Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. I. Band.Aufzeichnungen eines österreichischen Militärs. Herausgegeben von Stephan Thurm. V. Die Artillerie-Garnisonen. Nebst den fünf Artillerie-Regimentern, dein Feldzcugamte, dem Aufzeichnungen eines österreichischen Militärs. Herausgegeben von Stephan Thurm. V. Die Artillerie-Garnisonen. Nebst den fünf Artillerie-Regimentern, dein Feldzcugamte, dem <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0463" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/181022"/> </div> <div n="1"> <head> Aufzeichnungen eines österreichischen Militärs.<lb/><note type="byline"> Herausgegeben von<lb/> Stephan Thurm.</note></head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="2"> <head> V.<lb/> Die Artillerie-Garnisonen.</head><lb/> <p xml:id="ID_1089"> Nebst den fünf Artillerie-Regimentern, dein Feldzcugamte, dem<lb/> Bombardier- und Feuerwerks-Corps besteht die österreichische Artille¬<lb/> rie noch aus vierzehn Districten, welche in allen Provinzen vertheilt<lb/> sind und in den Festungen der Monarchie ihren Sitz haben. Zu<lb/> Commandanten dieser Districte werden meistens solche Stabsoffiziere<lb/> ernannt, welche vermöge ihrer physischen Gebrechlichkeit nicht mehr<lb/> für den Felddienst geeignet, d. h. entweder schon so alt sind,<lb/> daß sie nicht mehr das Zimmer verlassen können, oder so hinfällig,<lb/> daß sie sich oft auf einem abgelebten Gaul anschnallen lassen müssen,<lb/> wenn sie nicht herabfallen sollen. — Ist es nicht traurig, daß man<lb/> in der gerühmten österreichischen Artillerie eine Einrichtung bestehen<lb/> läßt, die das Ansehen des Offizier-Corps so sehr untergräbt? Mag<lb/> ein Offizier einen physischen oder moralischen Fehler haben, und ist<lb/> derselbe in jenen Districten, so sagt man: „Er ist ja nur von der<lb/> Garnisons-Artillerie!" und jeder Garnisons-Artillerie-Offizier, der<lb/> nicht unter Prinzen Eugen von Savoven gedient hat, — der nicht<lb/> auf Krücken geht, beide Augen im Kopfe hat, — der alle Wochen<lb/> zweimal nüchtern und so belesen ist, daß er weiß, Cicero sei kein<lb/> Hausmeister in Wien gewesen, — muß auf die demüthigende Frage<lb/> gefaßt sein, wie er in die Garnison gekommen ist?</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0463]
Aufzeichnungen eines österreichischen Militärs.
Herausgegeben von
Stephan Thurm.
V.
Die Artillerie-Garnisonen.
Nebst den fünf Artillerie-Regimentern, dein Feldzcugamte, dem
Bombardier- und Feuerwerks-Corps besteht die österreichische Artille¬
rie noch aus vierzehn Districten, welche in allen Provinzen vertheilt
sind und in den Festungen der Monarchie ihren Sitz haben. Zu
Commandanten dieser Districte werden meistens solche Stabsoffiziere
ernannt, welche vermöge ihrer physischen Gebrechlichkeit nicht mehr
für den Felddienst geeignet, d. h. entweder schon so alt sind,
daß sie nicht mehr das Zimmer verlassen können, oder so hinfällig,
daß sie sich oft auf einem abgelebten Gaul anschnallen lassen müssen,
wenn sie nicht herabfallen sollen. — Ist es nicht traurig, daß man
in der gerühmten österreichischen Artillerie eine Einrichtung bestehen
läßt, die das Ansehen des Offizier-Corps so sehr untergräbt? Mag
ein Offizier einen physischen oder moralischen Fehler haben, und ist
derselbe in jenen Districten, so sagt man: „Er ist ja nur von der
Garnisons-Artillerie!" und jeder Garnisons-Artillerie-Offizier, der
nicht unter Prinzen Eugen von Savoven gedient hat, — der nicht
auf Krücken geht, beide Augen im Kopfe hat, — der alle Wochen
zweimal nüchtern und so belesen ist, daß er weiß, Cicero sei kein
Hausmeister in Wien gewesen, — muß auf die demüthigende Frage
gefaßt sein, wie er in die Garnison gekommen ist?
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