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Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. I. Band.

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Arbeiten fort; hier und da gibt ihnen ein Aufseher eine neue Rich¬
tung, bringt neue Arbeit herbei und die Maschine, die ihr Werk ge¬
endigt, zum Stehen. Alles geschieht, ohne daß ein Wort gesprochen, ein
Befehl gegeben würde, in vorgeschriebener Ordnung, nur begleitet von
dem Wirbeln der großen Walze, die alle Kraft enthält, dem Schnur¬
ren der Riemen, die die Walze mit den einzelnen Maschinen in Ver¬
bindung setzen, dem Schwingen der Räder und dem Kreischen und
Knarren der Meißel und Bohrer.

Wer muß nicht staunen, wenn er hier die Maschinen mit
größter Genauigkeit das hervorbringen und vollenden sieht, was wir
als von Menschenhand verfertigt bewundern würden! Aber Alles
gelingt den Maschinen doch nicht; deshalb finden wir auf unse-
5em langen Wege noch eine Reihe von Schmieden und Werkstätten,
wo die kleineren zum Maschinenbau nöthigen Stücke durch Arbeiter
zubereitet und ihrer Vollendung nahe gebracht werden.

Diejenige Werkstätte jedoch, wo die Maschine ganz in den Hin¬
tergrund tritt als Helferin, wo sie höchstens zum Herbeischaffen und
Fortbringen angewendet wird, ist das große Atelier der Locomotiven.
Hier in dem weiten, von Eisenbahnen durchschnittenen und durchkreuz¬
ten Saale staunt man die glänzend polirten, zum Gebrauche fertigen
Locomotiven neben den halbgefertigten und den eben begonnenen an;
man sieht diese Wunder der Industrie aus den in so vielen Werk¬
stätten vorbereiteten Einzeltheilen gleichsam unter seinen Augen ent¬
stehen, und hier ist es wieder der Mensch selbst, der uns entgegen¬
tritt, und zwar als der Vollender des Ganzen. Er, der den Plan
entworfen und das Einzelne durch die verschiedenen Naturkräfte hat
ausführen lassen, vereinigt jetzt die Theile zum vollendeten, wirksamen
Ganzen. Hier ist es, wo die Maschine, die noch so künstlich gelei¬
tete Naturkraft, den thätigen und prüfenden Geist des Menschen nie
wird ersetzen können!

Und somit wären wir denn wieder angekommen nahe beim
Eingange, wir haben die Kohlen hervorheben, das Eisenerz ankom¬
men und schmelzen sehen, wir haben das Metall verfolgt in seinen
vielen Gestaltungen, bis die Locomotive auf der einen, das Dampf¬
schiff auf der andern Seite, den Sieg des menschlichen Geistes über
den Naturstoff bekundend, stolz und prächtig hervorgehen; und es bleibt
uns Nichts übrig, als die ungeheuren Säle in Augenschein zu meh-


Arbeiten fort; hier und da gibt ihnen ein Aufseher eine neue Rich¬
tung, bringt neue Arbeit herbei und die Maschine, die ihr Werk ge¬
endigt, zum Stehen. Alles geschieht, ohne daß ein Wort gesprochen, ein
Befehl gegeben würde, in vorgeschriebener Ordnung, nur begleitet von
dem Wirbeln der großen Walze, die alle Kraft enthält, dem Schnur¬
ren der Riemen, die die Walze mit den einzelnen Maschinen in Ver¬
bindung setzen, dem Schwingen der Räder und dem Kreischen und
Knarren der Meißel und Bohrer.

Wer muß nicht staunen, wenn er hier die Maschinen mit
größter Genauigkeit das hervorbringen und vollenden sieht, was wir
als von Menschenhand verfertigt bewundern würden! Aber Alles
gelingt den Maschinen doch nicht; deshalb finden wir auf unse-
5em langen Wege noch eine Reihe von Schmieden und Werkstätten,
wo die kleineren zum Maschinenbau nöthigen Stücke durch Arbeiter
zubereitet und ihrer Vollendung nahe gebracht werden.

