Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. I. Band.wieder gesund zu machen! Das Mädel ist wirklich ernsthaft krank Georg glaubte wieder zu träumen, wie auf seiner Reise nach -- Gott Lob! rief der Arzt, Gott Lob! riefen Vater und Mut¬ -- Sie ist gerettet! sprach der Arzt, Vater und Mutter sielen In Georg's Hause wußte man nicht, wo er hingerathen war, In drei Tagen war Laura frisch und rosig, wie zuvor. Es 74 "
wieder gesund zu machen! Das Mädel ist wirklich ernsthaft krank Georg glaubte wieder zu träumen, wie auf seiner Reise nach — Gott Lob! rief der Arzt, Gott Lob! riefen Vater und Mut¬ — Sie ist gerettet! sprach der Arzt, Vater und Mutter sielen In Georg's Hause wußte man nicht, wo er hingerathen war, In drei Tagen war Laura frisch und rosig, wie zuvor. Es 74 »
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0595" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/181154"/> <p xml:id="ID_1473" prev="#ID_1472"> wieder gesund zu machen! Das Mädel ist wirklich ernsthaft krank<lb/> geworden, mehr, als in meinem Plane lag, und wärst Du nicht ihr<lb/> Arzt, ich fürchtete für ihr Leben. Komm nur sogleich mit!</p><lb/> <p xml:id="ID_1474"> Georg glaubte wieder zu träumen, wie auf seiner Reise nach<lb/> Venedig, und ging stumm mit seinem Freund zur Gondel, die mit<lb/> ihnen von dannen fuhr. Sie betraten das Haus; Georg sprach<lb/> immer noch kein Wort, so sehr sein Freund auch in ihn hineinredete.<lb/> Sie schritten die Stiegen hinauf und traten in ein Zimmer. Da<lb/> stand Laura's Mutter und schwamm in Thränen; der Rathsherr<lb/> war auch weich geworden und redete zärtlich auf seine Tochter, die<lb/> bleich, mit halbgeschlossenen Augen regungslos in ihrem Bettchen lag.<lb/> Wie die beiden jungen Männer eintraten, flog ein verklärtes Lächeln<lb/> und eine zarte Nöthe über ihr bleiches Engelsantlitz. Georg stand<lb/> jetzt vor dem Lager, sie schlug die großen, schwarzen Augen weit auf<lb/> und flüsterte: Georg!</p><lb/> <p xml:id="ID_1475"> — Gott Lob! rief der Arzt, Gott Lob! riefen Vater und Mut¬<lb/> ter; denn es war seit drei Tagen das erste Wort, das sie sprach.<lb/> Wie Georg von ihrem Munde seinen Namen horte, beugte er sich<lb/> nieder und drückte einen herzigen Kuß auf ihre Lippen. Da rollte<lb/> wieder warm das Blut durch ihre Adern, sie richtete sich halb auf<lb/> und reichte Georg lächelnd die Hand, als danke sie ihm, daß er sie<lb/> aus den Fesseln der Krankheit erlöst habe.</p><lb/> <p xml:id="ID_1476"> — Sie ist gerettet! sprach der Arzt, Vater und Mutter sielen<lb/> einander um den Hals, und der Jubel war groß.</p><lb/> <p xml:id="ID_1477"> In Georg's Hause wußte man nicht, wo er hingerathen war,<lb/> und als der Abend herankam, wurde man um ihn besorgt, denn<lb/> sein Trübsinn war Keinem mehr verborgen. Auf einmal aber stürzte<lb/> er in das Haus und in das Zimmer, wo die ganze Familie bei¬<lb/> sammen war, und jauchzte: Hosianna, Laura ist meine Braut!</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p xml:id="ID_1478" next="#ID_1479"> In drei Tagen war Laura frisch und rosig, wie zuvor. Es<lb/> dauerte nicht lange mehr, da donnerten eines Tages die Kanonen<lb/> und die Glocken läuteten von allen Thürmen. Das Volk strömte<lb/> »ach der prächtigsten Kirche von Venedig. Aus dem Kirchthore trat,<lb/> von vielen Edlen begleitet, Laura's Bruder mit des Herzogs herab-</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> 74 »</fw><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0595]
wieder gesund zu machen! Das Mädel ist wirklich ernsthaft krank
geworden, mehr, als in meinem Plane lag, und wärst Du nicht ihr
Arzt, ich fürchtete für ihr Leben. Komm nur sogleich mit!
Georg glaubte wieder zu träumen, wie auf seiner Reise nach
Venedig, und ging stumm mit seinem Freund zur Gondel, die mit
ihnen von dannen fuhr. Sie betraten das Haus; Georg sprach
immer noch kein Wort, so sehr sein Freund auch in ihn hineinredete.
Sie schritten die Stiegen hinauf und traten in ein Zimmer. Da
stand Laura's Mutter und schwamm in Thränen; der Rathsherr
war auch weich geworden und redete zärtlich auf seine Tochter, die
bleich, mit halbgeschlossenen Augen regungslos in ihrem Bettchen lag.
Wie die beiden jungen Männer eintraten, flog ein verklärtes Lächeln
und eine zarte Nöthe über ihr bleiches Engelsantlitz. Georg stand
jetzt vor dem Lager, sie schlug die großen, schwarzen Augen weit auf
und flüsterte: Georg!
— Gott Lob! rief der Arzt, Gott Lob! riefen Vater und Mut¬
ter; denn es war seit drei Tagen das erste Wort, das sie sprach.
Wie Georg von ihrem Munde seinen Namen horte, beugte er sich
nieder und drückte einen herzigen Kuß auf ihre Lippen. Da rollte
wieder warm das Blut durch ihre Adern, sie richtete sich halb auf
und reichte Georg lächelnd die Hand, als danke sie ihm, daß er sie
aus den Fesseln der Krankheit erlöst habe.
— Sie ist gerettet! sprach der Arzt, Vater und Mutter sielen
einander um den Hals, und der Jubel war groß.
In Georg's Hause wußte man nicht, wo er hingerathen war,
und als der Abend herankam, wurde man um ihn besorgt, denn
sein Trübsinn war Keinem mehr verborgen. Auf einmal aber stürzte
er in das Haus und in das Zimmer, wo die ganze Familie bei¬
sammen war, und jauchzte: Hosianna, Laura ist meine Braut!
In drei Tagen war Laura frisch und rosig, wie zuvor. Es
dauerte nicht lange mehr, da donnerten eines Tages die Kanonen
und die Glocken läuteten von allen Thürmen. Das Volk strömte
»ach der prächtigsten Kirche von Venedig. Aus dem Kirchthore trat,
von vielen Edlen begleitet, Laura's Bruder mit des Herzogs herab-
74 »
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |