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Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. I. Band.

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Aus Wien.
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Schreiner. -- Auf nach Norden! -- Grün, Zedlitz, Vogt. -- Juristische und
medizinische Literatur. -- Meißner gegen Liebig. -- Kaltenvaek.

Was sagen Sie dazu, ein pergamentener Doctor (Sie wissen,
aus welchem Felle Pergament bereitet wird) und Professor G. F.
Schreiner hat über die Sprachweise Gratz und Gratz ein Buch von
hundertzwei und fünfzig großen Octav-Seiten herausgegeben und
Sie können somit beruhigt sein, daß die Langeweile noch lange, lange
gesund fortleben wird. -- So eben ist ein Buch unter dem Titel:
"Auf nach Norden", Gedicht in sieben Gesängen, in Leipzig erschie¬
nen, das einen Wiener zum Verfasser hat. Bereits vor fünf Jahren
gab er ein Bändchen episch-lyrischer Gedichte unter dem Titel "Ma¬
rien-Kränze" heraus, welches in ihm ein angenehmes, wenn auch
noch nicht völlig abgeklärtes Talent erkennen ließ; jetzt tritt es uns
durch Schilderung des Nordens, den der Dichter bereiste, entschiede¬
ner entgegen. Der unter dem Namen Eginhard sich bergende Dichter
ist ein Freiherr von Buschmann, der mit der Gräfin Hahn-Hahn das
traurige Schicksal zu erwarten hat, in Folge einer Dieffenbach'schen
Cur, der er sich vor einigen Jahren unterzog, zu erblinden. -- Ana-
stasius Grün war einige Tage hier anwesend und bereitet eine voll¬
endete Uebersetzung: Krainerische Volkslieder (des Grafen bedeutende
Besitzung, auf der er lebt, Thüren am Hart, liegt in Krain) zum
Drucke vor. Seine "Nibelungen im Frack" gingen, wohl durch die
Kinnladenverrenkende Gewalt der Verse, in Oesterreich fast spurlos vor¬
über; dafür meinen die Zartheit und Romantik düftelnden Salon-
Damen sich für lange Zeit mit der Natur abgefunden zu haben,
wenn sie Jedlitzens "Waldfräulein" schön finden, von welchem einer


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Aus Wien.
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Schreiner. — Auf nach Norden! — Grün, Zedlitz, Vogt. — Juristische und
medizinische Literatur. — Meißner gegen Liebig. — Kaltenvaek.

Was sagen Sie dazu, ein pergamentener Doctor (Sie wissen,
aus welchem Felle Pergament bereitet wird) und Professor G. F.
Schreiner hat über die Sprachweise Gratz und Gratz ein Buch von
hundertzwei und fünfzig großen Octav-Seiten herausgegeben und
Sie können somit beruhigt sein, daß die Langeweile noch lange, lange
gesund fortleben wird. — So eben ist ein Buch unter dem Titel:
„Auf nach Norden", Gedicht in sieben Gesängen, in Leipzig erschie¬
nen, das einen Wiener zum Verfasser hat. Bereits vor fünf Jahren
gab er ein Bändchen episch-lyrischer Gedichte unter dem Titel „Ma¬
rien-Kränze" heraus, welches in ihm ein angenehmes, wenn auch
noch nicht völlig abgeklärtes Talent erkennen ließ; jetzt tritt es uns
durch Schilderung des Nordens, den der Dichter bereiste, entschiede¬
ner entgegen. Der unter dem Namen Eginhard sich bergende Dichter
ist ein Freiherr von Buschmann, der mit der Gräfin Hahn-Hahn das
traurige Schicksal zu erwarten hat, in Folge einer Dieffenbach'schen
Cur, der er sich vor einigen Jahren unterzog, zu erblinden. — Ana-
stasius Grün war einige Tage hier anwesend und bereitet eine voll¬
endete Uebersetzung: Krainerische Volkslieder (des Grafen bedeutende
Besitzung, auf der er lebt, Thüren am Hart, liegt in Krain) zum
Drucke vor. Seine „Nibelungen im Frack" gingen, wohl durch die
Kinnladenverrenkende Gewalt der Verse, in Oesterreich fast spurlos vor¬
über; dafür meinen die Zartheit und Romantik düftelnden Salon-
Damen sich für lange Zeit mit der Natur abgefunden zu haben,
wenn sie Jedlitzens „Waldfräulein" schön finden, von welchem einer


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[0380] T a g e b u all . ^ i. Aus Wien. ' -."-'!i4.5Z Schreiner. — Auf nach Norden! — Grün, Zedlitz, Vogt. — Juristische und medizinische Literatur. — Meißner gegen Liebig. — Kaltenvaek. Was sagen Sie dazu, ein pergamentener Doctor (Sie wissen, aus welchem Felle Pergament bereitet wird) und Professor G. F. Schreiner hat über die Sprachweise Gratz und Gratz ein Buch von hundertzwei und fünfzig großen Octav-Seiten herausgegeben und Sie können somit beruhigt sein, daß die Langeweile noch lange, lange gesund fortleben wird. — So eben ist ein Buch unter dem Titel: „Auf nach Norden", Gedicht in sieben Gesängen, in Leipzig erschie¬ nen, das einen Wiener zum Verfasser hat. Bereits vor fünf Jahren gab er ein Bändchen episch-lyrischer Gedichte unter dem Titel „Ma¬ rien-Kränze" heraus, welches in ihm ein angenehmes, wenn auch noch nicht völlig abgeklärtes Talent erkennen ließ; jetzt tritt es uns durch Schilderung des Nordens, den der Dichter bereiste, entschiede¬ ner entgegen. Der unter dem Namen Eginhard sich bergende Dichter ist ein Freiherr von Buschmann, der mit der Gräfin Hahn-Hahn das traurige Schicksal zu erwarten hat, in Folge einer Dieffenbach'schen Cur, der er sich vor einigen Jahren unterzog, zu erblinden. — Ana- stasius Grün war einige Tage hier anwesend und bereitet eine voll¬ endete Uebersetzung: Krainerische Volkslieder (des Grafen bedeutende Besitzung, auf der er lebt, Thüren am Hart, liegt in Krain) zum Drucke vor. Seine „Nibelungen im Frack" gingen, wohl durch die Kinnladenverrenkende Gewalt der Verse, in Oesterreich fast spurlos vor¬ über; dafür meinen die Zartheit und Romantik düftelnden Salon- Damen sich für lange Zeit mit der Natur abgefunden zu haben, wenn sie Jedlitzens „Waldfräulein" schön finden, von welchem einer

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341546_180558/380>, abgerufen am 22.12.2024.