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Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. I. Band.

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einer Zinsengarantie für die ihrer Vollendung schon nahen Eisenbahn-'
Unternehmungen fortwährend zu versagen gut befunden hat. Hier aber,
wo das im ersten Beginn begriffene Unternehmen--von unberechen¬
barer Wichtigkeit für die ganze Monarchie, wie für das gesammte
Italien- in Stockung zu gerathen schien, und wo ein früher ge¬
triebenes verderbliches Spiel mit einer unfruchtbaren Lurusbahn ab¬
schreckend auf das Publicum eingewirkt hatte, konnte jener Schritt
nur von der höchsten Weisheit eingegeben erscheinen.

Wenn wir nun noch einen Blick auf das Bankwesen unter der '
heutigen Finanzverwaltung werfen, so können wir die Beredsamkeit
der Ziffern ebenso in ihrer Größe, wie in ihrer Kürze vorwalten
lassen.

Wir haben früher gesehen, wie das Bankportefeuille auf acht¬
unddreißig Millionen angewachsen und der Silbervorrath auf sieben¬
zehn Millionen geschmolzen war. Zur Zeit, da ich dieses nieder¬
schreibe, beträgt das Portefeuille der Bank circa einundzwanzig Mil¬
lionen, und der Silbervorrath hat die nie geglaubte Höhe von fünf
und siebenzig Millionen Gulden überstiegen.
aniMll

Unter jenenenundzwzgonenbendensich aber mit
höchst geringen Ausnahmen lauter reale, durch wirklichen Handel
und wahrhafte Industrie hervorgerufene Wechsel, so daß hier aber¬
mals ein Fall eintritt, wo weniger mehr ist. Dabei ist der grö¬
ßere Theil der ungedeckten Darlehen der Bank an den Staat zurück¬
gezahlt, und das Vertrauen in jenes Institut hat sich auch anderwei¬
tig so erkräftigt, daß dessen Actien ganz dem Verkehr entzogen und
dem so lange damit gehegten Börsenspiel völlig entnommen erscheinen,
wiewohl sie nach ihrem jetzigen Erträgniß kaum viel über vier Pro¬
cent abwerfen.bl

Wer wollte aber in Arede stelen, welchen bedeutenden Aufschwung
Handel und Industrie in den letzteren Jahren genommen und
welche liberale Grundsätze zur Emporbringung derselben immer mehr
auftauchen!

Zwar waren die Erschütterungen, welche die Mercantilwelt in
der ersten Zeit der gegenwärtigen Finanzverwaltung erlitt, die heftig¬
sten, welche von ihr je erlebt worden waren, indem zwei der ersten
Wiener Häuser gleichzeitig zusammenbrachen, anderer keineswegs un-


einer Zinsengarantie für die ihrer Vollendung schon nahen Eisenbahn-'
Unternehmungen fortwährend zu versagen gut befunden hat. Hier aber,
wo das im ersten Beginn begriffene Unternehmen—von unberechen¬
barer Wichtigkeit für die ganze Monarchie, wie für das gesammte
Italien- in Stockung zu gerathen schien, und wo ein früher ge¬
triebenes verderbliches Spiel mit einer unfruchtbaren Lurusbahn ab¬
schreckend auf das Publicum eingewirkt hatte, konnte jener Schritt
nur von der höchsten Weisheit eingegeben erscheinen.

Wenn wir nun noch einen Blick auf das Bankwesen unter der '
heutigen Finanzverwaltung werfen, so können wir die Beredsamkeit
der Ziffern ebenso in ihrer Größe, wie in ihrer Kürze vorwalten
lassen.

