Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. I. Band.Zeiten dringend erfleht. Unser Stadttheater hat allerdings jetzt die >V. Notizen. Rank. --Czeckophovie. --Preußische und russische Offiziere als Schullehrer.---Ro¬ mantik in Schlesien. -- Alaaf!--Zwei Millionen Rubel. -- Duncker's Erklärung.-- Benarv und die freie Wissenschaft in Berlin. -- Ehrengerichte. -- Hoheiten. -- Josef Rank ist in Prag nach einer Hast von vierzehn Ta¬ Zeiten dringend erfleht. Unser Stadttheater hat allerdings jetzt die >V. Notizen. Rank. —Czeckophovie. —Preußische und russische Offiziere als Schullehrer.-—Ro¬ mantik in Schlesien. — Alaaf!—Zwei Millionen Rubel. — Duncker's Erklärung.— Benarv und die freie Wissenschaft in Berlin. — Ehrengerichte. — Hoheiten. — Josef Rank ist in Prag nach einer Hast von vierzehn Ta¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0484" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/181043"/> <p xml:id="ID_1135" prev="#ID_1134"> Zeiten dringend erfleht. Unser Stadttheater hat allerdings jetzt die<lb/> brillantesten, und die überfüllten Hauser sind eben so häufig, wie es<lb/> in der letzten Wintersaison das schauerliche Gähnen war. Tichatschek,<lb/> der übrigens noch an keinem Abend mit durchgängig unbelegter Stimme<lb/> sang, ist fortwährend die Hauptzugkraft. Man honorirt ihn ausge¬<lb/> zeichnet. Dreißig Louisd'or für jede Vorstellung, fünfzig für jede<lb/> fünfte und der Ertrag eines halben Benefizes sind die Bedingungen,<lb/> unter welchen er hier gastirt. Seltsam genug, dieser ausgezeichnete<lb/> Künstler ist nie vor dem Forum des Berliner Publicums erschienen.<lb/> Jetzt, da seine Vlüthezeit vorüber, wird er wohl thun, dessen stren¬<lb/> ges capriziöses Urtheil gar nicht mehr herauszufordern. — Derselbe<lb/> „Chevalier de Grignon", welcher durch Bousses Meisterspiel in Paris<lb/> Furore und Monate lang volle Hauser machte, hat hier bis jetzt nur<lb/> eine Vorstellung erlebt, die sogar unter Oppositionslauten endete.<lb/> Freilich interessier das artige Stück am meisten vom französischen<lb/> Standpunkte aus, und es gehört zur richtigen und wirksamen Dar¬<lb/> stellung des Hauptcharakters eine Mischung von tiefem Gemüth und<lb/> feinere unabsichtlichere Komik, von naturwahren, flüssigem Spiele<lb/> und französischer Liebenswürdigkeit, die ich vollkommen einem Dö-<lb/> ring oder Hoppe zutraue, aber in dem stets prätentiös gemachten,<lb/> «ckigrn und declamatorisch gespreizten Wesen unsers guten Grunerr<lb/> — dessen bessere Talentgaben auf ganz anderem Gebiete liegen —<lb/> gleich vielen Andern, durchaus vermißte. — Gutzkow's „Pugatschef"<lb/> ist angenommen, eben so das vielbesprochene englische Preislustspiel:<lb/> „Huiu' >>,-<> s>no" oder „Der Tag der Rarren." — Im Thaliatheater,<lb/> wo man täglich Scholz von Wien erwartet, reitet Herr Wilhelm<lb/> Kunst als Lückenbüßer in sattsam bekannter Weise seine Parade¬<lb/> pferde.</p><lb/> </div> <div n="2"> <head> >V.<lb/> Notizen.</head><lb/> <note type="argument"> Rank. —Czeckophovie. —Preußische und russische Offiziere als Schullehrer.-—Ro¬<lb/> mantik in Schlesien. — Alaaf!—Zwei Millionen Rubel. — Duncker's Erklärung.—<lb/> Benarv und die freie Wissenschaft in Berlin. — Ehrengerichte. — Hoheiten.