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Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. I. Band.

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schein, welches eine wunderbare, fast unheimliche Beleuchtung hervor¬
brachte, und bis zum Mittag wiederholte schwache Stöße. Die Be¬
wohner der Villa erschienen noch ziemlich verstört und namentlich ihre
Herrin, welche in unsrer Gegenwart die Berichte ihrer Bauern em¬
pfing, die zum Theil bedeutenden Schaden erlitten. Haus und Ne¬
bengebäude waren auch nicht verschont geblieben, am betrübendsten
aber lauteten die Nachrichten aus dem eine halbe Stunde entfernt
liegenden Städtchen Barberini, dessen Kirchthurm eingestürzt war
und wo viele Einwohner die Zerstörung ihrer Häuser beklagten.

Unter solchen Umständen in einem heitern Beisammensein den¬
noch gehindert, setzten wir früher, als es anfangs unser Plan gewesen,
die Reise weiter fort. Als letztes Wort vom Erdbeben sei übrigens
gesagt, daß mau aus der adriatischen Seite, wie wir unterwegs er¬
fuhren, nur wenig davon verspürt, wogegen aber leider die Zeitungen
bald genug über die heftigen Erschütterungen jenseits des adriatischen
Meeres und besonders in Ragusa, Cattaro u. s. w. berichteten. Die
dortigen beklagenswerthen Küstenbewohner Dalmatiens leben nun
schon seit Monden inmitten von fast täglichen Erdstößen. Nachdem
wir, bei jeden Augenblick wechselndem Wetter, namentlich auf der
Höhe von Covigliago dergestalt von Stürmen umbraust waren, daß
es schwer hielt, Pferd und Wagen aufrecht zu erhalten, langten wir
endlich mitten in der Nacht dennoch glücklich in Bologna an, tra¬
fen daselbst unvermuthet mit der Prinzessin Bacciochi-Camcrata und
ihrem Sohn zusammen und setzten von nun an unsern Weg in ih¬
rem Geleite fort, wodurch derselbe an Annehmlichkeit nur gewinnen
konnte.

In Ferrara besahen wir den Dom, die Bibliothek und das so¬
genannte Gefängniß des Tasso, so wie Eleonorens Wohnung und
nahmen nächst diesen dichterischen Erinnerungen auch noch die Per-
sikate -- getrocknete Pfirsich, welche man hier ganz vorzüglich berei¬
tet, zu uns. Padua's Merkwürdigkeiten zu besichtigen gönnten wir
uns darauf gleichfalls Zeit, ließen uns mit großer Geduld alle Wun¬
der des K'r-in, Kimto (8t. ^ntoiiin" von Padua) vorerzählen und
fuhren von hier aus, indem wir unsern Wagen vorausgehen ließen,
mit der Eisenbahn bis nach Mestre und von da alsdann noch weiter
in's Nachtquartier gen Treviso. Hier wurde die Fürstin krank. Es
mußten Aerzte herbeigeholt werden, die verschiedene Medicamente und -


schein, welches eine wunderbare, fast unheimliche Beleuchtung hervor¬
brachte, und bis zum Mittag wiederholte schwache Stöße. Die Be¬
wohner der Villa erschienen noch ziemlich verstört und namentlich ihre
Herrin, welche in unsrer Gegenwart die Berichte ihrer Bauern em¬
pfing, die zum Theil bedeutenden Schaden erlitten. Haus und Ne¬
bengebäude waren auch nicht verschont geblieben, am betrübendsten
aber lauteten die Nachrichten aus dem eine halbe Stunde entfernt
liegenden Städtchen Barberini, dessen Kirchthurm eingestürzt war
und wo viele Einwohner die Zerstörung ihrer Häuser beklagten.

Unter solchen Umständen in einem heitern Beisammensein den¬
noch gehindert, setzten wir früher, als es anfangs unser Plan gewesen,
die Reise weiter fort. Als letztes Wort vom Erdbeben sei übrigens
gesagt, daß mau aus der adriatischen Seite, wie wir unterwegs er¬
fuhren, nur wenig davon verspürt, wogegen aber leider die Zeitungen
bald genug über die heftigen Erschütterungen jenseits des adriatischen
Meeres und besonders in Ragusa, Cattaro u. s. w. berichteten. Die
dortigen beklagenswerthen Küstenbewohner Dalmatiens leben nun
schon seit Monden inmitten von fast täglichen Erdstößen. Nachdem
wir, bei jeden Augenblick wechselndem Wetter, namentlich auf der
Höhe von Covigliago dergestalt von Stürmen umbraust waren, daß
es schwer hielt, Pferd und Wagen aufrecht zu erhalten, langten wir
endlich mitten in der Nacht dennoch glücklich in Bologna an, tra¬
fen daselbst unvermuthet mit der Prinzessin Bacciochi-Camcrata und
ihrem Sohn zusammen und setzten von nun an unsern Weg in ih¬
rem Geleite fort, wodurch derselbe an Annehmlichkeit nur gewinnen
konnte.

