Industrie haben.
Einstweilen ist ein Comite mit Ausarbeitung dieser Statuten beauf¬
tragt worden.

Zu den zahlreichen französischen Bildern, die sich auf der hiesi¬
gen Kunstausstellung befinden, ist noch eines hinzugekommen, das
obendrein hier entstanden ist, eine Marine nämlich des bekannten See¬
malers Gudin, der sich seit einigen Wochen in Berlin aufhält. Diese
Marine hat das Merkwürdige, daß eben Nichts weiter als das Meer
gemalt ist, ohne irgend eine Spur menschlichen Daseins. In der
That soll es auch den Urmoment darstellen, als der Geist Gottes über
den Gewässern schwebte. Man sieht das aufgeregte brausende Meer,
seine Wogen gen Himmel erhebend, aber schon verbreitet sich auch ein
mildes Licht, die Nahe der beseelenden und schöpferischen Gottheit ver¬
kündend. Der Gedanke ist eben so kühn, als er meisterhaft ausge¬
führt ist.'

Ich theile Ihnen hier aus einem Aufsatze der Spenerschen Zei¬
tung eine Stelle mit, welche dazu bestimmt ist, die vielen Beschwer¬
den zu widerlegen, die über die Anwendung der Tantieme bei der
königlichen Bühne erhoben worden. Der Aussatz ist augenscheinlich
von der Theatcrverwaltung selbst ausgegangen, doch läßt er eine
Frage ganz unbeantwortet, nämlich die über den Anspruch des l)>


tigung .iller Prohibitivmaßrcgeln, denn auf eine Flasche Rheinwein
sind immer zwei Flaschen Champagner - - und zwar echter — ge¬
kommen, so daß von Epernay und Rheims die Bitte hierher gelangt
ist, es möchte doch in jedem Jahr eine deutsche Gewerbeausstellunq
stattfinden.

Auch von dem großen Feste des Gewerbevereins weiß ich Ihnen
nicht viel mehr zu berichten, als daß dort für zweitausend zweihun¬
dert Thaler Wein getrunken worden, und daß nächst der Tischmusik
die englischen Weingläser den besten Klang hatten. Denn das, was
etwa an Worten vorkam, an gesprochenen sowohl als an gesungenen,
war wirklich kaum der Mühe werth, es drucken zu lassen, wie es gesche¬
hen ist, wechalb ich auch die Mühe sparen kann, Ihnen davon et¬
was mitzutheilen. Es ist Alles haarklein in unseren drei Zeitungen
zu lesen, und nur auf einige wahrhaft deutsche, zur Einigkeit und
Festigkeit ernährende Worte des Freiherrn von Bodelschwingh erlaube
ich mir, Sie hinzuweisen. Dagegen habe ich mit Vergnügen einer
am folgenden Tage stattgefundenen Versammlung beigewohnt, welche
den Zweck hatte, einen Verein für das Wohl der Hand- und Fabrik¬
arbeiter zu stiften. Kommt dieser Verein zu Stande, Notabene unter
praktischen Statuten, wodurch die betheiligten Arbeiter selbst mit und
nicht blos die reichen Fabrikherren an die Spitze der Sache gestellt
werden, dann hat die GeWerbeausstellung wirklich" ein
Resultat gehabt, das denjenigen zu Gute kommt, die die meiste
Arbeit und den geringsten Lohn auf dem Felde der Industrie haben.
Einstweilen ist ein Comite mit Ausarbeitung dieser Statuten beauf¬
tragt worden.

Zu den zahlreichen französischen Bildern, die sich auf der hiesi¬
gen Kunstausstellung befinden, ist noch eines hinzugekommen, das
obendrein hier entstanden ist, eine Marine nämlich des bekannten See¬
malers Gudin, der sich seit einigen Wochen in Berlin aufhält. Diese
Marine hat das Merkwürdige, daß eben Nichts weiter als das Meer
gemalt ist, ohne irgend eine Spur menschlichen Daseins. In der
That soll es auch den Urmoment darstellen, als der Geist Gottes über
den Gewässern schwebte. Man sieht das aufgeregte brausende Meer,
seine Wogen gen Himmel erhebend, aber schon verbreitet sich auch ein
mildes Licht, die Nahe der beseelenden und schöpferischen Gottheit ver¬
kündend. Der Gedanke ist eben so kühn, als er meisterhaft ausge¬
führt ist.'