</note><lb/> <p xml:id="ID_1136" next="#ID_1137"> — Josef Rank ist in Prag nach einer Hast von vierzehn Ta¬<lb/> gen auf freien Fuß gestellt worden. Ob die Untersuchung, wie es in<lb/> mehreren Blättern heißt, gegen ihn fortgesetzt wird, wissen wir nicht;<lb/> wir hören aber, daß man höheren Orts, wo Freunde sich für ihn ver¬<lb/> wendeten, die Versicherung gab, seine Verhaftung sei nur einem Mi߬<lb/> verständnis! zuzuschreiben und man würde ihm einen Paß zur Reise<lb/> nach Norddeutschland gewiß nicht verweigern. Hoffen wir, daß diese<lb/> Worte eine Wahrheit sind. Ein Theil derselben wird sich bald be-</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0484]
Zeiten dringend erfleht. Unser Stadttheater hat allerdings jetzt die
brillantesten, und die überfüllten Hauser sind eben so häufig, wie es
in der letzten Wintersaison das schauerliche Gähnen war. Tichatschek,
der übrigens noch an keinem Abend mit durchgängig unbelegter Stimme
sang, ist fortwährend die Hauptzugkraft. Man honorirt ihn ausge¬
zeichnet. Dreißig Louisd'or für jede Vorstellung, fünfzig für jede
fünfte und der Ertrag eines halben Benefizes sind die Bedingungen,
unter welchen er hier gastirt. Seltsam genug, dieser ausgezeichnete
Künstler ist nie vor dem Forum des Berliner Publicums erschienen.
Jetzt, da seine Vlüthezeit vorüber, wird er wohl thun, dessen stren¬
ges capriziöses Urtheil gar nicht mehr herauszufordern. — Derselbe
„Chevalier de Grignon", welcher durch Bousses Meisterspiel in Paris
Furore und Monate lang volle Hauser machte, hat hier bis jetzt nur
eine Vorstellung erlebt, die sogar unter Oppositionslauten endete.
Freilich interessier das artige Stück am meisten vom französischen
Standpunkte aus, und es gehört zur richtigen und wirksamen Dar¬
stellung des Hauptcharakters eine Mischung von tiefem Gemüth und
feinere unabsichtlichere Komik, von naturwahren, flüssigem Spiele
und französischer Liebenswürdigkeit, die ich vollkommen einem Dö-
ring oder Hoppe zutraue, aber in dem stets prätentiös gemachten,
«ckigrn und declamatorisch gespreizten Wesen unsers guten Grunerr
— dessen bessere Talentgaben auf ganz anderem Gebiete liegen —
gleich vielen Andern, durchaus vermißte. — Gutzkow's „Pugatschef"
ist angenommen, eben so das vielbesprochene englische Preislustspiel:
„Huiu' >>,-<> s>no" oder „Der Tag der Rarren." — Im Thaliatheater,
wo man täglich Scholz von Wien erwartet, reitet Herr Wilhelm
Kunst als Lückenbüßer in sattsam bekannter Weise seine Parade¬
pferde.
>V.
Notizen.
Rank. —Czeckophovie. —Preußische und russische Offiziere als Schullehrer.-—Ro¬
mantik in Schlesien. — Alaaf!—Zwei Millionen Rubel. — Duncker's Erklärung.—
Benarv und die freie Wissenschaft in Berlin. — Ehrengerichte. — Hoheiten.
— Josef Rank ist in Prag nach einer Hast von vierzehn Ta¬
gen auf freien Fuß gestellt worden. Ob die Untersuchung, wie es in
mehreren Blättern heißt, gegen ihn fortgesetzt wird, wissen wir nicht;
wir hören aber, daß man höheren Orts, wo Freunde sich für ihn ver¬
wendeten, die Versicherung gab, seine Verhaftung sei nur einem Mi߬
verständnis! zuzuschreiben und man würde ihm einen Paß zur Reise
nach Norddeutschland gewiß nicht verweigern. Hoffen wir, daß diese
Worte eine Wahrheit sind. Ein Theil derselben wird sich bald be-
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