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Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. I. Band.

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eine kleine handgroße Skizze, der wir volle Gerechtigkeit widerfahren
lassen. Eine Kapelle im Walde, mit untergehender Sonne, die durch
die Stämme blitzt. Hier ist der Genius, da ist das Gefühl vor¬
herrschend; man würde in diese Landschaft treten und beten; das
empfindet man deutlich, und das ist ein gutes Zeichen für den Werth
des Bildes. -- Die Tasso-Eiche von Biermann darf hier
wohl genannt werden, denn das eben über Hand und Kopf des
Künstlers Gesagte trifft Biermann mit. Bei ihm ist allerhand, und
wie man in seinem Streben sieht, daß eine glänzende Technik ihm
über Alles geht, muß man gestehen, daß er sie hat; . . . aber
was sonst? -- Hilgers stellt zwei schöne Bilder aus, von denen
das eine einen Eisgang bei Düsseldorf darstellt, ein Gedanke,
den der Künstler mit vielem Genie und besonders mit vieler winter¬
lichen Farbenzartheit ausführte. Mit Einem nur hätte er nicht so
schnell sertig werden müssen; das ist das Format. Es stimmt durch¬
aus nicht mit dem Bilde. Sein zweites Bild ist eine Eifell an ti¬
sch äst, die uns noch mehr anspricht, als Saal's Sonnenunter¬
gang in einer Eifellandschaft. -- Wilhelm Brücke's Forum
in Rom ist reichlich und lehnt sich theils an Eatel, theils an Eich¬
horn und Biermann an. Ein Buchenwald von Naalmever
hat viele Natur. Waldlandschaft von Klein in Düsseldorf ist
auch eins von den hübsch gemalten Bildern, bei denen man trotzdem
nicht lange verharren mag. Ein Winter von Formradt bekundet
ein nicht geringes Talent für das Colorit, aber leider auch eine
große Hinneigung an das Französische. Zu den besseren der aus¬
gestellten Landschaften gehören noch die von Gemmel, Schmidt und
Happel. Von Thierstücken sahen wir Wenig, aber Gutes. Ausge¬
zeichnet, eine wahre Hunde-Madonna, war Steffecks Hündin
mit Jungen. Sie war eben so schön gemalt wie sein früher er¬
wähntes Pferderennen in Palermo. Einen eigenthümlichen Eindruck
machte ein großes Bild von Prestel: Einbruch des Wildes zu
einer großen Jagd des Fürsten Esterhazy. Das Wild ist
von allen Seiten durch Treiber umzingelt, und wird so mehr und
mehr zusammengedrängt. Hirsche, Rehe, Schweine, hier und da ein
Wolf, ergreifen alle in ihrer eigenthümlichen Gangart die Flucht.
Für den Jäger ein gewiß ergötzlicher Anblick, aber auch von Interesse
für den Künstler, denn die Thiere waren meisterhaft gezeichnet. Mes-


