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Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. I. Band.

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ohne russische Nerven nach der Methode des -in<:ion i^imo fechten.
-- Vielleicht bedauert man jetzt, daß man nicht lieber den Slaven
ihr Museum erlaubte. Das wäre am Ende nicht so bedenklich oder
ärgerlich gewesen.

-- Die Deutschen sollten doch von Zeit zu Zeit ihre fernen
Brüder in Siebenbürgen eines Blickes würdigen. Vielleicht, daß sie
ihnen manchmal helfen, mit Rath und That, mit ihren weitumfas¬
senden Theorien beistehen, vielleicht daß sie von ihnen auch manchmal
etwas lernen könnten. Da sind z. B. die Sachsen in Siebenbürgen,
vielleicht dazu auserwählt, dereinst die deutsche Vorhut gegen die Ko¬
saken zu bilden. -- Was weiß man von ihnen an der Elbe und am
Rheine? Und doch hängen sie durch deutsche Tugenden, durch Sitten
und Geisteskräfte mit ihrem Mutterlande zusammen, weniger durch
die Fehler, die ihnen als echten Deutschen eigenthümlich sein sollten.
Im Kampfe gegen die Wildheit ihrer Umgebungen, gezwungen, durch
ewige Wachsamkeit, durch beständige Thätigkeit die theils zugestande¬
nen, theils errungenen Privilegien und Rechte gegen die schleichende
Gewalt zu beschützen, haben sie ihre Kraft gestählt, sind vorsichtiger,
klüger, praktischer geworden. Sie sind wie die Eidervögel, die sich
aus den Ebenen und Wiesen in die Felsenhöhlen Islands und der
Orkneyinseln geflüchtet haben. Der bricht den Hals, der sie da oben
anzugreifen wagt. -- Man lese nur das "Siebenbürgner Wochenblatt"
und seinen Gefährten, den "Satelliten." -- Das ist eine Sprache,
eine Kraft, ein Muth! Nichts von der servilen Phraseologie deutscher
Zeitungen, Nichts von Kriecherei und Speichelleckerei; Alles gerade
heraus, ohne Umschweife, wie es ihnen um's Herz ist. Börne hätte
dort seine Deutschen gefunden, wie er sie wollte. Aber wer kennt das
Siebenbürgner Wochenblatt, den Brief der Freiheit auf schlechtem Pa¬
pier mit halbvcrwischten Lettern, von der äußersten Grenze der Civili¬
sation? -- Wir empfehlen es nicht nur deutschen Zeitungslcscrn, son¬
dern auch vielen deutschen Journalisten als Erfrischung, wie als Probe
kernhaften und zugleich eleganten Styles.

-- Der "Rheinischer Beobachter" des Professor Berche, eine
neue Zeitung, die in Köln vom 1. October an erscheinen soll', wird,
nach dem Programm zu urtheilen, sich sehr contemplativ verhalten,
also ein wahrer Beobachter sein. Berche scheint den Unterschied zwi¬
schen "liberal" und "conservativ"gar nicht zu begreifen, oder blos
moralisch zu nehmen.

-- Edgar Bauer ist als Verfasser des confiscirten Buches:
"Die Kritik im Streit mit Staat und Kirche", in erster Instanz zu
drei Jahren Festung verurtheilt worden. Der Streit wurde vor der


ohne russische Nerven nach der Methode des -in<:ion i^imo fechten.
— Vielleicht bedauert man jetzt, daß man nicht lieber den Slaven
ihr Museum erlaubte. Das wäre am Ende nicht so bedenklich oder
ärgerlich gewesen.

— Die Deutschen sollten doch von Zeit zu Zeit ihre fernen
Brüder in Siebenbürgen eines Blickes würdigen. Vielleicht, daß sie
ihnen manchmal helfen, mit Rath und That, mit ihren weitumfas¬
senden Theorien beistehen, vielleicht daß sie von ihnen auch manchmal
etwas lernen könnten. Da sind z. B. die Sachsen in Siebenbürgen,
vielleicht dazu auserwählt, dereinst die deutsche Vorhut gegen die Ko¬
saken zu bilden. — Was weiß man von ihnen an der Elbe und am
Rheine? Und doch hängen sie durch deutsche Tugenden, durch Sitten
und Geisteskräfte mit ihrem Mutterlande zusammen, weniger durch
die Fehler, die ihnen als echten Deutschen eigenthümlich sein sollten.
Im Kampfe gegen die Wildheit ihrer Umgebungen, gezwungen, durch
ewige Wachsamkeit, durch beständige Thätigkeit die theils zugestande¬
nen, theils errungenen Privilegien und Rechte gegen die schleichende
Gewalt zu beschützen, haben sie ihre Kraft gestählt, sind vorsichtiger,
klüger, praktischer geworden. Sie sind wie die Eidervögel, die sich
aus den Ebenen und Wiesen in die Felsenhöhlen Islands und der
Orkneyinseln geflüchtet haben. Der bricht den Hals, der sie da oben
anzugreifen wagt. — Man lese nur das „Siebenbürgner Wochenblatt"
und seinen Gefährten, den „Satelliten." — Das ist eine Sprache,
eine Kraft, ein Muth! Nichts von der servilen Phraseologie deutscher
Zeitungen, Nichts von Kriecherei und Speichelleckerei; Alles gerade
heraus, ohne Umschweife, wie es ihnen um's Herz ist. Börne hätte
dort seine Deutschen gefunden, wie er sie wollte. Aber wer kennt das
Siebenbürgner Wochenblatt, den Brief der Freiheit auf schlechtem Pa¬
pier mit halbvcrwischten Lettern, von der äußersten Grenze der Civili¬
sation? — Wir empfehlen es nicht nur deutschen Zeitungslcscrn, son¬
dern auch vielen deutschen Journalisten als Erfrischung, wie als Probe
kernhaften und zugleich eleganten Styles.

