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Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. I. Band.

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geben. Diese unglaubliche Procedur ist, nach der Liegnitzer "Silesia"
zehn Mal in diesem Jahre vorgekommen.

-- Am Rhein ist ein Streit über den Ursprung des Wortes
"Alaaf!" entbrannt. Nach Einigen stammt es aus dem spanischen
i.l-.öl,, loben, nach Anderen aus dem englischen -"lost, in die Höh?,
oder hoch, nach Anderen ist es keltischen Ursprunges. Es wäre be¬
trübend, wenn sich das Wort, dessen sich selbst der König von Preu¬
ßen in einem begeisterten Moment bediente, zuletzt gar als ein wäl-
scher Bastard aufwiese. Denn es ist von Alters her in Köln einge¬
bürgert; und welches Licht würde dies auf die nationalen Gesinnun¬
gen der Kölner werfen! Wir wollen hoffen, daß es aus dem Engli¬
schen stammt.

-- Aus Kopenhagen wird in der Deutschen Allgemeinen geschrie¬
ben, daß der Tod der Großfürstin Alexandra, der Gemahlin des
Prinzen Friedrich von Hessen, eventuellen Thronfolgers von Däne¬
mark, darum besonders schmerzliche Gefühle hervorgerufen habe, weil
damit zwei Millionen Rubel verloren gehen, die Kaiser Nicolaus sei¬
ner Tochter jährlich geben wollte und die in Kopenhagen verzehrt wor¬
den wären. Die dänischen Schriftsteller dagegen trösten sich, bei die¬
sem allgemeinen offiziellen Awei-Millionen-Schmerz, mit dem Gedan¬
ken, daß sie nun etwas mehr Preßfreiheit, in Bezug auf russische
Zustande, hoffen können.

-- Der Polizeirath Duncker erklärt in öffentlichen Blättern, daß
die Berliner Gerüchte von einem Attentat auf sein Leben völlig aus
der Luft gegriffen sind; und daß er vielmehr von den Schlesiern mit
dem allgemeinsten und erfreulichsten Wohlwollen :c. aufgenommen und
behandelt worden sei. Wir glauben auch, daß die Attentatsgerüchte
vollkommen grundlos sind; was aber die Freundlichkeit und das Wohl¬
wollen des schlesischen Volkes betrifft, so scheint Herr Duncker da mit
einer Zuverlässigkeit und Voraussetzung zu reden, die sonst nur hohen
und allerhöchsten Personen eigen zu sein pflegt. Es ist charakteristisch,
was die Polizei sich für ein herablassendes Air zu geben weiß.

-- Professor Benarv in Berlin hat eine Erklärung über die
"Geschichte der Herausgabe der Zeitschrift für Wissenschaft
und Leben und meiner Theilnahme an derselben" (Berlin, Veitund
Comp. 1544) herausgegeben. Jene, von den Herren Professoren Hotho,
Vatke und Benarv projectirte Zeitschrift hatte die Concession des Mi¬
nisteriums Eichhorn nicht erhalten, weil . . . kurz, weil sie nicht
Schelling'sah, sondern Hegel'sah gewesen wäre. Darauf gaben die drei


geben. Diese unglaubliche Procedur ist, nach der Liegnitzer „Silesia"
zehn Mal in diesem Jahre vorgekommen.

— Am Rhein ist ein Streit über den Ursprung des Wortes
„Alaaf!" entbrannt. Nach Einigen stammt es aus dem spanischen
i.l-.öl,, loben, nach Anderen aus dem englischen -«lost, in die Höh?,
oder hoch, nach Anderen ist es keltischen Ursprunges. Es wäre be¬
trübend, wenn sich das Wort, dessen sich selbst der König von Preu¬
ßen in einem begeisterten Moment bediente, zuletzt gar als ein wäl-
scher Bastard aufwiese. Denn es ist von Alters her in Köln einge¬
bürgert; und welches Licht würde dies auf die nationalen Gesinnun¬
gen der Kölner werfen! Wir wollen hoffen, daß es aus dem Engli¬
schen stammt.

— Aus Kopenhagen wird in der Deutschen Allgemeinen geschrie¬
ben, daß der Tod der Großfürstin Alexandra, der Gemahlin des
Prinzen Friedrich von Hessen, eventuellen Thronfolgers von Däne¬
mark, darum besonders schmerzliche Gefühle hervorgerufen habe, weil
damit zwei Millionen Rubel verloren gehen, die Kaiser Nicolaus sei¬
ner Tochter jährlich geben wollte und die in Kopenhagen verzehrt wor¬
den wären. Die dänischen Schriftsteller dagegen trösten sich, bei die¬
sem allgemeinen offiziellen Awei-Millionen-Schmerz, mit dem Gedan¬
ken, daß sie nun etwas mehr Preßfreiheit, in Bezug auf russische
Zustande, hoffen können.

