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Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. I. Band.

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zwei Cursen der ausführlichere Artillerieunterricht, -- Fortifications--
lehre, ausführlicher Batterienbau, Situations- und Linienzeichnung
und militärische Aufsatzlehre vorgetragen.

An diesen Gymnasien herrscht, wie sich von solchen ausgewähl¬
ten Leuten, die theils bessere Erziehung genossen haben, oder doch
wenigstens nach einiger Bildung streben und zu höheren Chargen
bestimmt sind, erwarten läßt, ein feinerer Ton, und selbst das ver¬
ächtliche Er wird so viel als möglich von Oben vermieden. Bestra¬
fungen pflegen selten bei Freauentanten einzutreten, und treten selbe
ein, so betrifft es gewöhnlich nur solche, die irgend eine Protection
genießen; denn jede Bestrafung von Belang, ja selbst der Unfleiß,
mag der Fortschritt noch so gut sein, zieht schon die Strafe des Ein-
rückens zur Compagnie nach sich. Hat ein solcher Schüler die zwei
Lehrcurse zur Zufriedenheit seiner Vorgesetzten und mit Nutzen voll¬
endet, so wird der absolvirte Negimentsschüler entweder zum Bom¬
bardier, oder zum Korporal befördert. Ist der Schüler Korporal oder
Feldwebel, so haben beide ohne Unterschied ihrer Grade Ansprüche
auf die Feuerwerkerscharge. Gewöhnlich aber rücken beide zu ihrer
Compagnie ohne Beförderung ein, weil man im Bombardier-Corps,
der hohen Schule der Artillerie, einen Ueberfluß an abfolvirten hö¬
heren Schülern hat, die man aus Mangel an Vacanz nicht beför¬
dern kann,und jene erst den sogenannten höhern Curs durchmachen müssen.

Mit den absolvirten Regimentsschülern wird der Abgang des
Bombardier-Corps, der eigentlichen Universität der Artillerie, ergänzt.
Jeder Ankömmling muß sich einer Prüfung unterwerfen, und gewöhn¬
lich muß ein bereits mit Eminenz im Regiment absolvirter Geome-
trist den allerersten Curs im Bombardier-Corps anfangen. Der Un¬
terricht wird in allen Fächern, als: Mathematik mit ihren Zweigen,
Zeichnungskunst, ausführende Aufsatzlehre, Artilleriewissenschaft, Welt¬
geschichte und Geographie, Physik und Chemie, dann Französisch und
Italienisch von Oberoffizieren ertheilt, welche als Professoren angestellt
sind und alle ihrem Fach mit Würde vorstehen. An Ausbildungs-
mitteln fehlt es durchaus nicht, wohin auch eine zahlreiche Bibliothek,
welche dieses Corps zur allgemeinen Benützung besitzt, gezählt werden
muß. -- Das Bombardier-Corps besteht aus circa siebenhundert szien-
tifisch gebildeten Menschen, aus deren Mitte die Artillerieoffiziere her¬
vorgehen, und man kann dreist behaupten, daß in Europa kein Corps


zwei Cursen der ausführlichere Artillerieunterricht, — Fortifications--
lehre, ausführlicher Batterienbau, Situations- und Linienzeichnung
und militärische Aufsatzlehre vorgetragen.

An diesen Gymnasien herrscht, wie sich von solchen ausgewähl¬
ten Leuten, die theils bessere Erziehung genossen haben, oder doch
wenigstens nach einiger Bildung streben und zu höheren Chargen
bestimmt sind, erwarten läßt, ein feinerer Ton, und selbst das ver¬
ächtliche Er wird so viel als möglich von Oben vermieden. Bestra¬
fungen pflegen selten bei Freauentanten einzutreten, und treten selbe
ein, so betrifft es gewöhnlich nur solche, die irgend eine Protection
genießen; denn jede Bestrafung von Belang, ja selbst der Unfleiß,
mag der Fortschritt noch so gut sein, zieht schon die Strafe des Ein-
rückens zur Compagnie nach sich. Hat ein solcher Schüler die zwei
Lehrcurse zur Zufriedenheit seiner Vorgesetzten und mit Nutzen voll¬
endet, so wird der absolvirte Negimentsschüler entweder zum Bom¬
bardier, oder zum Korporal befördert. Ist der Schüler Korporal oder
Feldwebel, so haben beide ohne Unterschied ihrer Grade Ansprüche
auf die Feuerwerkerscharge. Gewöhnlich aber rücken beide zu ihrer
Compagnie ohne Beförderung ein, weil man im Bombardier-Corps,
der hohen Schule der Artillerie, einen Ueberfluß an abfolvirten hö¬
heren Schülern hat, die man aus Mangel an Vacanz nicht beför¬
dern kann,und jene erst den sogenannten höhern Curs durchmachen müssen.

