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Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. I. Band.

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denkt. Ahnen hat er genug, darin braucht ihm Niemand mehr etwas
zuzubringen, doch um den angeerbten Glanz derselben ungetrübt zu
erhalten, handelt es sich um Geld -- um viel Geld -- und leider
schir das der holden Marianna! -- In der That, es steht einem
Fürsten von solchem Geschlecht übel an, stets kaufmännische Specu-
lationen zu machen, rief hier Don Lorenzo mit einem höhnischen
Lachen. Die Fürstin aber sagte empfindlich: Wenn diese kaufmän¬
nischen Spekulationen gelingen, sind sie in der That ganz vortrefflich,
um schlecht arrangirte fürstliche Häuser wieder in die Höhe zu brin¬
gen. Ein Glück für den Fürsten Thomas, daß mein Bater Handel
auf dem schwarzen Meere trieb; und auch seinen Söhnen kommt es
wohl zu gute! -- Vergebung! bat der junge Mann mit neuem,
wiederholtem Handkuß und im Tone wirklichen Gefühls, ich über¬
eilte mich, aber meine theure Mutter weiß zu gut, wie ihre Söhne
auch noch in edlerer Rücksicht als auf das leidige Geld ihren Ein^
tritt in unsere Familie zu schätzen wissen! -- Ja, ja, Ihr seid gute
Kinder! entgegnete darauf die Fürstin, vollkommen beschwichtigt, und
mit einem freundlichen Blick auf ihren Liebling Lorenzo; und ich
möchte gern Euer Aller Glück, wenn mein Bestreben nur nicht so oft
an dem Starrsinn Eures Vaters scheiterte. Dennoch wollen wir noch
nicht alle Hoffnung in diesem Falle aufgeben. Don Hen hat auch
seine Vermittlung versprochen; vielleicht legt selbst der Großherzog
ein gutes Wort ein und am Ende reussiren wir doch. Nur vor allen
Dingen Geduld und ja kein Trotz, der würde die ganze Angelegen¬
heit rettungslos verderben!

Da trat wiederum der goldbetreßte Mohr ein und meldete der
Stiefsöhne dritten: Don Thomaso de' Principe Martini, worauf sich
Lorenzo, noch ein Mal sein Glück der mütterlichen Vorsorge anem¬
pfehlend, beurlaubte. -- Heilige Jungfrau! sagte die Fürstin, sobald
sie allein war, sich fächelnd; waS wird aus meinen Briefen nach
Rußland werden, ich komme ja gar nicht zu Athem, und die Hitze
erdrückt mich! Da öffnete sich auch bereits die Thür und es er¬
schien Don Thomaso, ein sehr schöner junger Mann; seine schwarzen
Augen sprühten Feuer, seine Adlernase über einem fein gespaltenen
Mund gaben dem Antlitz etwas JmponirendcS, dem aber doch zu¬
gleich, wenn er lächelte, nicht das Einnehmende fehlte, und da die¬
ser wohlgebildete Kopf auf einem im Uebrigen ebenfalls tadellosen


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denkt. Ahnen hat er genug, darin braucht ihm Niemand mehr etwas
zuzubringen, doch um den angeerbten Glanz derselben ungetrübt zu
erhalten, handelt es sich um Geld — um viel Geld — und leider
schir das der holden Marianna! — In der That, es steht einem
Fürsten von solchem Geschlecht übel an, stets kaufmännische Specu-
lationen zu machen, rief hier Don Lorenzo mit einem höhnischen
Lachen. Die Fürstin aber sagte empfindlich: Wenn diese kaufmän¬
nischen Spekulationen gelingen, sind sie in der That ganz vortrefflich,
um schlecht arrangirte fürstliche Häuser wieder in die Höhe zu brin¬
gen. Ein Glück für den Fürsten Thomas, daß mein Bater Handel
auf dem schwarzen Meere trieb; und auch seinen Söhnen kommt es
wohl zu gute! — Vergebung! bat der junge Mann mit neuem,
wiederholtem Handkuß und im Tone wirklichen Gefühls, ich über¬
eilte mich, aber meine theure Mutter weiß zu gut, wie ihre Söhne
auch noch in edlerer Rücksicht als auf das leidige Geld ihren Ein^
tritt in unsere Familie zu schätzen wissen! — Ja, ja, Ihr seid gute
Kinder! entgegnete darauf die Fürstin, vollkommen beschwichtigt, und
mit einem freundlichen Blick auf ihren Liebling Lorenzo; und ich
möchte gern Euer Aller Glück, wenn mein Bestreben nur nicht so oft
an dem Starrsinn Eures Vaters scheiterte. Dennoch wollen wir noch
nicht alle Hoffnung in diesem Falle aufgeben. Don Hen hat auch
seine Vermittlung versprochen; vielleicht legt selbst der Großherzog
ein gutes Wort ein und am Ende reussiren wir doch. Nur vor allen
Dingen Geduld und ja kein Trotz, der würde die ganze Angelegen¬
heit rettungslos verderben!

Da trat wiederum der goldbetreßte Mohr ein und meldete der
Stiefsöhne dritten: Don Thomaso de' Principe Martini, worauf sich
Lorenzo, noch ein Mal sein Glück der mütterlichen Vorsorge anem¬
pfehlend, beurlaubte. — Heilige Jungfrau! sagte die Fürstin, sobald
sie allein war, sich fächelnd; waS wird aus meinen Briefen nach
Rußland werden, ich komme ja gar nicht zu Athem, und die Hitze
erdrückt mich! Da öffnete sich auch bereits die Thür und es er¬
schien Don Thomaso, ein sehr schöner junger Mann; seine schwarzen
Augen sprühten Feuer, seine Adlernase über einem fein gespaltenen
Mund gaben dem Antlitz etwas JmponirendcS, dem aber doch zu¬
gleich, wenn er lächelte, nicht das Einnehmende fehlte, und da die¬
ser wohlgebildete Kopf auf einem im Uebrigen ebenfalls tadellosen


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341546_180558/251>, abgerufen am 23.12.2024.