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Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. I. Band.

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Scenen a"S "Robespierre, ein Drama."
Von
R. Gottschall.



Dritter Aufzug, vierte Scene.
(Robespierre's Zimmer.)

Rob es Pierre (leise). Rousseau! Rousseau! Noch sehe ich
Dich unter Deinen Blumen wandeln, in stillen Träumen einer schö¬
nen Zukunft schwärmend für die Menschheit. Diese Zukunft ist da;
doch sie kam mit den schweren Wettern des blutigen Krieges, und
nicht, wie Du es geträumt, auf Friedenssittigen. O der Schritt aus
dem Gedanken in das Leben ist ein vermessener Sprung; doch Heil
dem Volke, das ihn gewagt! Es mußte geschehen! Und mich, mich
klagt man an blutiger Gewaltsamkeit? Gegen mich waffnen sich die
Dolche der Schwärmer! Und ich stehe doch nur mitten darin in dem
furchtbaren Kampfe, den ich nicht hervorgerufen, den ich nicht leite.
Haben denn die stolzen Erben der Vergangenheit, die privilegirten
Pächter jedes Vorzugs, der jungen Republik ihre Rechte und ihren
Ruhm, als ein freiwilliges Hochzeitsgeschenk, auf den Brautaltar
gelegt? Jeden Fuß breit Landes mußten wir für die Freiheit abkau¬
fen mit unserem Blute, gegen die Tyrannen ganz Europas müssen
wir streiten, und da sollen wir markten und feilschen um jeden Tro¬
pfen, jetzt, wo der Genius der Menschheit zu Gerichte sitzt über gan¬
zen Völkern? Auf dem Markt der Weltgeschichte sinkt das Leben, das
ärmliche Leben im Preise, und nur alte Hökerweiber jammern dar¬
über! Ich bin Nichts! Nur an meinem heiligen Glauben richtet das
Volk sich empor. Es liebt mich; es vertraut auf mich. Was hat
der Advocat von Arras in dem Pantheon der Nachwelt zu suchen,
Grenzboten I8i". it. 55
Scenen a„S „Robespierre, ein Drama."
Von
R. Gottschall.



Dritter Aufzug, vierte Scene.
(Robespierre's Zimmer.)

Rob es Pierre (leise). Rousseau! Rousseau! Noch sehe ich
Dich unter Deinen Blumen wandeln, in stillen Träumen einer schö¬
nen Zukunft schwärmend für die Menschheit. Diese Zukunft ist da;
doch sie kam mit den schweren Wettern des blutigen Krieges, und
nicht, wie Du es geträumt, auf Friedenssittigen. O der Schritt aus
dem Gedanken in das Leben ist ein vermessener Sprung; doch Heil
dem Volke, das ihn gewagt! Es mußte geschehen! Und mich, mich
klagt man an blutiger Gewaltsamkeit? Gegen mich waffnen sich die
Dolche der Schwärmer! Und ich stehe doch nur mitten darin in dem
furchtbaren Kampfe, den ich nicht hervorgerufen, den ich nicht leite.
Haben denn die stolzen Erben der Vergangenheit, die privilegirten
Pächter jedes Vorzugs, der jungen Republik ihre Rechte und ihren
Ruhm, als ein freiwilliges Hochzeitsgeschenk, auf den Brautaltar
gelegt? Jeden Fuß breit Landes mußten wir für die Freiheit abkau¬
fen mit unserem Blute, gegen die Tyrannen ganz Europas müssen
wir streiten, und da sollen wir markten und feilschen um jeden Tro¬
pfen, jetzt, wo der Genius der Menschheit zu Gerichte sitzt über gan¬
zen Völkern? Auf dem Markt der Weltgeschichte sinkt das Leben, das
ärmliche Leben im Preise, und nur alte Hökerweiber jammern dar¬
über! Ich bin Nichts! Nur an meinem heiligen Glauben richtet das
Volk sich empor. Es liebt mich; es vertraut auf mich. Was hat
der Advocat von Arras in dem Pantheon der Nachwelt zu suchen,
Grenzboten I8i«. it. 55
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[0441] Scenen a„S „Robespierre, ein Drama." Von R. Gottschall. Dritter Aufzug, vierte Scene. (Robespierre's Zimmer.) Rob es Pierre (leise). Rousseau! Rousseau! Noch sehe ich Dich unter Deinen Blumen wandeln, in stillen Träumen einer schö¬ nen Zukunft schwärmend für die Menschheit. Diese Zukunft ist da; doch sie kam mit den schweren Wettern des blutigen Krieges, und nicht, wie Du es geträumt, auf Friedenssittigen. O der Schritt aus dem Gedanken in das Leben ist ein vermessener Sprung; doch Heil dem Volke, das ihn gewagt! Es mußte geschehen! Und mich, mich klagt man an blutiger Gewaltsamkeit? Gegen mich waffnen sich die Dolche der Schwärmer! Und ich stehe doch nur mitten darin in dem furchtbaren Kampfe, den ich nicht hervorgerufen, den ich nicht leite. Haben denn die stolzen Erben der Vergangenheit, die privilegirten Pächter jedes Vorzugs, der jungen Republik ihre Rechte und ihren Ruhm, als ein freiwilliges Hochzeitsgeschenk, auf den Brautaltar gelegt? Jeden Fuß breit Landes mußten wir für die Freiheit abkau¬ fen mit unserem Blute, gegen die Tyrannen ganz Europas müssen wir streiten, und da sollen wir markten und feilschen um jeden Tro¬ pfen, jetzt, wo der Genius der Menschheit zu Gerichte sitzt über gan¬ zen Völkern? Auf dem Markt der Weltgeschichte sinkt das Leben, das ärmliche Leben im Preise, und nur alte Hökerweiber jammern dar¬ über! Ich bin Nichts! Nur an meinem heiligen Glauben richtet das Volk sich empor. Es liebt mich; es vertraut auf mich. Was hat der Advocat von Arras in dem Pantheon der Nachwelt zu suchen, Grenzboten I8i«. it. 55

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341546_180558/441>, abgerufen am 22.12.2024.