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Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. I. Band.

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Polizei geführt und da haben Staat und Kirche natürlich einen glän¬
zenden Sieg erfochten.

Herr Professor F. W. Gubitz schreibt uns aus Berlin vom 5.
September: Nro. 10. (Seite 475,) der "Grenzboten" enthält einen
Ausfall gegen mich, den ich hiermit als übereilt und völlig haltlos
bezeichne. -- In der Regel nehme ich für meine Druckerei gar keine
Bestellungen vom Publicum an; sie sind mir kein Bedarf, sondern
eine Last, da meine Pressen mit dem Verlag meiner Buchhandlung
bisher so beschäftigt waren, daß ich zuweilen sogar in anderen Druk-
kereien mir noch helfen ließ. Die Arbeiten für das Königsstädtische
Theater habe ich nach mehrmaligem Ersuchen übernommen, sie aber
ohne allen Widerspruch gerne entbehrt, als man, nachdem ich längst
schon und pflichtgemäß über den immer sichtbarer gewordenen geistigen
Verfall der Königsstädtischen Bühne mich öffentlich geäußert, Mei¬
nungen daran zu knüpfen schien, die der Gesinnung und demnach der
Ehre des Mannes entgegen sind. Diese Arbeiten wurden deshalb
auch, als man sie mir in jüngster Zeit wiederholt von Neuem an¬
trug, auf das Entschiedenste von mir zurückgewiesen. Was nun
die Berichte der -Vossischen Zeitung über Hrn. Nestrov betrifft, so
habe ich selbst sie zwar nicht geschrieben (da ich für meine Person
jetzt die über das recitirende Drama des Königlichen Theaters über¬
nahm), wohl aber diesen Wiener Komiker in einigen Darstellungen
gesehen, und bin mit Vielen der Ueberzeugung, daß jene- Berichte,
in denen Hrn. Nestroy's gute Seiten gleichfalls von dem Referenten
anerkannt wurden, vor jedem urtheilsfähigem Unbefangenen bestehen
können und bestehen werden. Sind aber über-haupt, wie der Herr
Correspondent der "Grenzboten" sagt, die Theater-Berichte der Vossi¬
schen Zeitung von Einfluß, ist's eben nur, weil sie, so weit dies
redlichem Streben möglich, an der Wahrheit festhalten. Es ist auch
zu hoffen, daß dieser Einfluß den Zweck, die Erhebung des geistig
sehr gesunkenen Königsstädtischen Theaters, befördern hilft, und hiezu,
wenn ich's vermag, mitzuwirken, sollen mich keinerlei Anfälle hindern. --
Uebrigens stimmen die Berichte über Herrn Nestrov in der Vossischen
Zeitung mit denen der Spener'sehen Zeitung und auch anderer Blät¬
ter hinsichtlich des Kerns genugsam überein. Ihr Herr Correspondent
konnte daher feine Meinung gegen alle diese Urtheile kritisch geltend
machen, ohne das Urtheil der Vossischen durch Unterschiebung persön¬
licher Motive zu diSrreditiren.




Bcrlag von Fr. Lndw. Herbig. -- Redacteur I. Kuranda
Druck von Friedrich Andrä.

Polizei geführt und da haben Staat und Kirche natürlich einen glän¬
zenden Sieg erfochten.

