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Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. I. Band.

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und unbewohnt steht, weil die Prinzessin eine Antipathie dagegen
hat, und ungeheure Fruchtböden und eben so große Weinkeller --
jedoch über der Erde, da wenig Fuß unter der Oberfläche immer
Wasser ist -- sind gleichfalls vorhanden, wie denn überhaupt Villa-
Vicentini ein Gut ist, welches jährlich 100,000 Franken rentirt und,
nicht zu dem von ihrem Vater gestifteten Majorat gehörend, der
Prinzessin ausschließlich als Eigenthum anheim gefallen,

Villa-Elisa dagegen bringt gar Nichts ein, sondern kostet viel¬
mehr seiner Herrin noch große Summen, da sie sich'ö in den Kopf
gesetzt, einen schönen Landsitz daraus schaffen zu wollen; ein Vor¬
wurf, welcher bei dem größten Aufwande doch nur theilweis gelin¬
gen wird, da das Terrain zu viel Hindernisse darbietet. Wenig¬
stens gehörte das erfinderische und alle Schwierigkeiten besiegende
Genie eines Pückler dazu, um zu seinem Ziel zu gelangen.

Was mich betrifft, mir wäre die Idee in einem so flachen, sum¬
pfigen Boden gar nicht gekommen, wo allerdings gutes Korn, aber
nur schlechter Wein wächst, wo die Berge well entfernt stehn, die
Sommer zu heiß und die Winter kalt und feucht sind.

Gewissermaßen nach Inspiration ihrer Laune führt die Besiz-
zerin von Villa-Elisa hier nur ihre Gebäude auf. Vier große,
mit dem eigentlichen Wohnhause in Verbindung stehende Gewächs¬
häuser sind angefüllt mit den seltensten Pflanzen, während die Stal¬
lungen von den verschiedensten Viehsorten wimmeln. Der schöne
große Platz vor dem Hause bildet ein Bowling-green von Orangen
und Citronenbäumen, hier freilich nicht wie zu Florenz in dem Erd¬
boden fest wurzelnd, sondern in Kübeln aufgestellt und von vielen
köstlichen acclimatisirten Gewächsen gruppenweise umgeben. Eine
Veranda mit Gitterwerk und Schlingpflanzen zieht sich vor den bald
hohen, bald niedrigen Gebäuden her und das Ganze, wenn gleich
unregelmäßig und bizarr, bietet doch einen gefälligen Anblick.

Auch das Wohnhaus hat trotz seiner mannigfachen Anbaue
und Auswüchse viele Bequemlichkeiten und Agremens; es enthält
eine ausgesuchte Bibliothek, reiche Kupferwerke, ein Billard und andre
Spiele, eine gute Küche und einen vollen Keller; nur jenes Heimi¬
sche, was das Herz anspricht, den gemüthlichen Comfort, die Atmo¬
sphäre der Häuslichkeit würden Sie hier vergebens suchen, und zwar
aus dem Grunde, weil die Besitzerin selbst nicht in ihnen zu athmen


und unbewohnt steht, weil die Prinzessin eine Antipathie dagegen
hat, und ungeheure Fruchtböden und eben so große Weinkeller —
jedoch über der Erde, da wenig Fuß unter der Oberfläche immer
Wasser ist — sind gleichfalls vorhanden, wie denn überhaupt Villa-
Vicentini ein Gut ist, welches jährlich 100,000 Franken rentirt und,
nicht zu dem von ihrem Vater gestifteten Majorat gehörend, der
Prinzessin ausschließlich als Eigenthum anheim gefallen,

Villa-Elisa dagegen bringt gar Nichts ein, sondern kostet viel¬
mehr seiner Herrin noch große Summen, da sie sich'ö in den Kopf
gesetzt, einen schönen Landsitz daraus schaffen zu wollen; ein Vor¬
wurf, welcher bei dem größten Aufwande doch nur theilweis gelin¬
gen wird, da das Terrain zu viel Hindernisse darbietet. Wenig¬
stens gehörte das erfinderische und alle Schwierigkeiten besiegende
Genie eines Pückler dazu, um zu seinem Ziel zu gelangen.

Was mich betrifft, mir wäre die Idee in einem so flachen, sum¬
pfigen Boden gar nicht gekommen, wo allerdings gutes Korn, aber
nur schlechter Wein wächst, wo die Berge well entfernt stehn, die
Sommer zu heiß und die Winter kalt und feucht sind.

Gewissermaßen nach Inspiration ihrer Laune führt die Besiz-
zerin von Villa-Elisa hier nur ihre Gebäude auf. Vier große,
mit dem eigentlichen Wohnhause in Verbindung stehende Gewächs¬
häuser sind angefüllt mit den seltensten Pflanzen, während die Stal¬
lungen von den verschiedensten Viehsorten wimmeln. Der schöne
große Platz vor dem Hause bildet ein Bowling-green von Orangen
und Citronenbäumen, hier freilich nicht wie zu Florenz in dem Erd¬
boden fest wurzelnd, sondern in Kübeln aufgestellt und von vielen
köstlichen acclimatisirten Gewächsen gruppenweise umgeben. Eine
Veranda mit Gitterwerk und Schlingpflanzen zieht sich vor den bald
hohen, bald niedrigen Gebäuden her und das Ganze, wenn gleich
unregelmäßig und bizarr, bietet doch einen gefälligen Anblick.

Auch das Wohnhaus hat trotz seiner mannigfachen Anbaue
und Auswüchse viele Bequemlichkeiten und Agremens; es enthält
eine ausgesuchte Bibliothek, reiche Kupferwerke, ein Billard und andre
Spiele, eine gute Küche und einen vollen Keller; nur jenes Heimi¬
sche, was das Herz anspricht, den gemüthlichen Comfort, die Atmo¬
sphäre der Häuslichkeit würden Sie hier vergebens suchen, und zwar
aus dem Grunde, weil die Besitzerin selbst nicht in ihnen zu athmen


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341546_180558/84>, abgerufen am 23.12.2024.