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Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. I. Band.

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Diebitsch, der nicht die Popularität der beiden Andern besaß, starb
bekanntlich an einer -- Krankheit aus Ungnade.

-- Der Oberlandesgerichtsrath Crelinger ist richtig vom Staats¬
ministerium, wegen seines Toastes auf Herwegh, als dieser in Kö¬
nigsberg war, degradirt, d. h, zur Versetzung in irgend ein kleines
Nest verurtheilt worden, "um fern von Madrid nachzudenken" über
seinen Frevel. Das Bezeichnendste ist, daß der König ihn nicht be¬
gnadigt, sondern die Vollstreckung des Urtheils bis auf Weiteres sus-
pendirt hat, d. h. Crelinger nehme sich jetzt in Acht, den geringsten
Verstoß sich zu Schulden kommen zu lassen, sonst -- die Ruthe steckt
noch hinter dem Spiegel. -- Dem Gustav-Adolph-Verein, der in Kö¬
nigsberg eine geistiges nicht eine geistliche Tendenz bekennt, wollten
sich zwei Nichtevangelische anschließen, ein Katholik und der Verfasser
der "Vier Fragen", der bekanntlich Jude ist. Nur durch eine kleine
Majorität, die 'noch dazu aus protestantischen Neophyten gestand, wur¬
den die Beiden zurückgewiesen. -- Das Cartel zwischen Rußland
und Preußen ist, nach kurzem Schmollen, wieder hergestellt worden.
-- Wahrend Kaiser Nikolaus in London war, wurde von der Po¬
lizei in Rheinpreußen auf die wenigen dort lebenden Polen vigilirt,
weil offizielle Berichte über Polenbewegungen aus London einlie¬
fen!! Waren diese "offiziellen" Berichte etwa englische? Oder ka¬
men sie durch einen Umweg über Petersburg?

-- Treumund Welp, der auf die Gefahren der schlesischen Fa¬
briknoth so oft wohlmeinend und mit großer Sachkenntniß hingewie¬
sen hat, kam nach den letzten Ereignissen als Abgesandter seiner Ge¬
meinde nach Berlin, um über manche Uebelstände Klage zu führen.
Ein hochgestellter Staatsbeamter soll ihm in's Gesicht gesagt ha¬
ben! das Treiben der "schlechten Presse" und besonders Welp's pu¬
blizistische Thätigkeit trügen die Hauptschuld an den schlesischen Un¬
ruhen! Der hohe Mann hätte eigentlich sagen sollen: Welp's Bro¬
schüren seien Schuld an der Theuerung der Lebensmittel und der Ar¬
muth der Fabrikarbeiter.

-- Das erste Bändchen des "ewigen Juden" ist bereits in Leip¬
zig (bei Kollmann) deutsch erschienen; und zwar erblickte die Ueber¬
setzung in Kleinparis und das Original in Großparis an einem und
demselben Tage das Licht der Welt. Man kommt wirklich in Ver¬
suchung, an Hexerei zu glauben. Doch der ewige Jude hat gewiß
Siebenmeilenstiefel an, und das Sprachkleid, das ihm der Uebersetzer
(Herr WeschcY angedolmetscht hat, verräth auch hinlänglich die Stra-
patzen des forcieren Marsches, den er gemacht hat. Hoffentlich wird
der mysteriöse Reisende jetzt Zeit haben, die Toilette zu wechseln, und
aus andern Buchhandlungen, etwas eleganter gekleidet, hervorgehen.


Diebitsch, der nicht die Popularität der beiden Andern besaß, starb
bekanntlich an einer — Krankheit aus Ungnade.

— Der Oberlandesgerichtsrath Crelinger ist richtig vom Staats¬
ministerium, wegen seines Toastes auf Herwegh, als dieser in Kö¬
nigsberg war, degradirt, d. h, zur Versetzung in irgend ein kleines
Nest verurtheilt worden, „um fern von Madrid nachzudenken" über
seinen Frevel. Das Bezeichnendste ist, daß der König ihn nicht be¬
gnadigt, sondern die Vollstreckung des Urtheils bis auf Weiteres sus-
pendirt hat, d. h. Crelinger nehme sich jetzt in Acht, den geringsten
Verstoß sich zu Schulden kommen zu lassen, sonst — die Ruthe steckt
noch hinter dem Spiegel. — Dem Gustav-Adolph-Verein, der in Kö¬
nigsberg eine geistiges nicht eine geistliche Tendenz bekennt, wollten
sich zwei Nichtevangelische anschließen, ein Katholik und der Verfasser
der „Vier Fragen", der bekanntlich Jude ist. Nur durch eine kleine
Majorität, die 'noch dazu aus protestantischen Neophyten gestand, wur¬
den die Beiden zurückgewiesen. — Das Cartel zwischen Rußland
und Preußen ist, nach kurzem Schmollen, wieder hergestellt worden.
— Wahrend Kaiser Nikolaus in London war, wurde von der Po¬
lizei in Rheinpreußen auf die wenigen dort lebenden Polen vigilirt,
weil offizielle Berichte über Polenbewegungen aus London einlie¬
fen!! Waren diese „offiziellen" Berichte etwa englische? Oder ka¬
men sie durch einen Umweg über Petersburg?

— Treumund Welp, der auf die Gefahren der schlesischen Fa¬
briknoth so oft wohlmeinend und mit großer Sachkenntniß hingewie¬
sen hat, kam nach den letzten Ereignissen als Abgesandter seiner Ge¬
meinde nach Berlin, um über manche Uebelstände Klage zu führen.
Ein hochgestellter Staatsbeamter soll ihm in's Gesicht gesagt ha¬
ben! das Treiben der „schlechten Presse" und besonders Welp's pu¬
blizistische Thätigkeit trügen die Hauptschuld an den schlesischen Un¬
ruhen! Der hohe Mann hätte eigentlich sagen sollen: Welp's Bro¬
schüren seien Schuld an der Theuerung der Lebensmittel und der Ar¬
muth der Fabrikarbeiter.

— Das erste Bändchen des „ewigen Juden" ist bereits in Leip¬
zig (bei Kollmann) deutsch erschienen; und zwar erblickte die Ueber¬
setzung in Kleinparis und das Original in Großparis an einem und
demselben Tage das Licht der Welt. Man kommt wirklich in Ver¬
suchung, an Hexerei zu glauben. Doch der ewige Jude hat gewiß
Siebenmeilenstiefel an, und das Sprachkleid, das ihm der Uebersetzer
(Herr WeschcY angedolmetscht hat, verräth auch hinlänglich die Stra-
patzen des forcieren Marsches, den er gemacht hat. Hoffentlich wird
der mysteriöse Reisende jetzt Zeit haben, die Toilette zu wechseln, und
aus andern Buchhandlungen, etwas eleganter gekleidet, hervorgehen.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341546_180558/55>, abgerufen am 23.12.2024.