eine kleine handgroße Skizze, der wir volle Gerechtigkeit widerfahren
lassen. Eine Kapelle im Walde, mit untergehender Sonne, die durch
die Stämme blitzt. Hier ist der Genius, da ist das Gefühl vor¬
herrschend; man würde in diese Landschaft treten und beten; das
empfindet man deutlich, und das ist ein gutes Zeichen für den Werth
des Bildes. — Die Tasso-Eiche von Biermann darf hier
wohl genannt werden, denn das eben über Hand und Kopf des
Künstlers Gesagte trifft Biermann mit. Bei ihm ist allerhand, und
wie man in seinem Streben sieht, daß eine glänzende Technik ihm
über Alles geht, muß man gestehen, daß er sie hat; . . . aber
was sonst? — Hilgers stellt zwei schöne Bilder aus, von denen
das eine einen Eisgang bei Düsseldorf darstellt, ein Gedanke,
den der Künstler mit vielem Genie und besonders mit vieler winter¬
lichen Farbenzartheit ausführte. Mit Einem nur hätte er nicht so
schnell sertig werden müssen; das ist das Format. Es stimmt durch¬
aus nicht mit dem Bilde. Sein zweites Bild ist eine Eifell an ti¬
sch äst, die uns noch mehr anspricht, als Saal's Sonnenunter¬
gang in einer Eifellandschaft. — Wilhelm Brücke's Forum
in Rom ist reichlich und lehnt sich theils an Eatel, theils an Eich¬
horn und Biermann an. Ein Buchenwald von Naalmever
hat viele Natur. Waldlandschaft von Klein in Düsseldorf ist
auch eins von den hübsch gemalten Bildern, bei denen man trotzdem
nicht lange verharren mag. Ein Winter von Formradt bekundet
ein nicht geringes Talent für das Colorit, aber leider auch eine
große Hinneigung an das Französische. Zu den besseren der aus¬
gestellten Landschaften gehören noch die von Gemmel, Schmidt und
Happel. Von Thierstücken sahen wir Wenig, aber Gutes. Ausge¬
zeichnet, eine wahre Hunde-Madonna, war Steffecks Hündin
mit Jungen. Sie war eben so schön gemalt wie sein früher er¬
wähntes Pferderennen in Palermo. Einen eigenthümlichen Eindruck
machte ein großes Bild von Prestel: Einbruch des Wildes zu
einer großen Jagd des Fürsten Esterhazy. Das Wild ist
von allen Seiten durch Treiber umzingelt, und wird so mehr und
mehr zusammengedrängt. Hirsche, Rehe, Schweine, hier und da ein
Wolf, ergreifen alle in ihrer eigenthümlichen Gangart die Flucht.
Für den Jäger ein gewiß ergötzlicher Anblick, aber auch von Interesse
für den Künstler, denn die Thiere waren meisterhaft gezeichnet. Mes-


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[0582] eine kleine handgroße Skizze, der wir volle Gerechtigkeit widerfahren lassen. Eine Kapelle im Walde, mit untergehender Sonne, die durch die Stämme blitzt. Hier ist der Genius, da ist das Gefühl vor¬ herrschend; man würde in diese Landschaft treten und beten; das empfindet man deutlich, und das ist ein gutes Zeichen für den Werth des Bildes. — Die Tasso-Eiche von Biermann darf hier wohl genannt werden, denn das eben über Hand und Kopf des Künstlers Gesagte trifft Biermann mit. Bei ihm ist allerhand, und wie man in seinem Streben sieht, daß eine glänzende Technik ihm über Alles geht, muß man gestehen, daß er sie hat; . . . aber was sonst? — Hilgers stellt zwei schöne Bilder aus, von denen das eine einen Eisgang bei Düsseldorf darstellt, ein Gedanke, den der Künstler mit vielem Genie und besonders mit vieler winter¬ lichen Farbenzartheit ausführte. Mit Einem nur hätte er nicht so schnell sertig werden müssen; das ist das Format. Es stimmt durch¬ aus nicht mit dem Bilde. Sein zweites Bild ist eine Eifell an ti¬ sch äst, die uns noch mehr anspricht, als Saal's Sonnenunter¬ gang in einer Eifellandschaft. — Wilhelm Brücke's Forum in Rom ist reichlich und lehnt sich theils an Eatel, theils an Eich¬ horn und Biermann an. Ein Buchenwald von Naalmever hat viele Natur. Waldlandschaft von Klein in Düsseldorf ist auch eins von den hübsch gemalten Bildern, bei denen man trotzdem nicht lange verharren mag. Ein Winter von Formradt bekundet ein nicht geringes Talent für das Colorit, aber leider auch eine große Hinneigung an das Französische. Zu den besseren der aus¬ gestellten Landschaften gehören noch die von Gemmel, Schmidt und Happel. Von Thierstücken sahen wir Wenig, aber Gutes. Ausge¬ zeichnet, eine wahre Hunde-Madonna, war Steffecks Hündin mit Jungen. Sie war eben so schön gemalt wie sein früher er¬ wähntes Pferderennen in Palermo. Einen eigenthümlichen Eindruck machte ein großes Bild von Prestel: Einbruch des Wildes zu einer großen Jagd des Fürsten Esterhazy. Das Wild ist von allen Seiten durch Treiber umzingelt, und wird so mehr und mehr zusammengedrängt. Hirsche, Rehe, Schweine, hier und da ein Wolf, ergreifen alle in ihrer eigenthümlichen Gangart die Flucht. Für den Jäger ein gewiß ergötzlicher Anblick, aber auch von Interesse für den Künstler, denn die Thiere waren meisterhaft gezeichnet. Mes-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341546_180558/582>, abgerufen am 23.12.2024.