Diejenige Werkstätte jedoch, wo die Maschine ganz in den Hin¬
tergrund tritt als Helferin, wo sie höchstens zum Herbeischaffen und
Fortbringen angewendet wird, ist das große Atelier der Locomotiven.
Hier in dem weiten, von Eisenbahnen durchschnittenen und durchkreuz¬
ten Saale staunt man die glänzend polirten, zum Gebrauche fertigen
Locomotiven neben den halbgefertigten und den eben begonnenen an;
man sieht diese Wunder der Industrie aus den in so vielen Werk¬
stätten vorbereiteten Einzeltheilen gleichsam unter seinen Augen ent¬
stehen, und hier ist es wieder der Mensch selbst, der uns entgegen¬
tritt, und zwar als der Vollender des Ganzen. Er, der den Plan
entworfen und das Einzelne durch die verschiedenen Naturkräfte hat
ausführen lassen, vereinigt jetzt die Theile zum vollendeten, wirksamen
Ganzen. Hier ist es, wo die Maschine, die noch so künstlich gelei¬
tete Naturkraft, den thätigen und prüfenden Geist des Menschen nie
wird ersetzen können!

Und somit wären wir denn wieder angekommen nahe beim
Eingange, wir haben die Kohlen hervorheben, das Eisenerz ankom¬
men und schmelzen sehen, wir haben das Metall verfolgt in seinen
vielen Gestaltungen, bis die Locomotive auf der einen, das Dampf¬
schiff auf der andern Seite, den Sieg des menschlichen Geistes über
den Naturstoff bekundend, stolz und prächtig hervorgehen; und es bleibt
uns Nichts übrig, als die ungeheuren Säle in Augenschein zu meh-


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[0160] Arbeiten fort; hier und da gibt ihnen ein Aufseher eine neue Rich¬ tung, bringt neue Arbeit herbei und die Maschine, die ihr Werk ge¬ endigt, zum Stehen. Alles geschieht, ohne daß ein Wort gesprochen, ein Befehl gegeben würde, in vorgeschriebener Ordnung, nur begleitet von dem Wirbeln der großen Walze, die alle Kraft enthält, dem Schnur¬ ren der Riemen, die die Walze mit den einzelnen Maschinen in Ver¬ bindung setzen, dem Schwingen der Räder und dem Kreischen und Knarren der Meißel und Bohrer. Wer muß nicht staunen, wenn er hier die Maschinen mit größter Genauigkeit das hervorbringen und vollenden sieht, was wir als von Menschenhand verfertigt bewundern würden! Aber Alles gelingt den Maschinen doch nicht; deshalb finden wir auf unse- 5em langen Wege noch eine Reihe von Schmieden und Werkstätten, wo die kleineren zum Maschinenbau nöthigen Stücke durch Arbeiter zubereitet und ihrer Vollendung nahe gebracht werden. Diejenige Werkstätte jedoch, wo die Maschine ganz in den Hin¬ tergrund tritt als Helferin, wo sie höchstens zum Herbeischaffen und Fortbringen angewendet wird, ist das große Atelier der Locomotiven. Hier in dem weiten, von Eisenbahnen durchschnittenen und durchkreuz¬ ten Saale staunt man die glänzend polirten, zum Gebrauche fertigen Locomotiven neben den halbgefertigten und den eben begonnenen an; man sieht diese Wunder der Industrie aus den in so vielen Werk¬ stätten vorbereiteten Einzeltheilen gleichsam unter seinen Augen ent¬ stehen, und hier ist es wieder der Mensch selbst, der uns entgegen¬ tritt, und zwar als der Vollender des Ganzen. Er, der den Plan entworfen und das Einzelne durch die verschiedenen Naturkräfte hat ausführen lassen, vereinigt jetzt die Theile zum vollendeten, wirksamen Ganzen. Hier ist es, wo die Maschine, die noch so künstlich gelei¬ tete Naturkraft, den thätigen und prüfenden Geist des Menschen nie wird ersetzen können! Und somit wären wir denn wieder angekommen nahe beim Eingange, wir haben die Kohlen hervorheben, das Eisenerz ankom¬ men und schmelzen sehen, wir haben das Metall verfolgt in seinen vielen Gestaltungen, bis die Locomotive auf der einen, das Dampf¬ schiff auf der andern Seite, den Sieg des menschlichen Geistes über den Naturstoff bekundend, stolz und prächtig hervorgehen; und es bleibt uns Nichts übrig, als die ungeheuren Säle in Augenschein zu meh-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341546_180558/160>, abgerufen am 23.12.2024.