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Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. I. Band.

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Unterricht, Batteriebau, Geschützplaciren und Dienste und Crercier-
Reglemcnt u. s. w. gut kann, so weiß er genug! Ich bin eine Zeit
lang hingegangen, aber da hat mich so ein dummes Geschwätz ein--
mal vertrieben. -- Ein naseweiser Lieutenant hat mit einem an"
dem Offizier vom Kaiser-Jägerregiment discurirt, und ich hörte
mehrmal: "Schiller und Don Carlos." Da sagte ich: Meine Her¬
ren, Sie irren sich, wir haben wohl mehrere Schiller in der Armee,
aber wir haben keinen Don Carlos, sondern Don Miguel und Don
Pedro, -- und ich kenne selbst einen Schiller, der mit mir Feuer¬
werker im Bombardier-Corps war. Da lachten mich diese jungen
Lassen aus, und ich erfuhr hernach von meinen Kameraden, daß sie
einen talketen Romanschreiber gemeint haben. Seit dieser Zeit bin
ich ausgeblieben und bin eine Zeitlang zum Hirschen in die Koth-
lake gegangen, wo eine recht hübsche Kellnerin war.


Der Garnisons-Geistliche. Verzeihen Sie, Herr Hauptmann,
daß ich Sie unterbreche; ist es venu wahr, daß in der dortigen
Kirche ein so schönes Grabmal für einen Kaiser aufgerichtet ist?
Der lange Martin. ES gibt in dieser Kirche eine Menge
schwarze Figuren, von Eisen, groß und klein, und in der Mitte ist
wohl Etwas, was einem Grabmal gleich sieht, aber ob darin ein
Kaiser begraben ist, weiß ich nicht.
Herr Joseph, der Zeug wart. Von einem Kaiser kann
dieses Grabmal nicht sein, denn diese sind alle in Wien bei den
Kapuzinern begraben.
Der gute Franzi. Oho, oso! Da irrst Du Dich gewaltig!
In Wien sind nur in der Gruft die Kaiser von Rudolph bis auf
den Kaiser Leopold it., -- die früheren aber, z. B.Kaiser KarlV.
der ist in einem Kloster in Spanien gestorben, und liegt auch dort
begraben.
Major. Wer wird denn über diese Sachen beim Glas Wein
streiten. Da wollen wir lustig sein und von solchen Sachen sprechen,
die den Leib und die Seele zusammenhalten. Ich kann solche ge¬
lehrte Discurse nicht ausstehen. -- In Bregenz waren Sie auch?
Der lange Martin. Freilich, ich habe am Hafen im gol¬
denen Löwen logirt; dort ißt man sehr gut. da gibt's göttliche Rhein¬
forellen und der Markgräfter, das ist Einer! Man darf ihm nicht
trauen, -- ich habe auf dem Hinmarsche in Bludenz zwei Halbe

Unterricht, Batteriebau, Geschützplaciren und Dienste und Crercier-
Reglemcnt u. s. w. gut kann, so weiß er genug! Ich bin eine Zeit
lang hingegangen, aber da hat mich so ein dummes Geschwätz ein--
mal vertrieben. — Ein naseweiser Lieutenant hat mit einem an»
dem Offizier vom Kaiser-Jägerregiment discurirt, und ich hörte
mehrmal: „Schiller und Don Carlos." Da sagte ich: Meine Her¬
ren, Sie irren sich, wir haben wohl mehrere Schiller in der Armee,
aber wir haben keinen Don Carlos, sondern Don Miguel und Don
Pedro, — und ich kenne selbst einen Schiller, der mit mir Feuer¬
werker im Bombardier-Corps war. Da lachten mich diese jungen
Lassen aus, und ich erfuhr hernach von meinen Kameraden, daß sie
einen talketen Romanschreiber gemeint haben. Seit dieser Zeit bin
ich ausgeblieben und bin eine Zeitlang zum Hirschen in die Koth-
lake gegangen, wo eine recht hübsche Kellnerin war.