Wir haben früher gesehen, wie das Bankportefeuille auf acht¬
unddreißig Millionen angewachsen und der Silbervorrath auf sieben¬
zehn Millionen geschmolzen war. Zur Zeit, da ich dieses nieder¬
schreibe, beträgt das Portefeuille der Bank circa einundzwanzig Mil¬
lionen, und der Silbervorrath hat die nie geglaubte Höhe von fünf
und siebenzig Millionen Gulden überstiegen.
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Unter jenenenundzwzgonenbendensich aber mit
höchst geringen Ausnahmen lauter reale, durch wirklichen Handel
und wahrhafte Industrie hervorgerufene Wechsel, so daß hier aber¬
mals ein Fall eintritt, wo weniger mehr ist. Dabei ist der grö¬
ßere Theil der ungedeckten Darlehen der Bank an den Staat zurück¬
gezahlt, und das Vertrauen in jenes Institut hat sich auch anderwei¬
tig so erkräftigt, daß dessen Actien ganz dem Verkehr entzogen und
dem so lange damit gehegten Börsenspiel völlig entnommen erscheinen,
wiewohl sie nach ihrem jetzigen Erträgniß kaum viel über vier Pro¬
cent abwerfen.bl

Wer wollte aber in Arede stelen, welchen bedeutenden Aufschwung
Handel und Industrie in den letzteren Jahren genommen und
welche liberale Grundsätze zur Emporbringung derselben immer mehr
auftauchen!

Zwar waren die Erschütterungen, welche die Mercantilwelt in
der ersten Zeit der gegenwärtigen Finanzverwaltung erlitt, die heftig¬
sten, welche von ihr je erlebt worden waren, indem zwei der ersten
Wiener Häuser gleichzeitig zusammenbrachen, anderer keineswegs un-


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[0423] einer Zinsengarantie für die ihrer Vollendung schon nahen Eisenbahn-' Unternehmungen fortwährend zu versagen gut befunden hat. Hier aber, wo das im ersten Beginn begriffene Unternehmen—von unberechen¬ barer Wichtigkeit für die ganze Monarchie, wie für das gesammte Italien- in Stockung zu gerathen schien, und wo ein früher ge¬ triebenes verderbliches Spiel mit einer unfruchtbaren Lurusbahn ab¬ schreckend auf das Publicum eingewirkt hatte, konnte jener Schritt nur von der höchsten Weisheit eingegeben erscheinen. Wenn wir nun noch einen Blick auf das Bankwesen unter der ' heutigen Finanzverwaltung werfen, so können wir die Beredsamkeit der Ziffern ebenso in ihrer Größe, wie in ihrer Kürze vorwalten lassen. Wir haben früher gesehen, wie das Bankportefeuille auf acht¬ unddreißig Millionen angewachsen und der Silbervorrath auf sieben¬ zehn Millionen geschmolzen war. Zur Zeit, da ich dieses nieder¬ schreibe, beträgt das Portefeuille der Bank circa einundzwanzig Mil¬ lionen, und der Silbervorrath hat die nie geglaubte Höhe von fünf und siebenzig Millionen Gulden überstiegen. aniMll Unter jenenenundzwzgonenbendensich aber mit höchst geringen Ausnahmen lauter reale, durch wirklichen Handel und wahrhafte Industrie hervorgerufene Wechsel, so daß hier aber¬ mals ein Fall eintritt, wo weniger mehr ist. Dabei ist der grö¬ ßere Theil der ungedeckten Darlehen der Bank an den Staat zurück¬ gezahlt, und das Vertrauen in jenes Institut hat sich auch anderwei¬ tig so erkräftigt, daß dessen Actien ganz dem Verkehr entzogen und dem so lange damit gehegten Börsenspiel völlig entnommen erscheinen, wiewohl sie nach ihrem jetzigen Erträgniß kaum viel über vier Pro¬ cent abwerfen.bl Wer wollte aber in Arede stelen, welchen bedeutenden Aufschwung Handel und Industrie in den letzteren Jahren genommen und welche liberale Grundsätze zur Emporbringung derselben immer mehr auftauchen! Zwar waren die Erschütterungen, welche die Mercantilwelt in der ersten Zeit der gegenwärtigen Finanzverwaltung erlitt, die heftig¬ sten, welche von ihr je erlebt worden waren, indem zwei der ersten Wiener Häuser gleichzeitig zusammenbrachen, anderer keineswegs un-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341546_180558/423>, abgerufen am 23.07.2024.