Herr Professor F. W. Gubitz schreibt uns aus Berlin vom 5.
September: Nro. 10. (Seite 475,) der „Grenzboten" enthält einen
Ausfall gegen mich, den ich hiermit als übereilt und völlig haltlos
bezeichne. — In der Regel nehme ich für meine Druckerei gar keine
Bestellungen vom Publicum an; sie sind mir kein Bedarf, sondern
eine Last, da meine Pressen mit dem Verlag meiner Buchhandlung
bisher so beschäftigt waren, daß ich zuweilen sogar in anderen Druk-
kereien mir noch helfen ließ. Die Arbeiten für das Königsstädtische
Theater habe ich nach mehrmaligem Ersuchen übernommen, sie aber
ohne allen Widerspruch gerne entbehrt, als man, nachdem ich längst
schon und pflichtgemäß über den immer sichtbarer gewordenen geistigen
Verfall der Königsstädtischen Bühne mich öffentlich geäußert, Mei¬
nungen daran zu knüpfen schien, die der Gesinnung und demnach der
Ehre des Mannes entgegen sind. Diese Arbeiten wurden deshalb
auch, als man sie mir in jüngster Zeit wiederholt von Neuem an¬
trug, auf das Entschiedenste von mir zurückgewiesen. Was nun
die Berichte der -Vossischen Zeitung über Hrn. Nestrov betrifft, so
habe ich selbst sie zwar nicht geschrieben (da ich für meine Person
jetzt die über das recitirende Drama des Königlichen Theaters über¬
nahm), wohl aber diesen Wiener Komiker in einigen Darstellungen
gesehen, und bin mit Vielen der Ueberzeugung, daß jene- Berichte,
in denen Hrn. Nestroy's gute Seiten gleichfalls von dem Referenten
anerkannt wurden, vor jedem urtheilsfähigem Unbefangenen bestehen
können und bestehen werden. Sind aber über-haupt, wie der Herr
Correspondent der „Grenzboten" sagt, die Theater-Berichte der Vossi¬
schen Zeitung von Einfluß, ist's eben nur, weil sie, so weit dies
redlichem Streben möglich, an der Wahrheit festhalten. Es ist auch
zu hoffen, daß dieser Einfluß den Zweck, die Erhebung des geistig
sehr gesunkenen Königsstädtischen Theaters, befördern hilft, und hiezu,
wenn ich's vermag, mitzuwirken, sollen mich keinerlei Anfälle hindern. —
Uebrigens stimmen die Berichte über Herrn Nestrov in der Vossischen
Zeitung mit denen der Spener'sehen Zeitung und auch anderer Blät¬
ter hinsichtlich des Kerns genugsam überein. Ihr Herr Correspondent
konnte daher feine Meinung gegen alle diese Urtheile kritisch geltend
machen, ohne das Urtheil der Vossischen durch Unterschiebung persön¬
licher Motive zu diSrreditiren.




Bcrlag von Fr. Lndw. Herbig. — Redacteur I. Kuranda
Druck von Friedrich Andrä.
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[0624] Polizei geführt und da haben Staat und Kirche natürlich einen glän¬ zenden Sieg erfochten. Herr Professor F. W. Gubitz schreibt uns aus Berlin vom 5. September: Nro. 10. (Seite 475,) der „Grenzboten" enthält einen Ausfall gegen mich, den ich hiermit als übereilt und völlig haltlos bezeichne. — In der Regel nehme ich für meine Druckerei gar keine Bestellungen vom Publicum an; sie sind mir kein Bedarf, sondern eine Last, da meine Pressen mit dem Verlag meiner Buchhandlung bisher so beschäftigt waren, daß ich zuweilen sogar in anderen Druk- kereien mir noch helfen ließ. Die Arbeiten für das Königsstädtische Theater habe ich nach mehrmaligem Ersuchen übernommen, sie aber ohne allen Widerspruch gerne entbehrt, als man, nachdem ich längst schon und pflichtgemäß über den immer sichtbarer gewordenen geistigen Verfall der Königsstädtischen Bühne mich öffentlich geäußert, Mei¬ nungen daran zu knüpfen schien, die der Gesinnung und demnach der Ehre des Mannes entgegen sind. Diese Arbeiten wurden deshalb auch, als man sie mir in jüngster Zeit wiederholt von Neuem an¬ trug, auf das Entschiedenste von mir zurückgewiesen. Was nun die Berichte der -Vossischen Zeitung über Hrn. Nestrov betrifft, so habe ich selbst sie zwar nicht geschrieben (da ich für meine Person jetzt die über das recitirende Drama des Königlichen Theaters über¬ nahm), wohl aber diesen Wiener Komiker in einigen Darstellungen gesehen, und bin mit Vielen der Ueberzeugung, daß jene- Berichte, in denen Hrn. Nestroy's gute Seiten gleichfalls von dem Referenten anerkannt wurden, vor jedem urtheilsfähigem Unbefangenen bestehen können und bestehen werden. Sind aber über-haupt, wie der Herr Correspondent der „Grenzboten" sagt, die Theater-Berichte der Vossi¬ schen Zeitung von Einfluß, ist's eben nur, weil sie, so weit dies redlichem Streben möglich, an der Wahrheit festhalten. Es ist auch zu hoffen, daß dieser Einfluß den Zweck, die Erhebung des geistig sehr gesunkenen Königsstädtischen Theaters, befördern hilft, und hiezu, wenn ich's vermag, mitzuwirken, sollen mich keinerlei Anfälle hindern. — Uebrigens stimmen die Berichte über Herrn Nestrov in der Vossischen Zeitung mit denen der Spener'sehen Zeitung und auch anderer Blät¬ ter hinsichtlich des Kerns genugsam überein. Ihr Herr Correspondent konnte daher feine Meinung gegen alle diese Urtheile kritisch geltend machen, ohne das Urtheil der Vossischen durch Unterschiebung persön¬ licher Motive zu diSrreditiren. Bcrlag von Fr. Lndw. Herbig. — Redacteur I. Kuranda Druck von Friedrich Andrä.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341546_180558/624>, abgerufen am 22.12.2024.