Mit den absolvirten Regimentsschülern wird der Abgang des
Bombardier-Corps, der eigentlichen Universität der Artillerie, ergänzt.
Jeder Ankömmling muß sich einer Prüfung unterwerfen, und gewöhn¬
lich muß ein bereits mit Eminenz im Regiment absolvirter Geome-
trist den allerersten Curs im Bombardier-Corps anfangen. Der Un¬
terricht wird in allen Fächern, als: Mathematik mit ihren Zweigen,
Zeichnungskunst, ausführende Aufsatzlehre, Artilleriewissenschaft, Welt¬
geschichte und Geographie, Physik und Chemie, dann Französisch und
Italienisch von Oberoffizieren ertheilt, welche als Professoren angestellt
sind und alle ihrem Fach mit Würde vorstehen. An Ausbildungs-
mitteln fehlt es durchaus nicht, wohin auch eine zahlreiche Bibliothek,
welche dieses Corps zur allgemeinen Benützung besitzt, gezählt werden
muß. — Das Bombardier-Corps besteht aus circa siebenhundert szien-
tifisch gebildeten Menschen, aus deren Mitte die Artillerieoffiziere her¬
vorgehen, und man kann dreist behaupten, daß in Europa kein Corps


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[0022] zwei Cursen der ausführlichere Artillerieunterricht, — Fortifications-- lehre, ausführlicher Batterienbau, Situations- und Linienzeichnung und militärische Aufsatzlehre vorgetragen. An diesen Gymnasien herrscht, wie sich von solchen ausgewähl¬ ten Leuten, die theils bessere Erziehung genossen haben, oder doch wenigstens nach einiger Bildung streben und zu höheren Chargen bestimmt sind, erwarten läßt, ein feinerer Ton, und selbst das ver¬ ächtliche Er wird so viel als möglich von Oben vermieden. Bestra¬ fungen pflegen selten bei Freauentanten einzutreten, und treten selbe ein, so betrifft es gewöhnlich nur solche, die irgend eine Protection genießen; denn jede Bestrafung von Belang, ja selbst der Unfleiß, mag der Fortschritt noch so gut sein, zieht schon die Strafe des Ein- rückens zur Compagnie nach sich. Hat ein solcher Schüler die zwei Lehrcurse zur Zufriedenheit seiner Vorgesetzten und mit Nutzen voll¬ endet, so wird der absolvirte Negimentsschüler entweder zum Bom¬ bardier, oder zum Korporal befördert. Ist der Schüler Korporal oder Feldwebel, so haben beide ohne Unterschied ihrer Grade Ansprüche auf die Feuerwerkerscharge. Gewöhnlich aber rücken beide zu ihrer Compagnie ohne Beförderung ein, weil man im Bombardier-Corps, der hohen Schule der Artillerie, einen Ueberfluß an abfolvirten hö¬ heren Schülern hat, die man aus Mangel an Vacanz nicht beför¬ dern kann,und jene erst den sogenannten höhern Curs durchmachen müssen. Mit den absolvirten Regimentsschülern wird der Abgang des Bombardier-Corps, der eigentlichen Universität der Artillerie, ergänzt. Jeder Ankömmling muß sich einer Prüfung unterwerfen, und gewöhn¬ lich muß ein bereits mit Eminenz im Regiment absolvirter Geome- trist den allerersten Curs im Bombardier-Corps anfangen. Der Un¬ terricht wird in allen Fächern, als: Mathematik mit ihren Zweigen, Zeichnungskunst, ausführende Aufsatzlehre, Artilleriewissenschaft, Welt¬ geschichte und Geographie, Physik und Chemie, dann Französisch und Italienisch von Oberoffizieren ertheilt, welche als Professoren angestellt sind und alle ihrem Fach mit Würde vorstehen. An Ausbildungs- mitteln fehlt es durchaus nicht, wohin auch eine zahlreiche Bibliothek, welche dieses Corps zur allgemeinen Benützung besitzt, gezählt werden muß. — Das Bombardier-Corps besteht aus circa siebenhundert szien- tifisch gebildeten Menschen, aus deren Mitte die Artillerieoffiziere her¬ vorgehen, und man kann dreist behaupten, daß in Europa kein Corps

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341546_180558/22>, abgerufen am 23.12.2024.