Der Garnisons-Geistliche. Verzeihen Sie, Herr Hauptmann,
daß ich Sie unterbreche; ist es venu wahr, daß in der dortigen
Kirche ein so schönes Grabmal für einen Kaiser aufgerichtet ist?
Der lange Martin. ES gibt in dieser Kirche eine Menge
schwarze Figuren, von Eisen, groß und klein, und in der Mitte ist
wohl Etwas, was einem Grabmal gleich sieht, aber ob darin ein
Kaiser begraben ist, weiß ich nicht.
Herr Joseph, der Zeug wart. Von einem Kaiser kann
dieses Grabmal nicht sein, denn diese sind alle in Wien bei den
Kapuzinern begraben.
Der gute Franzi. Oho, oso! Da irrst Du Dich gewaltig!
In Wien sind nur in der Gruft die Kaiser von Rudolph bis auf
den Kaiser Leopold it., — die früheren aber, z. B.Kaiser KarlV.
der ist in einem Kloster in Spanien gestorben, und liegt auch dort
begraben.
Major. Wer wird denn über diese Sachen beim Glas Wein
streiten. Da wollen wir lustig sein und von solchen Sachen sprechen,
die den Leib und die Seele zusammenhalten. Ich kann solche ge¬
lehrte Discurse nicht ausstehen. — In Bregenz waren Sie auch?
Der lange Martin. Freilich, ich habe am Hafen im gol¬
denen Löwen logirt; dort ißt man sehr gut. da gibt's göttliche Rhein¬
forellen und der Markgräfter, das ist Einer! Man darf ihm nicht
trauen, — ich habe auf dem Hinmarsche in Bludenz zwei Halbe
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[0608] Unterricht, Batteriebau, Geschützplaciren und Dienste und Crercier- Reglemcnt u. s. w. gut kann, so weiß er genug! Ich bin eine Zeit lang hingegangen, aber da hat mich so ein dummes Geschwätz ein-- mal vertrieben. — Ein naseweiser Lieutenant hat mit einem an» dem Offizier vom Kaiser-Jägerregiment discurirt, und ich hörte mehrmal: „Schiller und Don Carlos." Da sagte ich: Meine Her¬ ren, Sie irren sich, wir haben wohl mehrere Schiller in der Armee, aber wir haben keinen Don Carlos, sondern Don Miguel und Don Pedro, — und ich kenne selbst einen Schiller, der mit mir Feuer¬ werker im Bombardier-Corps war. Da lachten mich diese jungen Lassen aus, und ich erfuhr hernach von meinen Kameraden, daß sie einen talketen Romanschreiber gemeint haben. Seit dieser Zeit bin ich ausgeblieben und bin eine Zeitlang zum Hirschen in die Koth- lake gegangen, wo eine recht hübsche Kellnerin war. Der Garnisons-Geistliche. Verzeihen Sie, Herr Hauptmann, daß ich Sie unterbreche; ist es venu wahr, daß in der dortigen Kirche ein so schönes Grabmal für einen Kaiser aufgerichtet ist? Der lange Martin. ES gibt in dieser Kirche eine Menge schwarze Figuren, von Eisen, groß und klein, und in der Mitte ist wohl Etwas, was einem Grabmal gleich sieht, aber ob darin ein Kaiser begraben ist, weiß ich nicht. Herr Joseph, der Zeug wart. Von einem Kaiser kann dieses Grabmal nicht sein, denn diese sind alle in Wien bei den Kapuzinern begraben. Der gute Franzi. Oho, oso! Da irrst Du Dich gewaltig! In Wien sind nur in der Gruft die Kaiser von Rudolph bis auf den Kaiser Leopold it., — die früheren aber, z. B.Kaiser KarlV. der ist in einem Kloster in Spanien gestorben, und liegt auch dort begraben. Major. Wer wird denn über diese Sachen beim Glas Wein streiten. Da wollen wir lustig sein und von solchen Sachen sprechen, die den Leib und die Seele zusammenhalten. Ich kann solche ge¬ lehrte Discurse nicht ausstehen. — In Bregenz waren Sie auch? Der lange Martin. Freilich, ich habe am Hafen im gol¬ denen Löwen logirt; dort ißt man sehr gut. da gibt's göttliche Rhein¬ forellen und der Markgräfter, das ist Einer! Man darf ihm nicht trauen, — ich habe auf dem Hinmarsche in Bludenz zwei Halbe

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341546_180558/608>, abgerufen am 23.12.2024.