Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. I. Band.den hoffnungsvollen Namen der jungen deutschen dramatischen Poesie den hoffnungsvollen Namen der jungen deutschen dramatischen Poesie <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0562" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/181121"/> <p xml:id="ID_1370" prev="#ID_1369" next="#ID_1371"> den hoffnungsvollen Namen der jungen deutschen dramatischen Poesie<lb/> Gutzkow, Laube, Mosen, Prutz noch den Namen Kimma-<lb/> cher bei. Indeß ist der Mann um seinen populären Stoff zu be¬<lb/> neiden. Während wir durch Aufwendung aller ästhetischen Mittel<lb/> nach Wirkung jagen, schnappt uns dieser Mensch blos durch den<lb/> Stoff ein ganzes vorstädtisches Publicum weg. Das ist schön! hörte<lb/> ich die Leute sagen, als sie den Theaterzettel lasen; da müssen wir<lb/> hin! Wenn's nur recht stark wäre! wenn's nur recht stark wäre! —<lb/> Dann liegt der Kern aller Volksphilosophie und Volksästhetik. Uebn-<lb/> gens glaube man im Norden nicht, daß wir hier in München keine<lb/> Gelegenheit hätten, unsere Zeit mit der Lectüre der Journale und<lb/> politischen Zeitungen bis zum letzten Blutstropfen todt zu schlagen.<lb/> In den Conditoreien und an anderen öffentlichen Orten findet man<lb/> freilich höchstens die Münchner Localblätter und die Augsburger All¬<lb/> gemeine Zeitung, welche für München ein nothwendiges Bedürfniß<lb/> geworden ist; indeß verschwinden ja auch aus den Conditoreien Leip¬<lb/> zigs die Journale immer mehr, seitdem das dortige Museum alle<lb/> Jvurnalleser an sich gerissen hat. Ein so großartiges Institut, wie<lb/> Leipzig in seinem Museum, besitzt München allerdings nicht,<lb/> wir haben dafür den „Literarischen Verein", welcher indeß reichhaltig<lb/> genug ausgestattet ist, um das Lesebedürfniß seiner Mitglieder Voll¬<lb/> kommen zu befriedigen. Zwar ist die Belletristik und die Kritik nur<lb/> schwach vertreten; doch finden wir hier das Morgenblatt, die Zei¬<lb/> tung für die elegante Welt, die Grenzboten, die Europa, den Hu¬<lb/> moristen, Bäuerle's Theaterzeitung, die Theaterchronik, die Leipziger<lb/> illustrirte Zeitung, die Blätter für literarische Unterhaltung, die Ber¬<lb/> liner Literalu.rzeitung, die Cotta'sche Vierteljahrsschrift; dagegen ist<lb/> das politische Zeitungswesen nach allen Richtungen und in guter<lb/> Auswahl vertreten. Wir haben den „National", die „Demokratie<lb/> pacifique", den „Siecle", den „Constitutionnel", den „Commerce" die<lb/> „Revue de Paris", die „Revue des deur mondes", den „Charivari"<lb/> u. s. w.; neben dem „Journal des Debats" mehrere englische Zet¬<lb/> tungen, eine neugriechische u. s. w. Die deutsche politische Presse ist<lb/> nach allen Richtungen des deutschen politischen Bewußtseins — so<lb/> viel wir uns bereits politisches Bewußtsein eingelernt haben — mit<lb/> guter Auswahl und großer Unparteilichkeit reichlich und mannichfal-<lb/> tig repräsentirt; und gewiß finden hier die „Deutsche Allgemeine Zei-</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0562]
den hoffnungsvollen Namen der jungen deutschen dramatischen Poesie
Gutzkow, Laube, Mosen, Prutz noch den Namen Kimma-
cher bei. Indeß ist der Mann um seinen populären Stoff zu be¬
neiden. Während wir durch Aufwendung aller ästhetischen Mittel
nach Wirkung jagen, schnappt uns dieser Mensch blos durch den
Stoff ein ganzes vorstädtisches Publicum weg. Das ist schön! hörte
ich die Leute sagen, als sie den Theaterzettel lasen; da müssen wir
hin! Wenn's nur recht stark wäre! wenn's nur recht stark wäre! —
Dann liegt der Kern aller Volksphilosophie und Volksästhetik. Uebn-
gens glaube man im Norden nicht, daß wir hier in München keine
Gelegenheit hätten, unsere Zeit mit der Lectüre der Journale und
politischen Zeitungen bis zum letzten Blutstropfen todt zu schlagen.
In den Conditoreien und an anderen öffentlichen Orten findet man
freilich höchstens die Münchner Localblätter und die Augsburger All¬
gemeine Zeitung, welche für München ein nothwendiges Bedürfniß
geworden ist; indeß verschwinden ja auch aus den Conditoreien Leip¬
zigs die Journale immer mehr, seitdem das dortige Museum alle
Jvurnalleser an sich gerissen hat. Ein so großartiges Institut, wie
Leipzig in seinem Museum, besitzt München allerdings nicht,
wir haben dafür den „Literarischen Verein", welcher indeß reichhaltig
genug ausgestattet ist, um das Lesebedürfniß seiner Mitglieder Voll¬
kommen zu befriedigen. Zwar ist die Belletristik und die Kritik nur
schwach vertreten; doch finden wir hier das Morgenblatt, die Zei¬
tung für die elegante Welt, die Grenzboten, die Europa, den Hu¬
moristen, Bäuerle's Theaterzeitung, die Theaterchronik, die Leipziger
illustrirte Zeitung, die Blätter für literarische Unterhaltung, die Ber¬
liner Literalu.rzeitung, die Cotta'sche Vierteljahrsschrift; dagegen ist
das politische Zeitungswesen nach allen Richtungen und in guter
Auswahl vertreten. Wir haben den „National", die „Demokratie
pacifique", den „Siecle", den „Constitutionnel", den „Commerce" die
„Revue de Paris", die „Revue des deur mondes", den „Charivari"
u. s. w.; neben dem „Journal des Debats" mehrere englische Zet¬
tungen, eine neugriechische u. s. w. Die deutsche politische Presse ist
nach allen Richtungen des deutschen politischen Bewußtseins — so
viel wir uns bereits politisches Bewußtsein eingelernt haben — mit
guter Auswahl und großer Unparteilichkeit reichlich und mannichfal-
tig repräsentirt; und gewiß finden hier die „Deutsche Allgemeine Zei-
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