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Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. I. Band.

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Reisebriefe aus Italien.
(December 1843.)
Mitgetheilt von Frau von W .. .



Italienisches Erwachen. -- Tasso's Wohnung. -- Die Nichte Napoleons. --
Prinz Montfort. -- Eine Amazone. -- Villa Elisa. -- Koptische Flüchtlinge.
Graf Stadion. -- Trieft und Venedig.

-- Mein letztes Schreiben sprach die Hoffnung aus, demnächst
einer interessanten Bekanntschaft theilhaftig zu werden, und ich halte
es kaum abgesandt, als dieselbe auch bereits in Erfüllung ging.

Die Prinzessin Bacciochi-Camerata war nämlich so liebenswür¬
dig, den Baron Se., welcher mich bei ihr eingeführt, und mich selbst
zu einem Besuch auf ihrer Besitzung Villa-Elisa, nahe bei Aquileja,
einzuladen, wohin auch sie nach einem längern Aufenthalt in Florenz
sich zurück begeben wollte, und der 29. October gab uns den Wan¬
derstab in die Hand, um die erste Nacht ganz in der Nähe auf der
Villa al Leoni, die, in den Apenninen liegend, der verwittweten Für¬
stin von P.. gehört, gastfrei auch von ihr zu dieser Einkehr aufge¬
fordert, hinzubringen. Schon vor unserer Abreise hatten wir in Flo¬
renz einige unbedeutende. Erdstöße wahrgenommen, dennoch aber
einen sonnigen Tag gehabt, und erst gegen Abend begann es zu reg¬
nen. In al Leoni angelangt, verspürte man darauf um 9 Uhr einen
abermaligen ziemlich heftigen, doch kurzen Stoß, der Alles erzittern
machte und einen Theil der Gesellschaft sehr beunruhigte; da aber
keine zweite Erschütterung nachfolgte, faßte man sich wieder und ging
gegen eilf zu Bett.

Ich jedoch blieb noch lange, in Erwartung neuer Bewegungen,
lesend wach, bis ich endlich, da Nichts sich bemerkbar machte, ein¬
schlief, doch nur um bald darauf sehr beklommen wieder aufzuwachen.
Meine Repetiruhr sagte mir, daß es in der zweiten Stunde sei.


Reisebriefe aus Italien.
(December 1843.)
Mitgetheilt von Frau von W .. .



Italienisches Erwachen. — Tasso's Wohnung. — Die Nichte Napoleons. —
Prinz Montfort. — Eine Amazone. — Villa Elisa. — Koptische Flüchtlinge.
Graf Stadion. — Trieft und Venedig.

— Mein letztes Schreiben sprach die Hoffnung aus, demnächst
einer interessanten Bekanntschaft theilhaftig zu werden, und ich halte
es kaum abgesandt, als dieselbe auch bereits in Erfüllung ging.

Die Prinzessin Bacciochi-Camerata war nämlich so liebenswür¬
dig, den Baron Se., welcher mich bei ihr eingeführt, und mich selbst
zu einem Besuch auf ihrer Besitzung Villa-Elisa, nahe bei Aquileja,
einzuladen, wohin auch sie nach einem längern Aufenthalt in Florenz
sich zurück begeben wollte, und der 29. October gab uns den Wan¬
derstab in die Hand, um die erste Nacht ganz in der Nähe auf der
Villa al Leoni, die, in den Apenninen liegend, der verwittweten Für¬
stin von P.. gehört, gastfrei auch von ihr zu dieser Einkehr aufge¬
fordert, hinzubringen. Schon vor unserer Abreise hatten wir in Flo¬
renz einige unbedeutende. Erdstöße wahrgenommen, dennoch aber
einen sonnigen Tag gehabt, und erst gegen Abend begann es zu reg¬
nen. In al Leoni angelangt, verspürte man darauf um 9 Uhr einen
abermaligen ziemlich heftigen, doch kurzen Stoß, der Alles erzittern
machte und einen Theil der Gesellschaft sehr beunruhigte; da aber
keine zweite Erschütterung nachfolgte, faßte man sich wieder und ging
gegen eilf zu Bett.

Ich jedoch blieb noch lange, in Erwartung neuer Bewegungen,
lesend wach, bis ich endlich, da Nichts sich bemerkbar machte, ein¬
schlief, doch nur um bald darauf sehr beklommen wieder aufzuwachen.
Meine Repetiruhr sagte mir, daß es in der zweiten Stunde sei.


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[0078] Reisebriefe aus Italien. (December 1843.) Mitgetheilt von Frau von W .. . Italienisches Erwachen. — Tasso's Wohnung. — Die Nichte Napoleons. — Prinz Montfort. — Eine Amazone. — Villa Elisa. — Koptische Flüchtlinge. Graf Stadion. — Trieft und Venedig. — Mein letztes Schreiben sprach die Hoffnung aus, demnächst einer interessanten Bekanntschaft theilhaftig zu werden, und ich halte es kaum abgesandt, als dieselbe auch bereits in Erfüllung ging. Die Prinzessin Bacciochi-Camerata war nämlich so liebenswür¬ dig, den Baron Se., welcher mich bei ihr eingeführt, und mich selbst zu einem Besuch auf ihrer Besitzung Villa-Elisa, nahe bei Aquileja, einzuladen, wohin auch sie nach einem längern Aufenthalt in Florenz sich zurück begeben wollte, und der 29. October gab uns den Wan¬ derstab in die Hand, um die erste Nacht ganz in der Nähe auf der Villa al Leoni, die, in den Apenninen liegend, der verwittweten Für¬ stin von P.. gehört, gastfrei auch von ihr zu dieser Einkehr aufge¬ fordert, hinzubringen. Schon vor unserer Abreise hatten wir in Flo¬ renz einige unbedeutende. Erdstöße wahrgenommen, dennoch aber einen sonnigen Tag gehabt, und erst gegen Abend begann es zu reg¬ nen. In al Leoni angelangt, verspürte man darauf um 9 Uhr einen abermaligen ziemlich heftigen, doch kurzen Stoß, der Alles erzittern machte und einen Theil der Gesellschaft sehr beunruhigte; da aber keine zweite Erschütterung nachfolgte, faßte man sich wieder und ging gegen eilf zu Bett. Ich jedoch blieb noch lange, in Erwartung neuer Bewegungen, lesend wach, bis ich endlich, da Nichts sich bemerkbar machte, ein¬ schlief, doch nur um bald darauf sehr beklommen wieder aufzuwachen. Meine Repetiruhr sagte mir, daß es in der zweiten Stunde sei.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341546_180558/78>, abgerufen am 22.12.2024.