— Der „Rheinischer Beobachter" des Professor Berche, eine
neue Zeitung, die in Köln vom 1. October an erscheinen soll', wird,
nach dem Programm zu urtheilen, sich sehr contemplativ verhalten,
also ein wahrer Beobachter sein. Berche scheint den Unterschied zwi¬
schen „liberal" und „conservativ"gar nicht zu begreifen, oder blos
moralisch zu nehmen.

— Edgar Bauer ist als Verfasser des confiscirten Buches:
„Die Kritik im Streit mit Staat und Kirche", in erster Instanz zu
drei Jahren Festung verurtheilt worden. Der Streit wurde vor der


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[0623] ohne russische Nerven nach der Methode des -in<:ion i^imo fechten. — Vielleicht bedauert man jetzt, daß man nicht lieber den Slaven ihr Museum erlaubte. Das wäre am Ende nicht so bedenklich oder ärgerlich gewesen. — Die Deutschen sollten doch von Zeit zu Zeit ihre fernen Brüder in Siebenbürgen eines Blickes würdigen. Vielleicht, daß sie ihnen manchmal helfen, mit Rath und That, mit ihren weitumfas¬ senden Theorien beistehen, vielleicht daß sie von ihnen auch manchmal etwas lernen könnten. Da sind z. B. die Sachsen in Siebenbürgen, vielleicht dazu auserwählt, dereinst die deutsche Vorhut gegen die Ko¬ saken zu bilden. — Was weiß man von ihnen an der Elbe und am Rheine? Und doch hängen sie durch deutsche Tugenden, durch Sitten und Geisteskräfte mit ihrem Mutterlande zusammen, weniger durch die Fehler, die ihnen als echten Deutschen eigenthümlich sein sollten. Im Kampfe gegen die Wildheit ihrer Umgebungen, gezwungen, durch ewige Wachsamkeit, durch beständige Thätigkeit die theils zugestande¬ nen, theils errungenen Privilegien und Rechte gegen die schleichende Gewalt zu beschützen, haben sie ihre Kraft gestählt, sind vorsichtiger, klüger, praktischer geworden. Sie sind wie die Eidervögel, die sich aus den Ebenen und Wiesen in die Felsenhöhlen Islands und der Orkneyinseln geflüchtet haben. Der bricht den Hals, der sie da oben anzugreifen wagt. — Man lese nur das „Siebenbürgner Wochenblatt" und seinen Gefährten, den „Satelliten." — Das ist eine Sprache, eine Kraft, ein Muth! Nichts von der servilen Phraseologie deutscher Zeitungen, Nichts von Kriecherei und Speichelleckerei; Alles gerade heraus, ohne Umschweife, wie es ihnen um's Herz ist. Börne hätte dort seine Deutschen gefunden, wie er sie wollte. Aber wer kennt das Siebenbürgner Wochenblatt, den Brief der Freiheit auf schlechtem Pa¬ pier mit halbvcrwischten Lettern, von der äußersten Grenze der Civili¬ sation? — Wir empfehlen es nicht nur deutschen Zeitungslcscrn, son¬ dern auch vielen deutschen Journalisten als Erfrischung, wie als Probe kernhaften und zugleich eleganten Styles. — Der „Rheinischer Beobachter" des Professor Berche, eine neue Zeitung, die in Köln vom 1. October an erscheinen soll', wird, nach dem Programm zu urtheilen, sich sehr contemplativ verhalten, also ein wahrer Beobachter sein. Berche scheint den Unterschied zwi¬ schen „liberal" und „conservativ"gar nicht zu begreifen, oder blos moralisch zu nehmen. — Edgar Bauer ist als Verfasser des confiscirten Buches: „Die Kritik im Streit mit Staat und Kirche", in erster Instanz zu drei Jahren Festung verurtheilt worden. Der Streit wurde vor der

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341546_180558/623>, abgerufen am 23.12.2024.