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Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. I. Band.

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sich des Perlengeschmcideö bereits entledigt, und ließ sich in einen
Sessel nieder, die schüchtern Nahende zu sich heranwinkend, worauf
die Strafpredigt begann, von der Aermsten, der sie galt, schweigend
und mit Thränen hingenommen. -- Ich sehe Alles ein, meine theuerste
Fürstin und Wohlthäterin, entgegnete sie endlich auf die wiederholte
Schlußfrage der Dame: Habe ich nicht Recht? und würde meinerseits
auch sogleich und unbedingt entsagen, wenn ich nur nicht fürchten
müßte, Don Thomaso dadurch für immer unglücklich zu machen! --
Bah, mein Kind! welche romantische Ideen! rief hier die Fürstin fast
lachend, kennst Du denn unsere junge Männerwelt noch so wenig?
Du bist nicht seine erste Liebe und wirst nicht seine letzte sein) darum
mache Dir keine Sorgen!

Das war freilich ein schlechter Trost für ein Herz, dem Liebe
und Ewigkeit noch eins galt, was aber blieb der armen abhängigen
Elise anders übrig, als Alles, was verlangt wurde, zu versprechen?
Zwar hatte sie anfangs, gleich Don Thomaso, sich mit der Hoffnung
geschmeichelt, es werde der Fürstin ein Leichtes sein, über einen ge¬
ringen Theil ihrer Einkünfte zu Gunsten derer, die sie liebte, zu ver¬
fügen, und so ihre Verbindung möglich zu machen, doch mußte sie
jetzt, nach dem, was die sonst immer so gern wohlthätige Frau ihr
über ihre Vermögensverhältnisse in Bezug zum Fürsten auseinander¬
setzte, leider das Gegentheil einsehen. Ohne diesen konnte Nichts ge¬
schehen. Und was ließ sich hier von ihm erwarten, da er für die
zahlreichen Vorbilder hinsichtlich Lorenzo's und Marianna Ricci's
gänzlich taub blieb? -- Du hast mich so schon oft weinen sehen in
diesem herrlichen Palaste, sagte zuletzt noch die Fürstin; glaube
mir, bracht' ich diese Sache zur Sprache, wäre es ganz um meine
Ruhe geschehen!




sich des Perlengeschmcideö bereits entledigt, und ließ sich in einen
Sessel nieder, die schüchtern Nahende zu sich heranwinkend, worauf
die Strafpredigt begann, von der Aermsten, der sie galt, schweigend
und mit Thränen hingenommen. — Ich sehe Alles ein, meine theuerste
Fürstin und Wohlthäterin, entgegnete sie endlich auf die wiederholte
Schlußfrage der Dame: Habe ich nicht Recht? und würde meinerseits
auch sogleich und unbedingt entsagen, wenn ich nur nicht fürchten
müßte, Don Thomaso dadurch für immer unglücklich zu machen! —
Bah, mein Kind! welche romantische Ideen! rief hier die Fürstin fast
lachend, kennst Du denn unsere junge Männerwelt noch so wenig?
Du bist nicht seine erste Liebe und wirst nicht seine letzte sein) darum
mache Dir keine Sorgen!

Das war freilich ein schlechter Trost für ein Herz, dem Liebe
und Ewigkeit noch eins galt, was aber blieb der armen abhängigen
Elise anders übrig, als Alles, was verlangt wurde, zu versprechen?
Zwar hatte sie anfangs, gleich Don Thomaso, sich mit der Hoffnung
geschmeichelt, es werde der Fürstin ein Leichtes sein, über einen ge¬
ringen Theil ihrer Einkünfte zu Gunsten derer, die sie liebte, zu ver¬
fügen, und so ihre Verbindung möglich zu machen, doch mußte sie
jetzt, nach dem, was die sonst immer so gern wohlthätige Frau ihr
über ihre Vermögensverhältnisse in Bezug zum Fürsten auseinander¬
setzte, leider das Gegentheil einsehen. Ohne diesen konnte Nichts ge¬
schehen. Und was ließ sich hier von ihm erwarten, da er für die
zahlreichen Vorbilder hinsichtlich Lorenzo's und Marianna Ricci's
gänzlich taub blieb? — Du hast mich so schon oft weinen sehen in
diesem herrlichen Palaste, sagte zuletzt noch die Fürstin; glaube
mir, bracht' ich diese Sache zur Sprache, wäre es ganz um meine
Ruhe geschehen!




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[0261] sich des Perlengeschmcideö bereits entledigt, und ließ sich in einen Sessel nieder, die schüchtern Nahende zu sich heranwinkend, worauf die Strafpredigt begann, von der Aermsten, der sie galt, schweigend und mit Thränen hingenommen. — Ich sehe Alles ein, meine theuerste Fürstin und Wohlthäterin, entgegnete sie endlich auf die wiederholte Schlußfrage der Dame: Habe ich nicht Recht? und würde meinerseits auch sogleich und unbedingt entsagen, wenn ich nur nicht fürchten müßte, Don Thomaso dadurch für immer unglücklich zu machen! — Bah, mein Kind! welche romantische Ideen! rief hier die Fürstin fast lachend, kennst Du denn unsere junge Männerwelt noch so wenig? Du bist nicht seine erste Liebe und wirst nicht seine letzte sein) darum mache Dir keine Sorgen! Das war freilich ein schlechter Trost für ein Herz, dem Liebe und Ewigkeit noch eins galt, was aber blieb der armen abhängigen Elise anders übrig, als Alles, was verlangt wurde, zu versprechen? Zwar hatte sie anfangs, gleich Don Thomaso, sich mit der Hoffnung geschmeichelt, es werde der Fürstin ein Leichtes sein, über einen ge¬ ringen Theil ihrer Einkünfte zu Gunsten derer, die sie liebte, zu ver¬ fügen, und so ihre Verbindung möglich zu machen, doch mußte sie jetzt, nach dem, was die sonst immer so gern wohlthätige Frau ihr über ihre Vermögensverhältnisse in Bezug zum Fürsten auseinander¬ setzte, leider das Gegentheil einsehen. Ohne diesen konnte Nichts ge¬ schehen. Und was ließ sich hier von ihm erwarten, da er für die zahlreichen Vorbilder hinsichtlich Lorenzo's und Marianna Ricci's gänzlich taub blieb? — Du hast mich so schon oft weinen sehen in diesem herrlichen Palaste, sagte zuletzt noch die Fürstin; glaube mir, bracht' ich diese Sache zur Sprache, wäre es ganz um meine Ruhe geschehen!

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341546_180558/261>, abgerufen am 23.07.2024.