In Ferrara besahen wir den Dom, die Bibliothek und das so¬
genannte Gefängniß des Tasso, so wie Eleonorens Wohnung und
nahmen nächst diesen dichterischen Erinnerungen auch noch die Per-
sikate — getrocknete Pfirsich, welche man hier ganz vorzüglich berei¬
tet, zu uns. Padua's Merkwürdigkeiten zu besichtigen gönnten wir
uns darauf gleichfalls Zeit, ließen uns mit großer Geduld alle Wun¬
der des K'r-in, Kimto (8t. ^ntoiiin» von Padua) vorerzählen und
fuhren von hier aus, indem wir unsern Wagen vorausgehen ließen,
mit der Eisenbahn bis nach Mestre und von da alsdann noch weiter
in's Nachtquartier gen Treviso. Hier wurde die Fürstin krank. Es
mußten Aerzte herbeigeholt werden, die verschiedene Medicamente und -


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[0080] schein, welches eine wunderbare, fast unheimliche Beleuchtung hervor¬ brachte, und bis zum Mittag wiederholte schwache Stöße. Die Be¬ wohner der Villa erschienen noch ziemlich verstört und namentlich ihre Herrin, welche in unsrer Gegenwart die Berichte ihrer Bauern em¬ pfing, die zum Theil bedeutenden Schaden erlitten. Haus und Ne¬ bengebäude waren auch nicht verschont geblieben, am betrübendsten aber lauteten die Nachrichten aus dem eine halbe Stunde entfernt liegenden Städtchen Barberini, dessen Kirchthurm eingestürzt war und wo viele Einwohner die Zerstörung ihrer Häuser beklagten. Unter solchen Umständen in einem heitern Beisammensein den¬ noch gehindert, setzten wir früher, als es anfangs unser Plan gewesen, die Reise weiter fort. Als letztes Wort vom Erdbeben sei übrigens gesagt, daß mau aus der adriatischen Seite, wie wir unterwegs er¬ fuhren, nur wenig davon verspürt, wogegen aber leider die Zeitungen bald genug über die heftigen Erschütterungen jenseits des adriatischen Meeres und besonders in Ragusa, Cattaro u. s. w. berichteten. Die dortigen beklagenswerthen Küstenbewohner Dalmatiens leben nun schon seit Monden inmitten von fast täglichen Erdstößen. Nachdem wir, bei jeden Augenblick wechselndem Wetter, namentlich auf der Höhe von Covigliago dergestalt von Stürmen umbraust waren, daß es schwer hielt, Pferd und Wagen aufrecht zu erhalten, langten wir endlich mitten in der Nacht dennoch glücklich in Bologna an, tra¬ fen daselbst unvermuthet mit der Prinzessin Bacciochi-Camcrata und ihrem Sohn zusammen und setzten von nun an unsern Weg in ih¬ rem Geleite fort, wodurch derselbe an Annehmlichkeit nur gewinnen konnte. In Ferrara besahen wir den Dom, die Bibliothek und das so¬ genannte Gefängniß des Tasso, so wie Eleonorens Wohnung und nahmen nächst diesen dichterischen Erinnerungen auch noch die Per- sikate — getrocknete Pfirsich, welche man hier ganz vorzüglich berei¬ tet, zu uns. Padua's Merkwürdigkeiten zu besichtigen gönnten wir uns darauf gleichfalls Zeit, ließen uns mit großer Geduld alle Wun¬ der des K'r-in, Kimto (8t. ^ntoiiin» von Padua) vorerzählen und fuhren von hier aus, indem wir unsern Wagen vorausgehen ließen, mit der Eisenbahn bis nach Mestre und von da alsdann noch weiter in's Nachtquartier gen Treviso. Hier wurde die Fürstin krank. Es mußten Aerzte herbeigeholt werden, die verschiedene Medicamente und -

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341546_180558/80>, abgerufen am 23.12.2024.