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Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. I. Band.

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nicht zurückweisen. - Wer sollte Ihnen wohl, schöne Frau, etwas
abschlagen können, aber ich werde Ihnen den Wein bezahlen. --
Ist schon recht, Herr Oberstwachtmeister, sagte die Frau Posto-Com-
mandantin, -- wir werden schon gleich werden. Aber mochten Sie
mir nicht die Gefälligkeit erweisen, Ihren Kanonier morgen zurück¬
zulassen und statt seiner unseren Burschen mitnehmen? -- Mit grö߬
tem Vergnügen, antwortete der Herr Oberstwachtmeister, -- Sie kön¬
nen ihn ganz behalten, insolangc ich mich hier aufhalten werde, nur
bedinge ich mir aus, daß er mich noch während meiner Anwesenheit
und kein Anderer bediene. -- Die Frau Posto-Commandantin war zu
meinem größten Vergnügen über die Condescendenz meines Herrn
sehr erfreut, und ich durfte also hoffen, ungestört mit ihr managen
und ihren biographischen Vorlesungen beiwohnen zu können. Nach¬
dem sie fortgegangen und ich mit meinem Herrn allein war, sagte
er zu mir: Sei Er nur klug und lasse Er sich nicht vom Herrn
Hauptmann in die Karte gucken. Uebrigens, wenn Er hier bleiben
will, ich will Ihn in seinem Glücke gar nicht hindern, -- Er hat
mir ohnehin des Weins wegen einen Gefallen erwiesen, und ich
will aus Erkenntlichkeit für Ihn sorgen, -- ich werde Ihn zum
Korporal in Vorschlag bringen, und ich hoffe, ein hohes Haupt¬
zeugamt wird meinen Vorschlag genehmigen.

Mein Herr entließ mich, und die pensionirte Frau Lieutenan¬
tin und Posto-Commandantin harrte meiner auf dem Gange und
verschämt lächelnd sagte sie mit ihrer lieblichen leisen Stimme: Mor¬
gen sind wir den ganzen Tag allein zu Hause, -- da haben Sie
einen Zwanziger, damit Sie sich heute unterhalten können, -- mor¬
gen kommen Sie aber zeitlich zu mir, ich werde für Sie ein Früh¬
stück in Bereitschaft halten!




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nicht zurückweisen. - Wer sollte Ihnen wohl, schöne Frau, etwas
abschlagen können, aber ich werde Ihnen den Wein bezahlen. —
Ist schon recht, Herr Oberstwachtmeister, sagte die Frau Posto-Com-
mandantin, — wir werden schon gleich werden. Aber mochten Sie
mir nicht die Gefälligkeit erweisen, Ihren Kanonier morgen zurück¬
zulassen und statt seiner unseren Burschen mitnehmen? — Mit grö߬
tem Vergnügen, antwortete der Herr Oberstwachtmeister, — Sie kön¬
nen ihn ganz behalten, insolangc ich mich hier aufhalten werde, nur
bedinge ich mir aus, daß er mich noch während meiner Anwesenheit
und kein Anderer bediene. — Die Frau Posto-Commandantin war zu
meinem größten Vergnügen über die Condescendenz meines Herrn
sehr erfreut, und ich durfte also hoffen, ungestört mit ihr managen
und ihren biographischen Vorlesungen beiwohnen zu können. Nach¬
dem sie fortgegangen und ich mit meinem Herrn allein war, sagte
er zu mir: Sei Er nur klug und lasse Er sich nicht vom Herrn
Hauptmann in die Karte gucken. Uebrigens, wenn Er hier bleiben
will, ich will Ihn in seinem Glücke gar nicht hindern, — Er hat
mir ohnehin des Weins wegen einen Gefallen erwiesen, und ich
will aus Erkenntlichkeit für Ihn sorgen, — ich werde Ihn zum
Korporal in Vorschlag bringen, und ich hoffe, ein hohes Haupt¬
zeugamt wird meinen Vorschlag genehmigen.

Mein Herr entließ mich, und die pensionirte Frau Lieutenan¬
tin und Posto-Commandantin harrte meiner auf dem Gange und
verschämt lächelnd sagte sie mit ihrer lieblichen leisen Stimme: Mor¬
gen sind wir den ganzen Tag allein zu Hause, — da haben Sie
einen Zwanziger, damit Sie sich heute unterhalten können, — mor¬
gen kommen Sie aber zeitlich zu mir, ich werde für Sie ein Früh¬
stück in Bereitschaft halten!




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[0521] nicht zurückweisen. - Wer sollte Ihnen wohl, schöne Frau, etwas abschlagen können, aber ich werde Ihnen den Wein bezahlen. — Ist schon recht, Herr Oberstwachtmeister, sagte die Frau Posto-Com- mandantin, — wir werden schon gleich werden. Aber mochten Sie mir nicht die Gefälligkeit erweisen, Ihren Kanonier morgen zurück¬ zulassen und statt seiner unseren Burschen mitnehmen? — Mit grö߬ tem Vergnügen, antwortete der Herr Oberstwachtmeister, — Sie kön¬ nen ihn ganz behalten, insolangc ich mich hier aufhalten werde, nur bedinge ich mir aus, daß er mich noch während meiner Anwesenheit und kein Anderer bediene. — Die Frau Posto-Commandantin war zu meinem größten Vergnügen über die Condescendenz meines Herrn sehr erfreut, und ich durfte also hoffen, ungestört mit ihr managen und ihren biographischen Vorlesungen beiwohnen zu können. Nach¬ dem sie fortgegangen und ich mit meinem Herrn allein war, sagte er zu mir: Sei Er nur klug und lasse Er sich nicht vom Herrn Hauptmann in die Karte gucken. Uebrigens, wenn Er hier bleiben will, ich will Ihn in seinem Glücke gar nicht hindern, — Er hat mir ohnehin des Weins wegen einen Gefallen erwiesen, und ich will aus Erkenntlichkeit für Ihn sorgen, — ich werde Ihn zum Korporal in Vorschlag bringen, und ich hoffe, ein hohes Haupt¬ zeugamt wird meinen Vorschlag genehmigen. Mein Herr entließ mich, und die pensionirte Frau Lieutenan¬ tin und Posto-Commandantin harrte meiner auf dem Gange und verschämt lächelnd sagte sie mit ihrer lieblichen leisen Stimme: Mor¬ gen sind wir den ganzen Tag allein zu Hause, — da haben Sie einen Zwanziger, damit Sie sich heute unterhalten können, — mor¬ gen kommen Sie aber zeitlich zu mir, ich werde für Sie ein Früh¬ stück in Bereitschaft halten! Grenzhvt-» IN/,/., ki.65

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341546_180558/521>, abgerufen am 23.07.2024.