— Der Polizeirath Duncker erklärt in öffentlichen Blättern, daß
die Berliner Gerüchte von einem Attentat auf sein Leben völlig aus
der Luft gegriffen sind; und daß er vielmehr von den Schlesiern mit
dem allgemeinsten und erfreulichsten Wohlwollen :c. aufgenommen und
behandelt worden sei. Wir glauben auch, daß die Attentatsgerüchte
vollkommen grundlos sind; was aber die Freundlichkeit und das Wohl¬
wollen des schlesischen Volkes betrifft, so scheint Herr Duncker da mit
einer Zuverlässigkeit und Voraussetzung zu reden, die sonst nur hohen
und allerhöchsten Personen eigen zu sein pflegt. Es ist charakteristisch,
was die Polizei sich für ein herablassendes Air zu geben weiß.

— Professor Benarv in Berlin hat eine Erklärung über die
„Geschichte der Herausgabe der Zeitschrift für Wissenschaft
und Leben und meiner Theilnahme an derselben" (Berlin, Veitund
Comp. 1544) herausgegeben. Jene, von den Herren Professoren Hotho,
Vatke und Benarv projectirte Zeitschrift hatte die Concession des Mi¬
nisteriums Eichhorn nicht erhalten, weil . . . kurz, weil sie nicht
Schelling'sah, sondern Hegel'sah gewesen wäre. Darauf gaben die drei


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[0487] geben. Diese unglaubliche Procedur ist, nach der Liegnitzer „Silesia" zehn Mal in diesem Jahre vorgekommen. — Am Rhein ist ein Streit über den Ursprung des Wortes „Alaaf!" entbrannt. Nach Einigen stammt es aus dem spanischen i.l-.öl,, loben, nach Anderen aus dem englischen -«lost, in die Höh?, oder hoch, nach Anderen ist es keltischen Ursprunges. Es wäre be¬ trübend, wenn sich das Wort, dessen sich selbst der König von Preu¬ ßen in einem begeisterten Moment bediente, zuletzt gar als ein wäl- scher Bastard aufwiese. Denn es ist von Alters her in Köln einge¬ bürgert; und welches Licht würde dies auf die nationalen Gesinnun¬ gen der Kölner werfen! Wir wollen hoffen, daß es aus dem Engli¬ schen stammt. — Aus Kopenhagen wird in der Deutschen Allgemeinen geschrie¬ ben, daß der Tod der Großfürstin Alexandra, der Gemahlin des Prinzen Friedrich von Hessen, eventuellen Thronfolgers von Däne¬ mark, darum besonders schmerzliche Gefühle hervorgerufen habe, weil damit zwei Millionen Rubel verloren gehen, die Kaiser Nicolaus sei¬ ner Tochter jährlich geben wollte und die in Kopenhagen verzehrt wor¬ den wären. Die dänischen Schriftsteller dagegen trösten sich, bei die¬ sem allgemeinen offiziellen Awei-Millionen-Schmerz, mit dem Gedan¬ ken, daß sie nun etwas mehr Preßfreiheit, in Bezug auf russische Zustande, hoffen können. — Der Polizeirath Duncker erklärt in öffentlichen Blättern, daß die Berliner Gerüchte von einem Attentat auf sein Leben völlig aus der Luft gegriffen sind; und daß er vielmehr von den Schlesiern mit dem allgemeinsten und erfreulichsten Wohlwollen :c. aufgenommen und behandelt worden sei. Wir glauben auch, daß die Attentatsgerüchte vollkommen grundlos sind; was aber die Freundlichkeit und das Wohl¬ wollen des schlesischen Volkes betrifft, so scheint Herr Duncker da mit einer Zuverlässigkeit und Voraussetzung zu reden, die sonst nur hohen und allerhöchsten Personen eigen zu sein pflegt. Es ist charakteristisch, was die Polizei sich für ein herablassendes Air zu geben weiß. — Professor Benarv in Berlin hat eine Erklärung über die „Geschichte der Herausgabe der Zeitschrift für Wissenschaft und Leben und meiner Theilnahme an derselben" (Berlin, Veitund Comp. 1544) herausgegeben. Jene, von den Herren Professoren Hotho, Vatke und Benarv projectirte Zeitschrift hatte die Concession des Mi¬ nisteriums Eichhorn nicht erhalten, weil . . . kurz, weil sie nicht Schelling'sah, sondern Hegel'sah gewesen wäre. Darauf gaben die drei

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341546_180558/487>, abgerufen am 23.12.2024.