Ich theile Ihnen hier aus einem Aufsatze der Spenerschen Zei¬
tung eine Stelle mit, welche dazu bestimmt ist, die vielen Beschwer¬
den zu widerlegen, die über die Anwendung der Tantieme bei der
königlichen Bühne erhoben worden. Der Aussatz ist augenscheinlich
von der Theatcrverwaltung selbst ausgegangen, doch läßt er eine
Frage ganz unbeantwortet, nämlich die über den Anspruch des l)>


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0187" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/181371"/>
            <p xml:id="ID_521" prev="#ID_520"> tigung .iller Prohibitivmaßrcgeln, denn auf eine Flasche Rheinwein<lb/>
sind immer zwei Flaschen Champagner - - und zwar echter &#x2014; ge¬<lb/>
kommen, so daß von Epernay und Rheims die Bitte hierher gelangt<lb/>
ist, es möchte doch in jedem Jahr eine deutsche Gewerbeausstellunq<lb/>
stattfinden.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_522"> Auch von dem großen Feste des Gewerbevereins weiß ich Ihnen<lb/>
nicht viel mehr zu berichten, als daß dort für zweitausend zweihun¬<lb/>
dert Thaler Wein getrunken worden, und daß nächst der Tischmusik<lb/>
die englischen Weingläser den besten Klang hatten. Denn das, was<lb/>
etwa an Worten vorkam, an gesprochenen sowohl als an gesungenen,<lb/>
war wirklich kaum der Mühe werth, es drucken zu lassen, wie es gesche¬<lb/>
hen ist, wechalb ich auch die Mühe sparen kann, Ihnen davon et¬<lb/>
was mitzutheilen. Es ist Alles haarklein in unseren drei Zeitungen<lb/>
zu lesen, und nur auf einige wahrhaft deutsche, zur Einigkeit und<lb/>
Festigkeit ernährende Worte des Freiherrn von Bodelschwingh erlaube<lb/>
ich mir, Sie hinzuweisen. Dagegen habe ich mit Vergnügen einer<lb/>
am folgenden Tage stattgefundenen Versammlung beigewohnt, welche<lb/>
den Zweck hatte, einen Verein für das Wohl der Hand- und Fabrik¬<lb/>
arbeiter zu stiften. Kommt dieser Verein zu Stande, Notabene unter<lb/>
praktischen Statuten, wodurch die betheiligten Arbeiter selbst mit und<lb/>
nicht blos die reichen Fabrikherren an die Spitze der Sache gestellt<lb/>
werden, dann hat die GeWerbeausstellung wirklich" ein<lb/>
Resultat gehabt, das denjenigen zu Gute kommt, die die meiste<lb/>
Arbeit und den geringsten Lohn auf dem Felde der Industrie haben.<lb/>
Einstweilen ist ein Comite mit Ausarbeitung dieser Statuten beauf¬<lb/>
tragt worden.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_523"> Zu den zahlreichen französischen Bildern, die sich auf der hiesi¬<lb/>
gen Kunstausstellung befinden, ist noch eines hinzugekommen, das<lb/>
obendrein hier entstanden ist, eine Marine nämlich des bekannten See¬<lb/>
malers Gudin, der sich seit einigen Wochen in Berlin aufhält. Diese<lb/>
Marine hat das Merkwürdige, daß eben Nichts weiter als das Meer<lb/>
gemalt ist, ohne irgend eine Spur menschlichen Daseins. In der<lb/>
That soll es auch den Urmoment darstellen, als der Geist Gottes über<lb/>
den Gewässern schwebte. Man sieht das aufgeregte brausende Meer,<lb/>
seine Wogen gen Himmel erhebend, aber schon verbreitet sich auch ein<lb/>
mildes Licht, die Nahe der beseelenden und schöpferischen Gottheit ver¬<lb/>
kündend. Der Gedanke ist eben so kühn, als er meisterhaft ausge¬<lb/>
führt ist.'</p><lb/>
            <p xml:id="ID_524" next="#ID_525"> Ich theile Ihnen hier aus einem Aufsatze der Spenerschen Zei¬<lb/>
