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Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. I. Band.

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was, Herr Hauptmann, Sie sind schon alt genug und mit Ihren
Kenntnissen haben Sie es auch nicht sehr weit gebracht; denn aufrichtig
gesagt, von den Artillerie-Wissenschaften wissen Sie nicht viel, --
überdies sind Sie zu schwach, um sich von diesem Frauenzimmer, die
ich von früher her kenne, und welche immer Nichts nutz war, los¬
zumachen. Ich gebe Ihnen daher den Nath, melden Sie sich in die
Garnison, dorthin sind Sie gut genug, oder lassen Sie sich pensio-
niren; denn in der Activität werden Sie ohnehin kein Major und
in der Garnison wird Ihnen dann kein Mensch etwas in den Weg
legen, wenn Sie auch daS Commando Ihrer Freundin übertragen.
So ironisch und beleidigend auch der Nath des Oberlieutenanls ge¬
wesen ist, so lag doch viel Wahres darin, und mein Pauli,'weit
entfernt, darüber böse zu werden, versprach sich den Vorschlag zu
überlegen. Als der Oberlieutenant fortging, hat er mir eröffnet,
daß er wirklich Willens sei, dem ihm gegebenen Rath zu folgen, und
nachdem er mir das gute ruhige Leben, welches die Hauptleute in
den Garnisonen führen, auseinandergesetzt hatte, willigte ich mit
Freuden ein, ihm zu folgen. Er meldete sich daher zu der Garni-
sons-Artillerie, und wir leben, wie Sie sehen, recht glücklich. Ich
bin estimirt, mache, was ich will, heiße die Frau Hauptmännin und
weh dem, der mir was in Weg legt! Mein Pauli thut nicht das
Mindeste, ohne mich zu Rathe zu ziehen, und wenn mich die 'V ann-
schaft auch Frau Posto-Commandantin nennt, so thut sie mir nicht
Unrecht, denn ich muß Alles regieren, und fragen Sie nach, ob man
mit mir unzufrieden ist. Blos der Lieutenant, der seit kurzer Zeit
hier ist, macht mir viel Verdruß, -- doch weil Sie mit Ihrem Her¬
ren visitiren gehen müssen, so werde ich Ihnen diesen boshaften Men¬
schen nächstens schildern, und wenn's Ihnen gefällig ist, machen wir
eine Partie Manage. Wir spielten, ich verlor und ging.

Den folgenden Tag sollte eine große Visitation einiger ruinirten
Küsten-Batterien und eines hohen Forts comissionaliter unter Jnter-
vmirung der Genie- und sämmtlicher Artillerie-Offiziere vorgenom¬
men werden, und da selbe den ganzen Tag dauern sollte, so wurden
sämmtliche Herren zu einem Diner vom Herrn Posto-Commandan-
ten eingeladen, und da die Frau Posto-Commandantin nur für
Pauli und meinen Herrn das erforderliche Geschirr und nicht für
die anderen Herren mitgeben wollte, so wurden selbe mit der Be-


was, Herr Hauptmann, Sie sind schon alt genug und mit Ihren
Kenntnissen haben Sie es auch nicht sehr weit gebracht; denn aufrichtig
gesagt, von den Artillerie-Wissenschaften wissen Sie nicht viel, —
überdies sind Sie zu schwach, um sich von diesem Frauenzimmer, die
ich von früher her kenne, und welche immer Nichts nutz war, los¬
zumachen. Ich gebe Ihnen daher den Nath, melden Sie sich in die
Garnison, dorthin sind Sie gut genug, oder lassen Sie sich pensio-
niren; denn in der Activität werden Sie ohnehin kein Major und
in der Garnison wird Ihnen dann kein Mensch etwas in den Weg
legen, wenn Sie auch daS Commando Ihrer Freundin übertragen.
So ironisch und beleidigend auch der Nath des Oberlieutenanls ge¬
wesen ist, so lag doch viel Wahres darin, und mein Pauli,'weit
entfernt, darüber böse zu werden, versprach sich den Vorschlag zu
überlegen. Als der Oberlieutenant fortging, hat er mir eröffnet,
daß er wirklich Willens sei, dem ihm gegebenen Rath zu folgen, und
nachdem er mir das gute ruhige Leben, welches die Hauptleute in
den Garnisonen führen, auseinandergesetzt hatte, willigte ich mit
Freuden ein, ihm zu folgen. Er meldete sich daher zu der Garni-
sons-Artillerie, und wir leben, wie Sie sehen, recht glücklich. Ich
bin estimirt, mache, was ich will, heiße die Frau Hauptmännin und
weh dem, der mir was in Weg legt! Mein Pauli thut nicht das
Mindeste, ohne mich zu Rathe zu ziehen, und wenn mich die 'V ann-
schaft auch Frau Posto-Commandantin nennt, so thut sie mir nicht
Unrecht, denn ich muß Alles regieren, und fragen Sie nach, ob man
mit mir unzufrieden ist. Blos der Lieutenant, der seit kurzer Zeit
hier ist, macht mir viel Verdruß, — doch weil Sie mit Ihrem Her¬
ren visitiren gehen müssen, so werde ich Ihnen diesen boshaften Men¬
schen nächstens schildern, und wenn's Ihnen gefällig ist, machen wir
eine Partie Manage. Wir spielten, ich verlor und ging.

Den folgenden Tag sollte eine große Visitation einiger ruinirten
Küsten-Batterien und eines hohen Forts comissionaliter unter Jnter-
vmirung der Genie- und sämmtlicher Artillerie-Offiziere vorgenom¬
men werden, und da selbe den ganzen Tag dauern sollte, so wurden
sämmtliche Herren zu einem Diner vom Herrn Posto-Commandan-
ten eingeladen, und da die Frau Posto-Commandantin nur für
Pauli und meinen Herrn das erforderliche Geschirr und nicht für
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341546_180558/514>, abgerufen am 23.12.2024.