tung eine Stelle mit, welche dazu bestimmt ist, die vielen Beschwer¬<lb/>
den zu widerlegen, die über die Anwendung der Tantieme bei der<lb/>
königlichen Bühne erhoben worden. Der Aussatz ist augenscheinlich<lb/>
von der Theatcrverwaltung selbst ausgegangen, doch läßt er eine<lb/>
Frage ganz unbeantwortet, nämlich die über den Anspruch des l)&gt;</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0187] tigung .iller Prohibitivmaßrcgeln, denn auf eine Flasche Rheinwein sind immer zwei Flaschen Champagner - - und zwar echter — ge¬ kommen, so daß von Epernay und Rheims die Bitte hierher gelangt ist, es möchte doch in jedem Jahr eine deutsche Gewerbeausstellunq stattfinden. Auch von dem großen Feste des Gewerbevereins weiß ich Ihnen nicht viel mehr zu berichten, als daß dort für zweitausend zweihun¬ dert Thaler Wein getrunken worden, und daß nächst der Tischmusik die englischen Weingläser den besten Klang hatten. Denn das, was etwa an Worten vorkam, an gesprochenen sowohl als an gesungenen, war wirklich kaum der Mühe werth, es drucken zu lassen, wie es gesche¬ hen ist, wechalb ich auch die Mühe sparen kann, Ihnen davon et¬ was mitzutheilen. Es ist Alles haarklein in unseren drei Zeitungen zu lesen, und nur auf einige wahrhaft deutsche, zur Einigkeit und Festigkeit ernährende Worte des Freiherrn von Bodelschwingh erlaube ich mir, Sie hinzuweisen. Dagegen habe ich mit Vergnügen einer am folgenden Tage stattgefundenen Versammlung beigewohnt, welche den Zweck hatte, einen Verein für das Wohl der Hand- und Fabrik¬ arbeiter zu stiften. Kommt dieser Verein zu Stande, Notabene unter praktischen Statuten, wodurch die betheiligten Arbeiter selbst mit und nicht blos die reichen Fabrikherren an die Spitze der Sache gestellt werden, dann hat die GeWerbeausstellung wirklich" ein Resultat gehabt, das denjenigen zu Gute kommt, die die meiste Arbeit und den geringsten Lohn auf dem Felde der Industrie haben. Einstweilen ist ein Comite mit Ausarbeitung dieser Statuten beauf¬ tragt worden. Zu den zahlreichen französischen Bildern, die sich auf der hiesi¬ gen Kunstausstellung befinden, ist noch eines hinzugekommen, das obendrein hier entstanden ist, eine Marine nämlich des bekannten See¬ malers Gudin, der sich seit einigen Wochen in Berlin aufhält. Diese Marine hat das Merkwürdige, daß eben Nichts weiter als das Meer gemalt ist, ohne irgend eine Spur menschlichen Daseins. In der That soll es auch den Urmoment darstellen, als der Geist Gottes über den Gewässern schwebte. Man sieht das aufgeregte brausende Meer, seine Wogen gen Himmel erhebend, aber schon verbreitet sich auch ein mildes Licht, die Nahe der beseelenden und schöpferischen Gottheit ver¬ kündend. Der Gedanke ist eben so kühn, als er meisterhaft ausge¬ führt ist.' Ich theile Ihnen hier aus einem Aufsatze der Spenerschen Zei¬ tung eine Stelle mit, welche dazu bestimmt ist, die vielen Beschwer¬ den zu widerlegen, die über die Anwendung der Tantieme bei der königlichen Bühne erhoben worden. Der Aussatz ist augenscheinlich von der Theatcrverwaltung selbst ausgegangen, doch läßt er eine Frage ganz unbeantwortet, nämlich die über den Anspruch des l)>

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341546_341790
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341546_341790/187
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341546_341790/187>, abgerufen am 01.09.2024.